DGL 2022

Der Platz ist der Star in Mannheim-Viernheim


28. Mai 2022 , Thomas Kirmaier


Sie machen den DGL-Spieltag in Mannheim-Viernheim erst möglich: das Greenkeeping-Team um Mark Timberlake (stehend, 2.v.r.)
Sie machen den DGL-Spieltag in Mannheim-Viernheim erst möglich: das Greenkeeping-Team um Mark Timberlake (stehend, 2.v.r.) | © DGV/Kirmaier

Mark Timberlake ist Mannheims neuer Head-Greenkeeper. Golf.de hat er verraten, warum ein Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf in etwa so ist wie ein Nachmittags-Tee mit der Schwiegermutter.

Morgens 8 Uhr in Viernheim. Die Sonne scheint, Fairways und Grüns sind gemäht, die Wiese ist präpariert, der grüne Teppich quasi ausgerollt für die Spielerinnen und Spieler der Deutschen Golf Liga (DGL) presented by All4Golf. Was ein Greenkeeping vor so einem Spieltag leisten muss, haben wir uns im GC Mannheim-Viernheim genauer angeschaut, denn ohne die Männer auf den Mähern läuft mal gar nichts.

Dort schwingt seit Februar 2022 Mark Timberlake das Zepter. „Die Jungs und Mädels werden Spaß haben da draußen. Dafür haben wir gesorgt“, sagt er. Der Mann ist Engländer, kommt aus Buckinghamshire in der Nähe von Oxford. Der versteht etwas von Golf. 19 Jahre lang war er in Lich beschäftigt, wo er dreimal den Kurs fürs Final Four bügeln durfte. Jetzt ist er in Mannheim-Viernheim – und hat eine Vision: „Wir wollen bis 2030 zu den Top 20 in Deutschland gehören.“

Wie ist das eigentlich vor so einem DGL-Wochenende? Was ist für das Team Greenkeeping im Vorfeld so eines Events anders? „Die DGL ist für uns so wie wenn die Schwiegermutter zum Nachmittags-Tee kommt“, sagt Timberlake schmunzelnd. Heißt: feiner Zwirn, gute Manieren. Man putzt sich heraus, wenn sich besonderer Besuch ankündigt. Den Spruch, der auf Englisch noch viel cooler klingt als auf Deutsch, hat er geklaut – vom Course Manager in Carnoustie. Dort, in Schottland, haben sie zwar keine DGL, aber ab und zu die Open Championship. Auch nicht schlecht.

> > > Impressionen vom Samstag


An diesem Wochenende machen also Deutschlands Spitzenamateure Station im GC Mannheim-Viernheim. Die Herren aus der 1. Bundesliga Süd sind da. Also sind die Bedingungen alles andere als Standard. „Die Vorbereitungen auf so ein Event beginnen eigentlich schon Wochen vorher“, erzählt Timberlake. An diesem Wochenende ist aber Matchday, Showdown, Crunchtime. Der Startschuss fiel samstagmorgens um 5 Uhr. Kaffee machen, Mails checken, Teambesprechung. Die Greenkeeping-Crew des GCMV umfasst acht Herren, und da einer kurzfristig ausgefallen ist, springt mit Ted Long mal eben der Pro des Clubs ein und pflegt die Bunker. Ungewöhnlich. Aber Ted Long ist eben Ted Long.

„Wir fangen mit der Practice Area an. Gestern war es windig, da musst du auch die ganzen Äste entfernen“, erzählt Timberlake. Es ist 5.45 Uhr als die ersten Motoren brummen und die Maschinen ausschwärmen. Zuerst das Rough-Programm: schneiden, walzen – und das Ganze nicht nur einmal. Bunker rechen, Löcher versetzen, mähen, Mülleimer leeren, aufräumen. Und wenn alle Bahnen bespielt werden, kehren die Maschinen in die Hallen zurück, wo sie gewaschen und getankt werden, denn am nächsten Tag geht's weiter.

Unter der aufgehenden Sonne arbeiten 16 Hände und 16 Beine mit Hochdruck daran, dass alles passt für die DGL. „Wir wollen beste Bedingungen und einen Top-Platz anbieten“, sagt der Head-Greenkeeper. Es gelingt, die Grüns sind hart und schnell. Und wenn du aus dem Semi-Rough schießen musst, verlierst du schnell die Kontrolle. Timberlake: „Auf diesem Kurs da draußen würden bei den Durchschnitts-Golfern die Handicaps nur so hochschnellen. Da verliert ein Normalo-Golfer mindestens zehn Schläge im Vergleich zu seinen gewohnten Bedingungen.“

> > > Zwischenstand nach Einzel & Vierer am Samstag


Im Klartext: DGL ist anders. Klar, es sind die besten Amateure Deutschlands zu Gast. Und nebenbei auch gestandene Tour-Pros. Sie alle konzentrieren sich auf das, was sie am besten können: Golf spielen. Wie viele Stunden Arbeit in dem Platz stecken, mit wie viel Herzblut und Leidenschaft Timberlakes Team Greenkeeping schon um 5.45 Uhr morgens unterwegs ist, das bekommt kaum jemand mit. Das ist irgendwie selbstverständlich.

„Hey, das ist okay. Wir machen unseren Job und sie machen den ihren. Wenn sie den Platz mögen, hat sich die Arbeit doch gelohnt, oder?“ Und ja, sie mögen ihn. „Ich kann mich nicht erinnern, in der 1. Bundesliga jemals so gute Grüns gehabt zu haben“, sagt Stuttgarts Yannick Schütz. Mehr Lob geht eigentlich nicht. Und das zieht sich durch alle Clubs fort, wo es unisono heißt: "Der Platz ist so gut wie nie!" Die Schwiegermama hätte es kaum besser ausdrücken können.