DGL 2022

Enge Kiste in Hösel


28. Mai 2022 , Stefan Bluemer


Hannes Hilburger nach Eagleputt (© DGV/stebl)
Hannes Hilburger nach Eagleputt (© DGV/stebl)

Der zweite Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf verspricht auf der Zielgerade viel Spannung. Nach den beiden Samstagsrunden liegen in Hösel vier Mannschaften eng beisammen, nur auf Aufsteiger Hannover hat den Anschluss etwas verloren.

Heiligenhaus – Bei kühlen Temperaturen trotz Sonnenscheins präsentiert sich der hügelige Nordkurs des GC Hösel in hervorragender Kondition – und fordert die Kondition der Athleten. Die Grüns wurden von etlichen Athleten als exzellent herausgehoben.

Ganz früh am Vormittag, als die Einzel gestartet wurden, stand Aufsteiger Hannover im Livescoring an der Spitze, während es bei den etablierten Liga-Größen aus Hamburg und Hubbelrath zunächst eher lange Gesichter gab.
Recht zügig änderte sich das Bild an der Spitze und der GLC Berlin-Wannsee, der schon den Spieltag in Hamburg gewonnen hatte, glänzte fortan vom Platz an der Sonne.

Ausgeglichen

Als Stärke der Berliner erwies sich die Ausgeglichenheit des Kaders. Zwar fehlte im Gegensatz zum Auftritt in Falkenstein an diesem Tag der überragend tiefe Einzelscore, dafür kam aber eine solide 73 (+2) als schlechtestes Ergebnis in die Wertung. Ein Pfund, mit dem Wannsee-Coach Felix Katzy auch in den Vierern wuchern konnte und so geht der GLC Berlin-Wannsee nach Einzeln und Vierern als führendes Team in den zweiten Tag, ohne allerdings einen vorentscheidenden Vorsprung herausgearbeitet zu haben.
„Wenn von zehn gewerteten Ergebnissen das beste bei -2 und das schlechteste bei +2 liegt, dann nennt man dies wohl eine geschlossene Mannschaftsleistung“, war Felix Katzy mit dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden.

Beste Scores

Für die tiefsten Scores in den Einzeln sorgten zwei Hubbelrather. Cedric Otten ging mit einer bogeyfreien 67 (-4) tief und Peer Wernicke machte es mit 68 (-3) Schlägen unwesentlich schlechter. Der Jugend-Nationalspieler machte seine Frontnine bunt und notierte von Eagle bis Bogey alle Farben, spielte danach noch neun mal Par und konnte so seinem Team helfen, die Position zu stärken.

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Hinten heraus gab es beim Titelverteidiger aber höhere Zahlen, was wiederum durch die Streichregel dazu führt, dass Hubbelrath mit soliden Scores am Sonntag einige Schläge gutmachen könnte. Erst nach der Einzelrunde vom Sonntag fest steht, welche beiden Einzel-Scores gestrichen werden.
Nach den Einzeln führte Wannsee sieben Schläge vor Hubbelrath. Die anderen drei Teams lagen alle gleichauf zehn Schläge hinter der Mannschaft aus der Landeshauptstadt von NRW.

De Bruyn eingeflogen

Gastgeber Hösel hat sich wieder ein schönes Setup ausgedacht und an Tee 12 eine Tribüne aufgebaut, auf der zu Gunsten der Jugendkasse für die Zuschauer  kulinarisch gesorgt wurde. Von diesem Punkt aus hat man mehrere Bahnen im Blick und gute Schläge aller Athleten wurden mit viel Applaus bedacht.
Rechtzeitig zu den Vierer war auch Tour-Profi Jannik de Bruyn eingetroffen, um für seine Mannschaft zu spielen. Der Sportsoldat hatte auf der Challenge Tour in Schottland den Cut verpasst und sich umgehend auf den Heimweg gemacht. Im Vierer trat de Bruyn gemeinsam mit Ulrich Holschbach an und brachte eine solide 71 (Even Par) ins Clubhaus.
„Ich hatte einen stressigen Reisetag heute. Daher bin ich echt froh, dass wir es Even Par reingebracht haben. Ich spiele hier in Hösel immer sehr gerne, weil hier die Atmosphäre immer besonders gut ist. Jetzt freue ich mich auf die Einzel morgen“, war der Profi insgesamt zufrieden.
Den besten Vierer für Hösel brachten Laurenz Schiergen und Tim Tillmanns nach Hause. Die 68 (-3) war die Basis dafür, dass der Gastgeber am Sonntag auch noch Chancen haben, in den Kampf um die vorderen Plätze einzugreifen.

Hamburg stark in Vierern

Der Hamburger GC kam in den Einzeln mit zehn Schlägen Rückstand auf Hubbelrath als drittbestes Team in den Mittag, zeigte am Nachmittag in den Vierern aber eine ganz starke Performance. Anton Albers und Philipp Westermann brauchten nur 67 (-4) Schläge, zudem kamen die Youngster Frederic Rüss und Jannik Manßen mit 68 (-3) Schlägen vom Platz.
„Heute ist der erwartet enge Tag gewesen. Die ersten vier Mannschaften sind sehr eng zusammen und daher erwartet uns morgen hier ein heißer Ritt. Wir hatten eine super Performance im Vierer und haben uns damit wieder ins Rennen um den Tagessieg gespielt. Wir waren schon in der Endphase der Einzel gut, sind nur früh am Morgen schlecht aus den Startlöchern gekommen. Das Momentum haben wir beibehalten“, analysierte Falkenstein-Kapitän Christian Niemietz den Tagesverlauf. Coach Matthias Boje war exakt der gleichen Auffassung und so zeigte sich die Hamburger Geschlossenheit auch an dieser Stelle.

Zwischenstand

Vor der abschließenden Runde Einzel, die am Sonntag ab 8.00 Uhr gestartet wird, liegt Wannsee in Front.

Ergebnis nach Einzeln
1. GLC Berlin-Wannsee  +3
2. GC Hubbelrath  +10
3. Hamburger GC  +20
4. GC Hösel  +20
5. GC Hannover  +20

Ergebnis nach Vierern
1. GLC Berlin-Wannsee  +5
2. GC Hubbelrath  +11
3. Hamburger GC  +13
4. GC Hösel  +17
5. GC Hannover  +36

 

Barrierefrei

Der GC Hösel ist breit aufgestellt. Es gibt nicht viele Clubs, die zwei 18-Loch-Plätze bespielen können. Zudem ist in Hösel Barrierefreiheit ein großes Thema. Inklusion gelingt am Südrand des Ruhrgebiets sehr gut und so ist es kein Zufall, dass der GCH quasi der Heimatclub von „Jeder hat ein Handicap e.V.“ ist und jedes Jahr ein Turnier mit vielen Prominenten als Unterstützer für den Gedanken der Inklusion in Hösel ausgerichtet wird.
Treibende Kraft hinter den Bemühungen, den Golfsport, das Clubhaus und den Platz barrierefrei zu gestalten, ist Ralf Bockstedte, ein ausgemachter Hans Dampf in vielen Sportgassen. Das Vorstandsmitglied des GC Hösel ist Präsident im Behinderten Golf Club Deutschland, Chairman der Initiative „Jeder hat ein Handicap“ und nebenher auch noch Good-Governance-Beauftragter und Vorsitzender des Kontroll- und Schlichtungsausschusses des Deutschen Golf Verbandes.

Mitgedacht

Beim GC Hösel achtet man darauf, mit möglichst einfachen Mitteln auch für Sportler mit Behinderungen offen zu sein und somit für alle Sport auf hohem Niveau zu ermöglich. Dazu gehören auch einfach Maßnahmen, wie zum Beispiel darauf zu achten, dass der Abstand vom roten Tee zum Fairway recht kurz ist, so dass jeder die Chance hat, seinen zweiten Schlag vom kurz gemähten Rasen zu machen. Wichtiges Detail ist auch, dass die Wetterschutzhütten auf der großen Anlage für Rollstühle bzw. Paragolfer befahrbar sind.
Schon bei der Ankunft auf der Anlage wird mit einer profanen Klingel Hilfe offeriert. Die Anmeldung ist zwar auch stufenlos erreichbar, allerdings ist dies nicht so offensichtlich. Daher hat der Club eine gut sichtbare Klingel installiert, mit der jeder sofort Hilfe und Orientierung bekommen kann.
Vom Eukoba, dem Europäischen Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit, wurde der GC Hösel mit dem Eurecert Gütesiegel „Barrierefrei“ ausgezeichnet.

Special Olympics

Die Special Olympics Weltspiele werden 2023 in Berlin ausgetragen und sind das größte Multisportevent in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972. Mehr als 7.000 Athleten aus 190 Nationen werden vom 17. bis 25. Juni 2023 in 28 Sportarten antreten. Nominieren für diese Weltspiele kann sich auch Emily Träm, die beim GC Hösel ihre sportliche Heimat hat und schon mehrfach in den lokalen Medien berücksichtigt wurde. Träm wurde vom Komitee Special Olympics Deutschland für die Nationalen Special Olympics für die Sportart Golf nominiert. Diese Wettkämpfe werden vom 19.-24. Juni 2022 in Berlin ausgetragen.
Zwei Schulen trainieren regelmäßig auf der Anlage des GC Hösel: Die Helen-Keller-Schule Essen, die als Förderschwerpunkt die körperliche und motorische Entwicklung hat. Auch aus der Landeshauptstadt sind Schüler in Hösel unterwegs: Die Theodor-Andresen-Schule ist eine städtische Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.
Golfsport inklusive betrieben, so einfach scheint es zu sein, wenn die größte Barriere einmal überwunden wurde. Ralf Bockstedte fasst es in einem Satz zusammen: „Die größte Barriere ist die in den Köpfen.“