PGA Champ.
Im Stechen, trotz Socket: Thomas triumphiert in Southern Hills
23. Mai 2022 , Thomas Fischbacher
Justin Thomas sichert sich bei der PGA Championship in Southern Hills seinen zweiten Major-Sieg. Trotz großen Rückstands und Sockets auf Bahn sechs.
Justin Thomas hat sich zu Beginn dieser Saison einen der Besten seines Fachs ins Team geholt. Jim „Bones” Mackay, über Jahrzehnte treuer Begleiter von Phil Mickelson, agiert seither als Caddie. Als Thomas spät am Sonntag die Siegerkonferenz der PGA Championship abhielt, unterstrich er, wie wichtig die Personalie Mackay und deren Einfluss für ihn sei.
Aber zunächst zum Sportlichen: An einem wilden Finalsonntag inklusive Playoff-Drama im Southern Hills Country Club hatte sich Thomas seinen zweiten Major-Titel nach der PGA Championship 2017 in Quail Hollow gesichert. Er setzte sich im Stechen gegen Will Zalatoris durch. Zuvor hatte er durch die dritte 67 (-3) im Turnierverlauf einen Rückstand von sieben Schlägen auf die Führung wettmachen können.
Pereira mit schmerzhaften Doppel-Bogey
Bis kurz vor Ende des regulären Betriebs sah es noch nicht nach einem Playoff aus. Mito Perreira, der als Spitzenreiter in die Finalrunde gestartet war, kam mit einer Führung von einem Schlag auf den Abschlag des 72. Lochs. Doch aus einem geplanten Draw entwickelte sich ein Push und der Ball landete im Wasser.
Der Chilene verfehlte das Grün mit der Annäherung nach dem Drop und auch der folgende Pitch rollte wieder von der Putt-Fläche herunter. Am Ende kam ein schmerzhaftes Doppel-Bogey heraus. Der Traum vom Major-Sieg war geplatzt.
Nicht jedoch für Will Zalatoris. Der Amerikaner erkämpfte sich sich seinen Platz im Stechen und erholte sich dabei von einigen Patzern im Verlauf seiner Runde. Doch vor allem im Endspurt waren es einige gelochte Putts aus mehreren Metern, die den jungen Masters-Zweiten von 2021 im Rennen hielten. Zalatoris erspielte sich seine Teilnahme im Stechen mit Thomas, der als Führender im Clubhaus wartete.
Thomas mit Socket und versenktem 20-Meter-Putt
Thomas war der einzige Spieler außerhalb der Finalgruppen um Pereira, Matt Fitzpatrick, Zalatoris und Cameron Young, der sich immer näher an die Führung heran tastete. Durch Birdies auf den Löchern neun, elf und zwölf kletterte er auf dem Tableau. Nach einem weiteren Birdie auf dem kurzen Par 4 der 17 lag er nur noch einen Schlag zurück. Und obwohl er seinen Birdie-Putt aus vier Metern an der 18 verpasste, reichte sein Gesamtergebnis von 5 unter aus, um sich einen Platz in der Nachspielzeit zu sichern.
Es war eine Runde voller ungewöhnlicher Höhepunkte. Auf dem sechsten Loch unterlief ihm ein Socket, das zum Glück nur ein Bogey auf dem Par 3 zur Folge hatte. Auf dem elften Loch versenkte er einen Putt aus 20 Metern.
Erst vor dem 20. Loch des Tages konnte er erstmals die alleinige Führung übernehmen. Das Stechen der PGA Championship geht über drei Löcher im Zählspiel und nach zwei Birdies auf den ersten beiden Bahnen führte er mit einem Schlag Vorsprung auf Kontrahent Zalatoris. Ein Par auf der 18 reichte schließlich zum ersten Sieg seit der Players Championship 2021.
Zurück zur Personalie Jim Mackay. Als Thomas am späten Samstag sauer auf sich selbst war, dass ein enttäuschendes Resultat von 74 Schlägen auf seiner Karte stand, nahm ihn sein erfahrener Caddie zur Seite.
Mackay mit später Ansage am Samstag
„Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ich nicht hier stehen würde, wenn er mir nicht diese Ansage gemacht hätte”, bilanzierte Thomas. „Ich musste einfach etwas Dampf ablassen. Ich wollte meine Frustration und meinen Ärger nicht mit nach Hause nehmen und den Golfplatz nicht mit einer negativen Einstellung verlassen. Ich habe gestern ziemlich gut gespielt, dafür, dass ich 4 über Par lag. Ich hatte das Gefühl, dass ich schlecht gespielt habe. Jim meinte, ich müsse aufhören, so hart zu mir zu sein. Dass ich jede Woche, die wir spielen, oben dabei wäre.”
„Ich hatte eine Menge Chancen, Turniere zu gewinnen, und es ist ein schwieriger Golfplatz; es ist ein Major. Man muss nicht perfekt sein. Man darf nicht so hart zu sich selbst sein. Man muss die Dinge einfach geschehen lassen, und alles entwickelt sich in die richtige Richtung.”
Als er als letzter Spieler am Samstag die Anlage des Country Clubs in Tulsa, Oklahoma, verließ, war die Laune wieder deutlich besser – es entwickelte sich das nötige Selbstvertrauen, um es am Sonntag besser zu machen. So erfüllte Mackay sowohl die Rolle des Ratgebers auf dem Platz als auch die des Mentors abseits der Fairways und Grüns.
Thomas erhält für seinen 15. Sieg auf der PGA Tour und seinen zweiten Major-Pokal ein Preisgeld von 2,7 Millionen U.S.-Dollar. In der Weltrangliste geht es auf Position fünf nach vorne.
Zalatoris guter Dinge
Zalatoris kann sich mit einem Scheck über 1,62 Millionen Dollar trösten. Ihm gelingt ein Sprung auf Position 14 des OWGR. Und trotz der Niederlage klang es so, als wäre die Enttäuschung überschaubar: „Ich bin begeistert, wo mein Spiel steht”, erklärte er. „Und ich bin mir sicher, dass ich irgendwann einen Major-Pokal gewinnen werde. Es ist nur eine Frage der Zeit.”
Vielleicht kann der junge Senkrechtstarter bereits bei der US Open in Kürze wieder oben mitspielen. Das nötige Selbstbewusstsein scheint er dazu zu haben. Auch ohne die Ansage seines Caddies.
Martin Kaymer und Alex Cejka hatten den Sprung ins Wochenende des Turniers am Freitag verpasst.
Tiger Woods musste verletzungsbedingt nach drei Runden aufgeben.