Kolumne

Was geht, Golfdeutschland?


18. November 2024 , Carsten Moritz


Herbstgolf
Herbstgolf | © golfsupport.nl/Jos Linckens

Golfmentor Carsten Moritz ist auf der Suche nach einem perspektivischen Hoffnungsschimmer in Golfdeutschland.

Ich bin ja Optimist. Eigentlich. Seit Jahren beobachte ich die Situation in Golfdeutschland und versuche Rückschlüsse aus der Außenperspektive zu finden. Gelegentlich lesen Sie vielleicht ja darüber. Ich bin nicht im Golfbusiness und mir könnte es aus egoistischen Motiven egal sein, aber mein Golfmentorherz schlägt auch für eine langfristig positive Entwicklung. Vielleicht haben wir diese Entwicklung ja und ich sehe das hier zu pessimistisch, aber in Zeiten der künstlichen Hypes, der Marketingfallen und der medialen Blendung bleiben Fragen, die doch eigentlich alle Golfer und Golfverantwortliche interessieren müssten.

Ich sehe die Sache vereinfacht so. Ja, die allgemeine Lebenserwartung steigt, so wie die Unterhaltungskosten der Golfanlagen. Die Anzahl der Golfer in Deutschland ist nach den besseren Corona-Jahren wieder leicht gesunken. Auf die weitere Tendenz bin ich gespannt. Gleichlaufend verändert sich das Freizeitverhalten der Menschen und zwangsläufig die Angebotsstrukturen in Form von diversen Mitgliedschaftsmodellen. Eine Anlage benötigt für ihre Unterhaltung ausreichend Einnahmen, mit denen man planen kann. Auch Greenfees werden gerne verbucht; diese dürften jedoch lediglich als Variable gelten. Greenfeespieler sind wählerisch und schauen genau, was sie für ihre Spielgebühr bekommen. Oder eben auch nicht. Die Angebote brauchen folglich einen guten Qualitätsstandard.

Zu den Zeiten der explodierenden Unterhaltungskosten kommt ein Fachkräftemangel, der durchaus spürbare Auswirkungen auf Pflegezustände haben kann. Nicht einfach in dieser Zeit, die Golfer davon zu überzeugen, auf ihrer Anlage Mitglied zu werden oder auf Greenfeebasis zu spielen. Die Golfverantwortlichen auf den Anlagen und in den Verbänden haben alle Hände voll zu tun. Nicht erst seit gestern liegen die Herausforderungen auf dem Tisch und es wird reagiert. Wie? Mit Projekten, die den Traumjob auf dem Golfplatz bewerben sollen, die die durchaus wichtige Biodiversität auf den Plätzen fördern soll oder zum Beispiel mit Förderung der Spitzengolfer. Es werden seit Jahren Fachtreffen organisiert, Auszeichnungen und Preise vergeben oder Vortragsreihen veranstaltet. Darf ich als Interessierter fragen, welche Erfolge die Bemühungen konkret für den Golfsport gebracht haben oder noch bringen sollen?

Wenn Golf sich beständig weiterentwickeln soll, brauchen die Anlagen doch erst einmal Einnahmen. Die Einnahmen bringen nur zufriedene Bestandsgolfer und auf Dauer möglichst viele Neugolfer. Neugolfer in unterschiedlichen Mitgliedschaftsformen, die durch die Anlagen überzeugt werden können, eine möglichst rentable Vollmitgliedschaft abzuschließen. Oder sehe ich das falsch? In meiner kleinen Welt würden hier die Schwerpunkte Neugolfergewinnung und Marketingstrategien gesetzt sein. Wenn ich Kinder- und Jugendkonzepte betrachte, sind diese zwar gut und nachhaltig für einen Unterbau, bringen in der Regel erst in vielen Jahren die finanziellen Mittel zu den gewünschten Vollmitgliedschaften mit. Dieser berühmte „Return of Investment“ sollte doch allgemein in der Auswahl der Bemühungen eine zentrale Rolle spielen, oder? Was kommt also kurz- oder mittelfristig zurück?

Kurzfristig deshalb, weil es theoretisch auch Ihrer Anlage an die Existenz gehen kann. Ein vernommener Rückgang von Golfanlagen bedeutet, dass Golfer ihre golfsportliche Heimat verloren haben. Es bleibt jedem selbst überlassen, inwieweit man sich für Entwicklungen auf nationaler Ebene oder im eigenen Club interessiert. Die „Wir wollen doch nur spielen und haben damit nichts zu tun“-Fraktion gab es schon immer. Interessieren Sie sich für die Zahlen und Entwicklung Ihres Clubs?

Natürlich bin ich mir bewusst, dass in der heutigen Zeit Interesse und Engagement aufwändig und unpopulär ist. Teilweise sogar zu Anfeindungen führt. Nachfragen unerwünscht. Aber haben wir nicht die moralische Pflicht, uns als Golfer zu fragen, wohin uns der Weg führt? Ich suche den Hoffnungsschimmer, den ich so gerne sehen würde. Ein Konzept mit einer konkreten Zielsetzung und den dazugehörigen Maßnahmen. Was geht also, Golfdeutschland? Sind wir auf dem richtigen Weg? Was meinen Sie?

Herzliche Grüße,
Carsten Moritz

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