Kolumne
Vergessene Golfmentoren
7. Oktober 2024 , Carsten Moritz
Carsten Moritz erinnert an Golfmentoren, die seiner Ansicht nach das Potential haben, Anlagen nachhaltig zu unterstützen – wenn man sie lässt.
Das Konzept der Golfmentoren schlummert schon seit einiger Zeit unter der Sichtlinie. Trotz der Potentiale war es nie populär genug, um in Golfdeutschland mehr Pferdestärken auf die Straße zu bekommen. Der Grund liegt sicherlich nicht in der fehlenden Notwendigkeit, denn nach dem zwischenzeitlichen Corona-Hoch haben sich die Zahlen wieder normalisiert und wer genau hinschaut, verzeichnet auch eine stetig anhaltende Überalterung der Golfgesellschaft. Die deutschen Golfanlagen sind mit individuellen Konzepten bestückt und da es nicht so viele Saudi-Prinzen gibt, die sich auf dem Golfmarkt hobbymäßig austoben, stellt sich die Frage der nachhaltigen Kostendeckung für jede einzelne Golfanlage.
In Zeiten allgemeiner Preissteigerungen und anderer Herausforderungen der Golfanlagenunterhaltung wären ausreichend Vollzahler eine sichere Basis für den Betrieb der Golfanlagen. Ungünstig ist, dass sich das Freizeitverhalten der potentiellen jüngeren Vollzahler so verändert hat, dass sich für diese eher für andere Mitgliedschaftsformen, oftmals auf Greenfeebasis entscheiden. Dieses ist natürlich eine rechnerische Variable und kein Selbstläufer. Wenn sich Greenfeespieler für die eigene Anlage entscheiden sollen, muss ich eine gewisse Qualität mit einem gesunden Preis-Leistungsverhältnis anbieten, die sich von anderen Anlagen unterscheidet. Der Golfer von heute hat in den meisten Fällen Augen im Kopf und kann rechnen. Golfanlagen sollten daher die Menschen überzeugen, dass es sich wirklich auszahlt, Golfer oder Golferin auf ihrer Anlage zu werden.
In der modernen, komplexen Werbewelt funktioniert das nicht mehr mit einem kleinen Hinweis auf der Internetseite oder dem schwarzen Brett des Clubs. Auch der Social-Media-Bereich ist heute nichts Besonderes mehr, so dass man sich als Anlage schon etwas einfallen lassen muss, um werbewirksam aufzufallen. Und dies hoffentlich positiv. Durchschlagskraft entfaltet sich eher in der persönlichen Ansprache und Betreuung von passionierten Golfern, aber wer sollte das tun? Professionals sind ausgelastet und andere Anlagenverantwortliche sind mit ihrem Business auch sehr eingespannt. Das einzige, breit aufgestellte Konzept der Mitgliedergewinnung ist der organisierte Golferlebnistag, der jedoch auch freiwillige Helfer und eine gewisse Erfolgsquote benötigt, um Bestand zu haben. Schlaffe, schlecht beworbene Tage der offenen Tür locken nur noch wenige hinter dem Ofen hervor. Die aktuellen Zahlen lassen mich schlussfolgern, dass diese Konzepte die Zahlen auch nicht nachhaltig stabilisieren werden. Andere Konzepte? Nicht in Sicht. Esther Henseleits Silbermedallie? Bei der Zielgruppe bereits in Vergessenheit geraten.
Hier möchte ich noch einmal an das Konzept der Golfmentoren erinnern, die leicht in Vergessenheit geraten sind. Ich behaupte mal, dass die meisten Professionals und Anlagenverantwortlichen eigentlich immer noch nicht genau wissen, was es mit diesen komischen Golfmentoren so auf sich hat. Die wenigsten werden sich mit dem Konzept und seinen Potentialen auseinandergesetzt haben. Deshalb sei noch einmal kurz zusammengefasst:
Golfmentoren sind Golfer, die ehrenamtlich und aktiv mit System neue Leute aus ihrem Umfeld für den Golfsport begeistern und in Ihren Anfängen individuell zu begleiten. Hier entstehen Chancen für Golfanlagen, die sich die Neugolfergewinnung als Ziel setzen. Die Befürchtung der Professionals, dass Golfmentoren eine Konkurrenz auf der eigenen Anlage darstellen könnten, ist unbegründet, da Golfmentoren und Professionals im Sinne der Anlage zusammen agieren. Der Golfmentor ist niemals Ersatz-Professional, aber er hat das Potential, die oftmals fehlende persönliche Bindung zum Golfsport und der Anlage herzustellen, beziehungsweise aufrecht zu erhalten.
Es ist anspruchsvoll, aber nicht schwer, aus der Mitgliederschaft die geeigneten Personen für solch eine Konzeption zu gewinnen. Eingetragene Vereine schaffen es doch auch, ihre Vorstandskandidaten zu überzeugen. Eine lösungsorientierte Vorgehensweise ist in der Regel erfolgversprechender als eine problemorientierte Vorgehensweise - finden Sie nicht?
Wie dem auch sei. Golfmentoren? Ja, da war mal was. Mitgliederentwicklung, Finanzhaushalt und Unterhaltungskosten? Ja, da ist etwas. Ein Erfolg der Golfmentoren ist natürlich nicht garantiert, weil er von den zur Verfügung gestellten Rahmenbedingungen und Personen abhängt. Das ist doch in anderen Bereichen auch so. Nehmen wir ehrenamtliche Vorstandsmitglieder oder Marshalls als Beispiel.
Also, die Vorteile der persönlichen Ansprache und Betreuung können über die Konzeption der Golfmentoren zu Gunsten einer Golfanlage verwirklicht werden. Dieses könnte sinnvoll sein, wenn die Anlage mit ihren Verantwortlichen kein funktionierendes Alternativkonzept oder eine Alternativlösung hat. Weniger Mitglieder oder Golfer sorgen für verminderte Einnahmen bei stetig steigenden Unterhaltungskosten. Denken Sie bitte hier kurz an die weiteren Folgen dieses Szenarios und stellen sich die Frage, wie man solch einer Entwicklung begegnen kann.
Wenn Sie sich auf Ihrer Anlage oder mit Ihren Verantwortlichen über Entwicklungen und möglicherweise negative Tendenzen unterhalten, denken Sie bitte an das Potential der Golfmentoren.
Herzliche Grüße,
Carsten Moritz
Kolumne
Course statt Range!
30. Juli 2024
Kolumne
Ich bin dann mal weg!
10. September 2024