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Morikawa in der Kritik: Scharfe Reaktionen nach verweigertem Interview


13. März 2025 , Felix Grewe


Wollte nach einem enttäuschenden zweiten Platz beim Arnold Palmer Invitational nicht mit den Medien sprechen: Collin Morikawa.
Wollte nach einem enttäuschenden zweiten Platz beim Arnold Palmer Invitational nicht mit den Medien sprechen: Collin Morikawa. | © golfsupport.nl/Joe Robbins/ism

Collin Morikawa verweigerte nach seinem verpassten Titel beim Arnold Palmer Invitational die obligatorischen Medientermine – und wird dafür scharf kritisiert.

Schauplatz Bay Hill Club & Lodge Orlando. Beim Arnold Palmer Invitational führt der Amerikaner Collin Morikawa auf der letzten Runde, fünf Löcher vor Schluss, mit drei Schlägen Vorsprung. Kaum einer würde noch mehr als ein paar Range-Bälle auf einen anderen Triumphator setzen als ihn. Doch am Ende wird er tatsächlich noch von Russell Henley abgefangen, verspielt seinen dritten Sieg auf der PGA Tour und sorgt anschließend für einen Eklat: Er verweigert die normalerweise nach einer Finalrunde obligatorischen Interviews, lässt die wartenden Journalisten abblitzen – keine Antworten, keine Analyse. 

Morikawas Erklärung

Ein paar Tage später. Morikawa ist im TPC Sawgrass eingetroffen, wo er sich auf die anstehende Players Championship vorbereitet. Jetzt muss er reden. Er erklärt den Medien: „Ich schulde niemandem etwas. Nichts gegen euch, aber in diesem Moment wollte ich mit niemandem zusammen sein. Ich wollte mit niemandem sprechen. Ich brauchte keine warmen Worte. Du bist in dieser Situation einfach nur sauer.“ Er ergänzt: „Ihr seid da, um herauszufinden, wie wir gespielt haben und wie die Dinge gelaufen sind, aber aus meiner Sicht wollte ich einfach mit niemandem reden, und ich denke, das ist mir gegenüber auch fair.“

Scharfe Worte von Rocco Mediate

Nicht alle teilen Morikawas Meinung – vorsichtig formuliert. Rocco Mediate, sechsfacher Sieger auf der PGA Tour und mit 62 Jahren inzwischen bei den „Oldies“ auf der PGA Tour Champions unterwegs, wetterte: „Das ist der größte Blödsinn, den man sagen kann, Punkt. Der dümmste, egoistischste Müll. Mr. Palmer hätte ihn zur Strecke gebracht. Glaubt mir das. Er hat mir eine Sache gesagt, die bei mir hängen geblieben ist. ‚Rock, es ist sehr einfach, zu jemandem zu gehen und mit ihm zu reden, wenn du gewonnen oder gut gespielt hast, aber kannst du das auch, wenn du nicht gewinnst? Das ist der Schlüssel.' Offensichtlich kann er es nicht.“ 

McIlroy machte es ähnlich

Morikawas Flucht vor der Presse erinnerte an Rory McIlroys Abgang im vergangenen Jahr in Pinehurst, als er auf den finalen Metern doch noch von der Spitze verdrängt wurde und den lang ersehnten fünften Major-Triumph verpasste. „Ich wollte mit niemandem sprechen, wollte niemanden sehen. Ich wollte einfach nur ins Flugzeug steigen und nach Hause fliegen“, erzählt McIlroy in der neuen Netflix-Dokumentation „Full Swing 3“.

Brandel Chamblee: „Das ist so respektlos“

Auch frühere Golfprofi Brandel Chamblee, der heute für Golf Channel arbeitet, also auf die Medienseite gewechselt ist, kritisiert Morikawa harsch. „Das ist so respektlos“, echauffierte er sich in einem Kommentar. „Als ich erfuhr, dass er sich geweigert hatte, das Interview zu geben, dachte ich an die Spieler, die weitaus verheerendere Niederlagen erlitten hatten und trotzdem ihr Gleichgewicht wiederfanden und mit Klasse den Medien – und nicht nur denen, sondern auch den Fans und den Sponsoren und dem gesamten Ökosystem der Golfwelt – eine Erklärung für die Menschlichkeit des Verlierens gaben.“

Vorbilder Norman, Watson & Co.

Er dachte sicher an Greg Norman, der beim Masters 1996 eine Führung mit sechs Schlägen verspielte; an Phil Mickelson bei der US Open 2006 oder an Jordan Spieth beim Masters 2016. Sie alle, und viele andere, stellten sich im Anschluss an ihre bittersten Pleiten den bohrenden Fragen der Reporter. Unvergessen ist auch Tom Watson, dessen Niederlage 2009 in Turnberry bei der Open Championship in die Geschichte einging. Watson kam danach zur Pressekonferenz und eröffnete die Runde mit den Worten: „Dies ist keine Beerdigung.“ Das Eis war gebrochen. 

Schmaler Grat: Medien vs. Sportler

Eines ist klar: Der Umgang mit herben Enttäuschungen fällt nicht jedem gleich einfach – und die medialen Verpflichtungen sind für viele Profis, längst nicht nur im Golf, eine große Belastung. Die Tennisspielerin Naomi Osaka zog sich 2021 von den French Open zurück und erklärte damals, sie leide unter Depressionen und Angstzuständen, die durch Medienauftritte verschärft würden. Turnerin Simone Biles, die elf Mediallen bei Olympischen Spielen gewann und 30 bei Weltmeisterschaften, ist ein noch prominenteres Beispiel. Auch sie beklagte den psychischen Druck durch Medien und öffentliche Erwartungshaltungen, der sie zu einer Pause zwang. Oder Tom Dumoulin, der ehemalige Sieger des Giro-d’Italia, der sich zurückzog, weil er sich durch die medialen Verpflichtungen und kritische Berichterstattungen mental ausgelaugt fühlte. 

Anders als bei Osaka, Biles, Dumoulin und Co. dürfte Morikawas Flucht vor den Journalisten nach der Schlussrunde beim Arnold Palmer Invitational wohl nur eine Frustreaktion gewesen sein. Und doch zeigt der Fall, dass ein gegenseitiges Verständnis zwischen Medien und Sportlern eine Gratwanderung bleibt. Wo liegt die Grenze zwischen berechtigtem Informationsinteresse und dem Recht eines Sportlers, eine Niederlage erst einmal allein verarbeiten zu dürfen? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht.