Menschen
„Golflehrer ist ein absoluter Traumjob“
28. Februar 2025 , Thomas Kirmaier

Michael Rensing war knapp 20 Jahre lang Torwart in der Fußball-Bundesliga. Nun ist der 40-Jährige Golflehrer. Golf.de hat mit ihm über seine Zeit bei Bayern München und Bayer Leverkusen sowie seinen neuen Traumjob und die Ausbildung gesprochen.
Wenn Champions-League-Finale und ein Major-Finaltag parallel laufen – was sehen Sie sich an?
Da gibt es nur eine Möglichkeit: Das Champions-League-Finale auf dem großen Fernseher und das Major gleichzeitig auf dem iPad. Das wäre wohl die perfekte Lösung.
Sie waren viele Jahre Fußball-Profi und sind jetzt Golf-Professional. Wie kam es dazu und was macht den Reiz von Golf für Sie aus?
Mit 27 habe ich mit dem Golfspielen angefangen, schon parallel zu meiner Fußballzeit. Da hat mich mein damaliger Torwarttrainer gefragt, ob ich auf die Driving Range mitkommen würde. Ich probierte es aus, ging auf den Platz und als ich dort den Ball zum ersten Mal richtig getroffen habe und er der Sonne entgegenflog, packte mich die Sucht. Dieses Gefühl wollte ich wieder haben. Das war der Startschuss. Als ich zurück in Köln war, suchte ich mir einen Club. Am Alten Fließ begann ich dann mit dem Training.
Und wie kam es, dass Sie eine Ausbildung zum Fully Qualified Professional gemacht haben?
Ausschlaggebend dafür war mein alter Kollege und Freund Manu Friedrich (spielte mit Rensing in der Bundesliga für Bayer Leverkusen, Anm. d. Red.). Er ist diesen Weg vor mir gegangen, hat mir davon erzählt, wie toll und spannend seine Ausbildung in Hubbelrath gewesen ist. Das hat mich inspiriert; ich meldete mich für den Pre Course an und kam in Kontakt mit Lars Thiele vom Düsseldorfer GC, den ich schon aus der Hummelbachaue kannte. Mir war sofort klar, dass ich bei ihm eine Ausbildung machen möchte.
Wo sehen Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Golf?
Parallelen gibt es vor allem zur Position als Torwart, weil du da beim Fußball auch in gewisser Weise Einzelkämpfer bist. Das ist im mentalen Bereich sehr ähnlich zu Golf. Man muss die gesamte Spielzeit in jeder Situation voll da sein und kann nie nachlassen. Es kann sein, dass du gleich in den ersten Minuten ein Tor kassierst, hast aber noch das ganze Spiel vor dir. Oder du hast 90 Minuten kaum etwas zu tun, musst aber immer hochkonzentriert bleiben. Dazu erfordern beide Sportarten ungemein viel Fleiß, um besser zu werden und nach ganz oben zu kommen. An der Spitze kommt eben nur ein sehr geringer Prozentsatz an. Wichtig ist in beiden Sportarten, Widerstände zu meistern und beharrlich zu bleiben.

Sie sprachen davon, dass Lars Thiele ein Mentor für Sie ist. Inwiefern?
Es ist für mich ein großes Glück, dass ich die Ausbildung bei Lars machen konnte. Wir ergänzen und verstehen uns perfekt. Er ist immer für mich da, ich kann unglaublich viel von ihm lernen. Lars ist zweifelsohne einer der besten Trainer in Deutschland. Wir tauschen uns regelmäßig über unsere Schüler aus und unternehmen mittlerweile auch privat viel gemeinsam.
Harry Kane, Gareth Bale, Thomas Müller, Oliver Kahn – es spielen wahnsinnig viele Ex-Fußballprofis Golf. Zu wem haben Sie noch Kontakt oder treffen sich auf eine Runde?
Aus meiner Zeit bei Bayern gibt es noch einige Kontakte. Vor allem aber auch zu den alten Kollegen aus meinem letzten Verein Fortuna Düsseldorf. Ich denke, dass jeder Sportler, der einen Golfschläger in die Hand nimmt und einen Ball zum Fliegen bringt, von der Sucht gepackt wird. Dieser Sport macht einfach unfassbar viel Spaß. Du hast Wettkampf, bist an der frischen Luft, genießt die Natur und kannst es bis ins hohe Alter spielen. Ich denke, dass es für viele Fußballer auch deshalb so reizvoll ist, weil man im Gegensatz zum Mannschaftssport beim Golfen für sich selbst Verantwortung trägt.
Ihrem Abschlussjahrgang gehört auch Ex-Tour-Pro Bernd Ritthammer an. Wie war das für Sie?
Natürlich habe ich Bernd sofort erkannt. Wir sind schnell ins Gespräch gekommen und haben uns über Golf und Fußball ausgetauscht. Bernd stellte einen großen Mehrwert für die Gruppe dar. Er bringt neben seinem Fleiß, seinem Charakter, seiner Erfahrung als Spieler vor allem ein hohes Maß an sozialer Kompetenz mit. Ich würde sofort bei ihm Unterricht nehmen und so ganz nebenbei ist er auch Jahrgangsbester. Wir sind regelmäßig in Kontakt und gute Freunde geworden.
An welche Momente in Ihrer Fußball- und Golfkarriere erinnern Sie sich am liebsten?
Da gibt es viele Momente. Die erste deutsche Meisterschaft mit der B- sowie der A-Jugend des FC Bayern, als ich Uli Hoeneß das erste Mal zu einem Vertragsgespräch getroffen habe, die erste Meisterschaft als Profi, das erste Champions-League-Spiel, der Aufstieg mit der Fortuna – es gibt viele tolle Erinnerungen. Und beim Golf war es vielleicht tatsächlich dieser eine Schlag, als der Ball das erste Mal richtig in die Luft flog. Dieser eine Ball hat den Weg zur Karriere als Golfprofessional geebnet. Unvergessen bleibt auch das erste gemeinsame Training mit Longdrive-Weltmeister Martin Borgmeier, als ich die 125 Meilen geknackt habe. Das war ein besonders cooler Moment.

Wie geht es nun für Sie im Düsseldorfer GC weiter? Was sind Ihre Aufgabengebiete?
Aktuell betreue ich sechs Jugendmannschaften, bin Co-Trainer von Lars Thiele bei der Herrenmannschaft, gebe Einzelunterricht, kümmere mich um Athletik, Kraft-, Schnellkraft und Speedtraining, bei dem es darum geht, die Schlägerkopfgeschwindigkeit zu erhöhen.
Ihre beste Runde bisher und ihr Lieblingsplatz?
Ich glaube, das war sogar zusammen mit Manu Friedrich eine Par-Runde. Lieblingsplatz? Vielleicht Jumeirah und der Emirates Golf Club in Dubai. Seit meinem 18. Lebensjahr war ich jährlich mit dem FC Bayern im Trainingslager in den Emiraten. In den Folgejahren war ich auch privat dort, um Urlaub zu machen. Daher gibt es eine besondere Verbindung zu den Golfplätzen in den Emiraten.
Sie haben für Bayern München und für Bayer Leverkusen gespielt. Wie nehmen Sie die Rivalität der beiden Clubs in Bundesliga und Champions League wahr?
Für Bayern habe ich deutlich länger gespielt, muss aber sagen, dass ich es sehr gut finde, wie sich Leverkusen vor allem seit dem letzten Jahr entwickelt hat. Es kann dem Fußball nur gut tun, dass neben Bayern wieder ein Club da ist, der Titel holen kann. Das macht die Liga deutlich interessanter. Da bei Bayer zuletzt außergewöhnlich gute Arbeit geleistet worden ist, nimmt man den Club mittlerweile anders wahr. In der Champions League treffen die zwei Clubs ja nun aufeinander und ich denke, es ist ein sehr schweres Los für Bayern.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg und Freude für Ihren neuen Job als Golf-Lehrer!
Rensings Stationen als Fußball-Profi:
- 2002-2010 FC Bayern München
- 2011-2012 1. FC Köln
- 2012-2013 Bayer Leverkusen
- 2013-2020 Fortuna Düsseldorf
- Heute gehört er dem Aufsichtsrat von Fortuna Düsseldorf an und bildet sich beim DFB im Bereich Management fort.
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