Interview
Von Dellingshausen: „Sehe mich als etablierter Spieler auf der Tour“
15. Dezember 2024 , Daniel Dillenburg
Nicolai von Dellingshausen sichert sich nach einer aufreibenden Saison die volle Tourkarte für die DP World Tour und blickt mit Vorfreude auf das kommende Jahr. Im Interview mit Golf.de spricht der National-Team-Germany-Spieler über eine mentale Weiterentwicklung, seine Vorliebe für das Autofahren und seine Freundin als große Stütze im Tour-Alltag.
Einen Schritt zurück, um zwei vorzugehen: So ungefähr lautete Nicolai von Dellingshausens Plan, als er sich im Laufe der Saison 2024 dazu entschied, zurück auf die Challenge Tour zu gehen, um dort die Tourkarte für die erste Liga zu sichern. Der Plan ging voll auf. Der National-Team-Germany-Spieler wurde 21. im Ranking und darf damit wieder Erstliga-Golf spielen.
Den Schwung wollte der Mann vom GC Hubbelrath direkt in die neue Saison mitnehmen und so spielte er nicht nur die ersten beiden Turniere in Australien mit, sondern war auch bei der Alfred Dunhill Championship in Südafrika am Start. Sein letztes Event des Jahres wird die Mauritius Open sein. Danach geht es endlich in die wohlverdiente Weihnachtspause.
Im Interview mit Golf.de spricht von Dellingshausen über eine mentale Weiterentwicklung, seine Vorliebe für das Autofahren und seine Freundin als große Stütze im Tour-Alltag.
Golf.de: Sie waren gerade zwei Wochen in Australien, haben Koalas gestreichelt und Ihre ersten beiden Turniere in dieser Saison gespielt. Wie war’s?
Nicolai von Dellingshausen: Prinzipiell bin ich mit dem Saisonstart sehr zufrieden. Das war auch das Ziel: Das Momentum mitnehmen und endlich mal einen besseren Start in die Saison haben. Australien hat richtig Spaß gemacht. Zwei tolle Events auf zwei tollen Golfplätzen. Sowohl das Land als auch die Fans sind mega.
Wie sehr genießen Sie es insgesamt zum Ende dieses harten Jahres wieder auf der DP World Tour abzuschlagen?
Ich glaube, ‚genießen‘ ist das exakt richtige Wort. Es fühlt es sich gerecht an, wieder auf der DP World Tour sein. Ich bin überzeugt davon, dass ich hierhin gehöre, und bin nach diesem aufreibenden, turbulenten Jahr einfach glücklich, wieder hier sein zu können. Jetzt geht es darum weiterzumachen.
Sie haben sich im Laufe der Saison 2024 dazu entschieden, einen Schritt auf die Challenge Tour zurückzugehen, um Idealfall zwei vor zu gehen. Wie schwer fiel Ihnen diese Entscheidung damals?
Die Entscheidung war nicht leicht, weil ich natürlich mit der Qualifying-School-Kategorie natürlich die Starts bekommen hätte, zu denen ich zum Schluss dann eben nicht angetreten bin. Natürlich bestand immer noch die Hoffnung auf einen Lucky Punch. Sprich: Ein Top-Ergebnis und doch noch irgendwie unter die Top 110 zu kommen. Aber je länger die Saison wurde, desto mehr habe ich und auch mein Team hat gemerkt, dass es für die langfristige Entwicklung die richtige Entscheidung wäre, auf die Challenge Tour zu gehen und die Top 20 zu erreichen. Da haben wir uns dann im August dazu entschieden, dass es voll auf die Challenge Tour geht. Zum Schluss die richtige Entscheidung. Ist sie mir in dem Moment leichtgefallen? Nein. Aber war es die richtige? Zu ein hundert Prozent.
Ihre Leistungen in den vergangenen Monaten lassen vermuten, dass Sie ihren Schwung wieder gefunden haben. Was unterscheidet den aktuellen Nicolai von Dellingshausen von dem von vor zwölf Monaten?
Das ist eine ganze Menge und dann doch wieder nicht so viel. Es ist eine interessante Frage und absolut richtig: Ich habe den Schwung wiedergefunden. Aber es ist nicht nur der Schwung, also nicht nur die Technik und meine Schwung-DNA, die ich in 2024 wiedergefunden und weiterentwickelt habe. Vor allem das Mentale ist nochmal einen großen Schritt nach vorne gegangen. Ich bin ein viel kompletterer Spieler geworden und sehe mich als etablierter Spieler auf der Tour. Das hilft dabei, hier eine gute Leistung abzurufen. Das Spielerische kommt auch hinzu. Mein Schwung und das Skill-Set, das ich mir zusammen mit meinem Team aufgebaut habe. Das hilft dabei, das Vertrauen und den Glauben in mich selbst zu haben. Prinzipiell sind das die größten Unterschiede zu dem NvD von vor zwölf Monaten.
Das Tour-Leben bringt auch viel Zeit im Auto mit sich. Wie gerne fahren Sie selbst und was Sie sich gerne als Zeitvertreib an? Musik oder Podcast?
Ich fahre wirklich sehr viel Auto. Prinzipiell mache ich es total gerne. Wobei sich das immer abwechselt – je nach Phase in der Saison. Jetzt gerade machen wir viele Fernreisen. Ich fliege gerne und genieße es, in der Ferne zu sein. Irgendwann kommen wir wieder nach Europa und dann merke ich: Ich würde gerne einfach mal in mein Auto steigen, alles hinten reinschmeißen und dann losfahren und irgendwann ankommen. Nach drei, vier Turnieren mit dem Auto merke ich dann aber wieder: Ich würde gerne fliegen, weil ich keine Lust mehr habe im Auto zu sitzen. Aber ich fahre gerne Auto und bin eher der Musikmensch. Bezüglich Podcast: Ich lese lieber, als dass ich auditiv unterwegs bin. Dementsprechend höre ich eher Musik.
Mit Ilka haben Sie auch immer wieder ihre Freundin an ihrer Seite. Wie sehr hilft sie Ihnen im Tour-Alltag?
Meine Freundin ist dabei, wenn sie kann. Sie arbeitet Vollzeit im Krankenhaus als Ärztin und ist entsprechend nicht jede Woche dabei. Aber das macht sie dann gerne. Manchmal fahren wir auch einfach in den Urlaub. Aber ich denke, dass sie das sehr genießt, wenn sie dabei ist, und ich freue mich auch immer sehr. Generell, nicht nur auf Reisen, sondern auch zuhause ist sie ein essenzieller Teil meines Tour-Alltags und eine große Stütze, was das Sportliche aber auch das Private angeht.
Die Weihnachtszeit steht bevor. Haben Sie irgendwelche Pläne und worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich die Wochen nach Mauritius, die Schläger in die Ecke zu stellen und die Zeit mit der Familie und den Freunden ohne Golf zu genießen, um dann im neuen Jahr durchzustarten. Der Plan ist zur Familie zu fahren. Zuerst geht es in den Norden von Deutschland und dann zu Ilkas Familie nach Berlin. Irgendwann fahren wir dann zurück nach Düsseldorf, aber konkret haben wir das noch nicht geplant.
Wie sieht ihr Turnierplan in den kommenden Wochen aus?
Gerade befinde ich mich in Südafrika und spiele in Leopard Creek. Von dort aus geht es weiter nach Mauritius und danach nach Hause. Mitte Januar geht es in den Nahen Osten und weil ich glaube, dass ich mit meiner Kategorie nicht in die Dubai Desert Classic reinkommen werde, steige ich vermutlich zur Ras al Khaimah Championship wieder ins Turniergeschehen ein.
Haben Sie irgendwelche Veränderungen für 2025 geplant? Caddie, Schläger, Herangehensweise?
Für 2025 habe ich keine Veränderungen geplant. Ich bin glücklich und zufrieden, wie sich alles entwickelt und so will ich weitermachen. Mein Team und ich gehen diesen Weg weiter und schauen, was die Zukunft bringt.