Interview
De Bruyn: „Sich mit den Besten zu messen, macht sehr viel Spaß“
9. Dezember 2024 , Daniel Dillenburg
Jannik de Bruyn sichert sich mit etwas Verspätung seine Tourkarte für die DP World Tour. Im Interview mit Golf.de spricht der National-Team-Germany-Spieler über seine besondere Situation, eine schmerzhafte Blinddarmentzündung und sein Ziel, sich in Liga eins etablieren zu wollen.
Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte die Blinddarmentzündung nicht kommen können: Jannik de Bruyn musste zwei Turniere vor Saisonende operiert werden. Ausgerechnet in der entscheidenden Phase des Jahres. Seine Tourkarte für 2025 hatte der Mann vom GC Hösel zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher. Ein paar Punkte fehlten ihm für die volle Spielberechtigung. Doch de Bruyn erhielt eine zweite Chance in Form einer Medical Exemption und nutzte diese perfekt aus. Dank zwei starker Wochen in Australien zu Beginn der neuen Spielzeit darf der 25-Jährige seine erste volle Saison in Liga eins spielen, nachdem er 2024 nur zu einer begrenzten Turnieranzahl zugelassen war.
Im Interview mit Golf.de spricht der National-Team-Germany-Spieler über seine besondere Tourkartensituation, die schmerzhafte Blinddarmentzündung und sein Ziel, sich in Liga eins etablieren zu wollen:
Golf.de: Weihnachten kam früher dieses Jahr: Sie haben ihre Tourkarte mit den zwei Starts in Australien gesichert. Glückwunsch! Eine ungewöhnliche Situation, dies zu Beginn einer neuen Saison zu tun. Klären Sie uns doch bitte über ihren Spezialfall auf.
Jannik de Bruyn: Es war eine besondere Situation, weil ich die Punkte, die mir in der vergangenen Saison zur Karte gefehlt haben, wegen einer Medical Exemption in der neuen Saison 2025 nachholen konnte. Diese Exemption habe ich bekommen, weil ich zu Beginn des Jahres am Handgelenk operiert wurde und zwei Turniere verpasst habe. Außerdem wurde mir in der Woche in Sotogrande der Blinddarm entnommen, weswegen ich nochmal zwei Turniere verpasst habe. Das heißt ich hatte vier Turniere wegen eines medizinischen Grunds verpasst. Da gibt es fairerweise einen Mechanismus, dass man eine Medical Exemption einreichen kann und dann wird darüber entschieden, ob es einen berechtigten Grund gab für das Fehlen bei den Turnieren. Dadurch, dass es zwei Operationen waren, standen die Chancen bei mir ganz gut. Mein Antrag wurde akzeptiert und so hatte ich insgesamt vier Turniere, um die nötigen 44 Punkte für meine Karte zu sammeln. Das ist mir jetzt bei den zwei Turnieren in Australien geglückt und deswegen habe ich jetzt die volle Spielberechtigung für das nächste Jahr.
Wie besonders waren die zwei Wochen in Australien insgesamt für Sie?
Es war sehr cool, weil ich schon zweimal dort war und witzigerweise zwei der drei Plätze, die wir gespielt haben, schon kannte. Darauf hatte ich mich sehr gefreut. Die erfolgreichen Ergebnisse haben den ohnehin schon coolen Trip dann noch abgerundet.
Die Saison 2024 hielt kein positives Ende für Sie parat. Sie mussten wegen einer Blinddarmentzündung aussetzen. Eine schmerzhafte Angelegenheit, oder?
Das war schon sehr schmerzhaft – hatte ich so auch noch nicht. Die Operation musste dann auch gemacht werden. So etwas kann man nicht auf die lange Bank schieben. Das einzig gute ist, dass man den Blinddarm nicht braucht. Er ist also jetzt weg und kann mir nie wieder im Weg stehen. Es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für einen solchen Vorfall, aber dass es ausgerechnet zwei Turniere vor Saisonschluss passiert, war natürlich sehr unglücklich.
Sie haben nicht viele Turniere in Liga eins gespielt, sich dabei aber sehr konstant und solide präsentiert. Wie schwer fiel es Ihnen, zu akzeptieren, die letzten Turniere des Jahres nicht mitspielen zu können?
Ich war schon in Spanien, als ich die Diagnose Blinddarmentzündung bekommen habe. Deswegen ging es zunächst darum, in Spanien den Blinddarm herausnehmen zu lassen. Da war ich natürlich sehr niedergeschlagen, weil ich wusste, die Turniere würde ich jetzt verpassen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich auch noch gar nicht auf dem Schirm, dass ich diese Medical Exemption beantragen kann. Die ersten Tage war ich entsprechend deprimiert. Dann kam die Idee, diese Medical zu beantragen und ich habe alles in die Wege geleitet. Der Tour lag auch schon mein Arztbericht der Handgelenksoperation vor und deswegen musste ich nur noch den OP-Bericht des Blinddarms nachreichen. Dann habe ich auch relativ schnell eine Zusage bekommen. Deswegen hat die Frustration gar nicht so lange angehalten.
Ihr sportliches Highlight war der dritte Rang bei der Italian Open. Was bleibt Ihnen aus dieser Woche in Erinnerung und wie viel Selbstvertrauen hat Ihnen dieses Ergebnis gegeben?
Da es mein bestes Turnier war, dass ich generell in meiner Karriere gespielt habe, gibt das natürlich extrem viel Selbstvertrauen. Einfach mal am Sieg geschnuppert zu haben, hat mir auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Genau für diese Situationen spiele ich auch Golf. Wenn es dann wirklich ernst wird auf den zweiten Neun, ist das eine ganz besondere Stimmung. Ich habe es von vorne bis hinter sehr genossen. Dass es am Ende nicht gereicht hat, war sehr schade, aber ich gewöhne es mir immer mehr an, die positiven Seiten zu sehen. Im Endeffekt kann ich über den dritten Platz sehr happy sein, weil er ausschlaggebend dafür war, dass ich meine Karte gehalten habe. Ich wusste, weil ich nicht so viele Turniere spielen konnte, dass ich mindestens ein Top-Ergebnis brauche, und das habe ich dann in Italien eingefahren. So waren die Monate danach auch etwas entspannter, weil ich dann nur noch konstant Ergebnisse liefern musste.
Wie viel Spaß macht es generell Teil der DP World Tour zu sein? Wie groß sind die Unterschiede zwischen Liga eins und zwei?
Es macht riesigen Spaß, weil die Events sehr professionell aufgezogen sind. Das macht es immer besonders, wenn man Woche für Woche von Highlight zu Highlight reist. Deswegen genieße ich das sehr. In der Breite ist das Niveau nochmal besser als auf der Challenge Tour. Aber man sieht auch, dass die besten Spieler von der Challenge Tour regelmäßig auf der DP World Tour gewinnen und die Karte halten. Die Qualität, die von der Challenge Tour hochkommt, ist enorm. Deswegen macht die Herausforderung jedes Mal Spaß, ins Wochenende zu kommen. So viel hat man dann schon nicht falsch gemacht. Sich mit den Besten zu messen, macht sehr viel Spaß.
Seit einem Jahr geht es bei Ihnen konstant nach oben. Leben Sie aktuell ihren Traum?
Dass ich meinen Traum lebe, haben mir auch Freunde gesagt. Darüber habe ich mal nachgedacht und ich kann sagen: Diese Saison fühle ich mich wirklich als ein Teil der DP World Tour, weil ich meine volle Kategorie habe. Das hat sich bis hierhin immer etwas provisorisch angefühlt mit meiner Q-School-Kategorie, weil ich einfach nicht so viele Turniere spielen konnte. Jetzt fühlt es sich anders an und das ist genau das, was ich immer wollte. Deswegen bin ich Profi geworden und darauf habe ich immer hingearbeitet. Das ist natürlich cool, aber der Sport ist sehr schnelllebig und daher bin ich motiviert, mich in den kommenden Jahren auf der Tour zu etablieren. Das ist das nächste Ziel. Aber momentan, auch mit etwas Reflexion, war es ein sehr cooles Jahr, mein erfolgreichstes Jahr, das ich als Pro hatte, und dafür bin ich sehr dankbar.
Die Weihnachtszeit steht bevor. Worauf freuen Sie sich am meisten und wie sieht ihr Turnierplan in den kommenden Wochen aus?
Dadurch, dass ich die Karte in Australien gesichert habe, entschied ich mich dazu, die Turniere in Südafrika und Mauritius nicht mitzunehmen, weil ich das erst einmal sacken lassen wollte. Ich habe auch gemerkt, dass ich eine Golfpause brauche, und das ist die perfekte Zeit dafür. Ich bin auch ein großer Fan der Weihnachtszeit und ich mag es zuhause zu sein, wenn es kalt ist. Das ist sehr beruhigend und da komme ich immer gut runter. Deswegen genieße ich jetzt die Zeit mit meiner Freundin, meiner Familie und meinen Freunden, die ich auch leider nicht so oft sehe. Daher ist es mir wichtig, auch mal etwas wegzukommen vom Golf. Nach der Weihnachtszeit start die Vorbereitung auf die nächsten Turniere. Bis dahin kann ich mich im Gym um meinen Körper und zuhause um meinen engsten Kreis kümmern.
Haben Sie irgendwelche Veränderungen für 2025 geplant? Caddie, Schläger, Herangehensweise?
Die größte Veränderung hat schon im Oktober stattgefunden: Da habe ich meinen Caddie gewechselt und mit dem komme ich jetzt sehr gut klar. Ich hoffe, das gibt eine langfristige Zusammenarbeit. In Sachen Schläger etc. bleibt alles beim Alten. An der Herangehensweise ändert sich eigentlich auch nichts. Ich versuche immer konstant gutes Golf zu spielen. Das ist meine Hauptintention. Gleichzeitig versuche ich so wenig wie möglich an die Ergebnisse zu denken. Genauso gehe ich in die Saison rein. Es ist cool, dass ich mehr Planungssicherheit habe und ich entscheiden kann, welche Turniere ich spiele und wann ich pausiere. Das war letzte Saison nicht so.
Vielen Dank für das Gespräch!