Irland
Grenzerfahrungen zwischen Dublin und Belfast
15. Oktober 2024 , Redaktion Golf.de
Wer als EU-Bürger derzeit nach Großbritannien reist, benötigt nicht nur Pfundnoten sondern beispielsweise auch einen gültigen Reisepass. Ab 2025 soll sogar eine Einreisegenehmigung eingeführt werden. Anders zwischen Nordirland und der Republik Irland, dessen Übertritt derzeit noch lautlos und ohne Einschränkungen vonstattengeht. Gut, wenn man einige „Hidden Gems“ dies- und jenseits der Grenze auf seiner Liste hat, darunter ein Parkland- und ein Seaside-Course sowie eine Wahnsinns-Wiese am Lough Muckno.
Text: Armin Zäh
Beginnen wir den Trip in Carlingford, ein Städtchen in der Grafschaft Louth (also Republik Irland), das nicht nur für ausgezeichnete Austern und ausufernde Junggesell*innen-Abschiede bekannt ist, sondern auch ein exzellenter Ausgangspunkt für die geplanten Golfplatz-Besuche darstellt. Die Ansiedlung liegt am Fuß der Foye Mountains mit Blick über den Meerausläufer direkt auf die Mourne Mountains in Nordirland.
Nur wenige Autominuten entfernt finden wir unsere erste Station des Trips, den Greenore Golf Club. Der Frachthafen inklusive Verladekran in unmittelbarer Nähe mag auf den ersten Blick etwas verstörend wirken, hat aber seinen ganz speziellen Charme. Apropos Charme. Beim Betreten des altehrwürdigen Clubhauses mit über 125-jähriger Tradition überkommt einen dieses wohlige Gefühl, das es so wohl nur in den historischen Anlagen der britischen Inseln gibt.
Der Platz selbst ist ein Seaside-Course mit Links-Elementen und Heideland, Architekt ist Eddie Hackett, ein Autodidakt, der gerne der Vater des irischen Golfplatzdesigns genannt wird.
Die Runde startet untypisch mit einem Par 3, gefolgt von einem Monster-Par-5. Auf den ersten neun Löchern besticht die Spielbahn 3, bei der Wasser ins Spiel kommt und das strategisch gespielt werden sollte sowie die 8, die direkt am Ufer des Carlingford Lough und dessen erhöhter Abschlag beste Blicke auf die umliegende Landschaft ermöglicht. In Erinnerung bleibt zudem die 12, ein enges Par 4, rechts von beeindruckenden Kiefern begrenzt und hinter dem Grün vom Clubhaus „verteidigt“.
Die drei ansprechenden Abschlusslöcher „Road Hole“, „Bungalows“ und wie passend „Home“ runden eine schöne und – wenn der Wind mal nicht weht – entspannte Runde des mit 5.900 Metern von den normalen Herrenabschlagen nicht allzu langen Par 71 Kurses in bester Weise ab. Bei Wind kann es allerdings gerne zu einer „Grenzerfahrung“ ganz anderer Art werden.
Das zweite Ziel ist zwar keine zehn Kilometer Luftlinie von Carlingford entfernt, um zum Kilkeel Golf Club in Nordirland zu kommen, muss man allerdings entweder die Carlingford Lough Ferry nehmen (die nicht das ganze Jahr über und sehr selten fährt) oder den „Umweg“ über Newry nehmen, um den Meeresarm zu umfahren. Beides laut Navi eine Dreiviertelstunde Anfahrtsweg.
Inmitten der Mourne Mountains, demnächst vielleicht der erste Nationalpark Nordirlands, besticht der klassische Parkland-Course in erster Linie durch seinen atemberaubenden Baumbestand rund um die erstklassig gepflegten Fairways und Grüns. Einzelne Spielbahnen hervorzuheben, fällt schwer. Der tolle Blick von der ersten Abschlagbox und das „Homecomming“ an Grün 18 zählen unbestritten zu den Highlights der Runde.
Der Club feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen, ursprünglich auf nur neun Spielbahnen angelegt. Der 18-Löcher-Meisterschaftsplatz wurde 1993 eröffnet und war schon Schauplatz von British Amateur und Senior British Open Qualifikationsveranstaltungen sowie eines Events der European Senior Tour. Die Erweiterung war eines der letzten Arbeiten des bereits erwähnten Golfarchitekten Eddie Hackett.
Kommen wir nochmals zurück in die Republik Irland, auch wenn der Weg zum Concra Wood Golf & Country Club im Normalfall auf der Zufahrtsstraße innerhalb weniger Kilometer zwei Mal die Grenze überquert – einmal mehr ohne es wirklich zu bemerken.
Einmal angekommen, wird schnell klar, dass man hier einen Volltreffer gelandet hat. Die durchaus reizvolle erste Spielbahn ausgenommen, erhält man bei sämtlichen Folgelöchern herrliche Blicke auf den umliegenden See, den Lough Muckno. Christy O'Connor Jr. hat hier zusammen mit seinem Onkel Christy O'Connor Sr. im Niemandsland der Grafschaft Monaghan ein golferisches Kleinod geschaffen, das es in der jetzigen Ausführung erst seit 2008 gibt.
Die Runde in Castleblayney ist optisch ein Fest, auch wenn der terrassenförmige angelegte Platz häufig mit Nässe (die soll es ja geben in Irland) zu kämpfen hat. Die Bahnen sind perfekt in die wunderbare Umgebung eingebunden, kein Loch ist langweilig. Auch wenn die ausgezeichnete Vier als „Signature Hole“ der 18-Löcher-Anlage gilt, hat es uns die Spielbahn 13 noch ein wenig mehr angetan. Bei diesem klasse Par 5 ist man allenthalben mit dem Wasser konfrontiert, ob als natürlicher Ausgrenze zur rechten in Form des Sees oder in Form der beiden Teiche, die strategisch clever positioniert wurden.
Auch Bahn 15 übers Wasser oder das Par 3 der 12 von oben Richtung Lough Muckno sind weitere Höhepunkte. Abrunden sollte man das Erlebnis Concra Wood in der Restaurant-Bar „The View“ auf dem höchsten Punkt des Areals, um bei einem Pint ein letztes Mal die grandiose Szenerie zu genießen.
Ach, wir haben uns verliebt und werden wiederkommen. So sicher, wie es hier unzählige Schafe, jede Menge raues Wetter und wirklich, wirklich klasse Golfplätze gibt, die hierzulande kaum bekannt und vergleichsweise günstig sind.
Top 5 To-Do-Tipps:
- Belfast: Hafenviertel erkunden und Titanic-Museum besuchen
- Strangford: In den Mourne Mountains auf den Spuren von Game of Thrones wandeln
- Newry: Abfeiern bis zum Abwinken im Pub The Brass Monkey
- Omeath: Toller kleiner Laden Morgans Fine Fish mit frischen Meeresfrüchten direkt aus dem Meer
- Carlingford: Richtig gut Austern essen im The Bay Tree Restaurant und Live-Musik genießen im Pub Taaffes Castle
Keiner der vorgestellten Golf Clubs verlangt derzeit mehr als 60 Euro/Pfund an Greenfee unter der Woche, Early Bird oder Late Start Angebote nicht eingerechnet. Echte „Hidden Gems“ eben, egal ob im britischen Nordirland oder in der Republik. Dem Golfball ist es eh egal, wo er fliegt. Und wenn die politisch Verantwortlichen auf der Insel weiterhin pragmatisch agieren, bleit der Grenzübertritt auch künftig in keiner Weise ein Hindernis.
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