Interview
„Aufgeben war nie eine Option für mich“
29. September 2024 , Thomas Kirmaier
Thomas Rosenmüller hat es geschafft: Der in Texas lebende Pro spielt künftig auf der PGA Tour. Golf.de hat mit dem 27-jährigen Ismaninger aus dem National Team Germany über Gefühle, Gönner, Geld und so viel mehr gesprochen.
Wann, wie und wo hast du erfahren, dass du die Karte für die PGA Tour 2025 sicher hast?
Offiziell erfahren habe ich es am Dienstag im Rookie-Interview vor der Nationwide Children's Championship in Columbus. Da hat man mir drei Zettel in die Hand gedrückt, auf denen mein Name, meine Heimatstadt und auf dem dritten Papier stand I am TOURBound. Da war dann endgültig klar, dass ich 2025 auf der PGA Tour spielen würde, wobei ich es vorher schon wusste, da es rechnerisch nicht mehr möglich war, aus den Top 30 zu rutschen. Ich war zwei Turniere vor Saisonende 340 Punkte vor dem 30. Da hat es keine große Mathematik mehr gebraucht. Aber mit der Aktion war es endgültig klar und fix.
Erzähl uns bitte von deinen Gefühlen in diesem besonderen Moment, als du es offiziell erfahren hast.
Vor allem Freude und Erleichterung. Vorfreude, sich endlich mit den großen Jungs messen zu dürfen. Da habe ich ja meine ganze bisherige Karriere hingearbeitet. Erleichterung, dass sich die harte Arbeit und die Geduld ausgezahlt haben. Es waren schwierige Jahre dabei. Vor allem 2021 und 2022 ist ziemlich wenig gut gelaufen bei mir. Zwei Jahre später spiele ich auf der PGA Tour. Also gefühlsmäßig definitiv, ja, Erleichterung und Vorfreude auf das erste Event 2025 auf Hawaii, wenn es in der Teebox heißt, ,Thomas Rosenmueller from Ismaning‘.
Wie viele Glückwunsch-Nachrichten haben dich erreicht und welche waren die schönsten Botschaften?
Es waren so um die 100 Nachrichten, würde ich sagen. Klar freue ich mich über jede, aber es waren vor allem die von Familie und sehr guten Freunden. Die waren in den vergangenen Jahren immer nah dran und haben mitbekommen, wie steinig mein Weg war. Da gab es so Messages wie ,Jetzt hast du jahrelang kein gutes Golf gespielt, aber dieses Jahr endlich mal was getroffen‘. Man braucht Humor – auch im Business Golf. Da musst du locker bleiben. Stephan Jäger und Matti Schmid haben mir auch gratuliert und mich auf der Tour begrüßt. Matti kenne ich, seit ich elf Jahre alt bin. Wir haben uns schon bei AK-Turnieren in Bayern duelliert, später standen wir gemeinsam im Nationalkader und haben uns auch auf College-Events in den USA getroffen. Stephan hat wie ich Eichenrieder Wurzeln. Wir haben das Golfspielen beide bei Ken Williams gelernt. Das verbindet natürlich. Nur ist er eben ein paar Jahre älter und kam ebenfalls über die Korn Ferry auf die PGA Tour. Ich hatte ihm auch zu seinem Sieg in Houston gratuliert, den ich live im TV verfolgen durfte. Und jetzt sind wir kommende Saison wohl zu viert in Liga eins: drei Bayern und ein Heidelberger, denn Jeremy Paul ist auch drin. Da freue ich mich drauf, dass es dann eine größere, deutsche Community gibt, wenn es zum Beispiel um gemeinsame Proberunden, Host Housing oder mal ein Abendessen geht. Das wird sehr cool.
Apropos Housing: Wie und wo genau wohnst du aktuell in den USA?
Ich wohne in Denton/Texas zusammen mit meiner Freundin. Wir werden uns in der jetzt dann anstehenden Off-Season sicher darüber unterhalten, ob wir in Dallas bleiben oder etwas ändern und vielleicht nach Florida ziehen. Vielleicht eventuell sogar ein Eigenheim. Da ist aber noch nichts fix, wir werden das in aller Ruhe gemeinsam besprechen und dann entscheiden, zumal ich von meinen Eltern gelernt habe, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.
Du hast deinen steinigen Weg angesprochen. Den Bayern sagt man ja nach, hartnäckig und manchmal stur zu sein. Ist dieser Erfolg, es jetzt endlich auf die PGA Tour geschafft zu haben, vielleicht auch ein Ergebnis deiner Hartnäckigkeit?
Auf jeden Fall. Man kann jetzt nicht sagen, dass mir das Leben alles geschenkt hat und mir der Erfolg in den Schoß gefallen ist. Ich musste mir über die Jahre alles hart erarbeiten. Dabei habe ich mir aber auch immer die Zeit gegeben, zumindest so lange es Sinn machte, und nicht zu viel Druck gemacht. Zum einen war ich immer selbstkritisch, wusste aber auch, dass ich gut genug bin, es zu schaffen. Dazu gab es Unterstützung – nicht nur durch meine Eltern, sondern auch von Gönnern. In erster Linie und vor allem von den Inhabern der Firmen Arche Nea und Kingspeak Real Estate; zwei Unternehmer, die ich beim Pro-Am im Wittelsbacher GC kennen gelernt hatte. Beide haben beschlossen, mir auf meinem Weg finanziell zu helfen und mir Zeit zu geben. Ohne sie hätte ich 2022 wahrscheinlich aufhören müssen, deshalb bin ich diesen beiden sehr dankbar, dass sie immer an mich geglaubt haben.
Wie häufig oder intensiv stehst du mit der Heimat in München in Kontakt bzw. wie oft schaffst du es, in Ismaning zu sein?
Eigentlich habe ich einen sehr engen Kontakt zu daheim. Wenn ich im Auto unterwegs zum Training oder Workout bin, rufe ich meine Eltern, meinen Bruder oder auch mal die Omas an. Eigentlich mehrmals in der Woche. Heimatbesuche schaffe ich ein- bis zweimal im Jahr für ein paar Wochen. Vermutlich dieses Jahr wieder zur Weihnachtszeit. Ich wäre gerne bei der BMW International Open in Eichenried dabei gewesen, aber durch Bernhard Langers Abschied sind dann gewisse Spots nicht frei geworden, was aber vielleicht ganz gut war, da ich mich so eher auf die Korn Ferry Tour konzentrieren konnte, auf der ich ja dieses Jahr ganz gut dabei war. Und natürlich ist der Kontakt zu meinem Coach Ken Williams regelmäßig und intensiv.
Rosenmüller als 19-Jähriger
Nach der Tour-Championship ist die Korn-Ferry-Tour-Saison vorbei. Wie sieht deine Planung für die restlichen Wochen des Jahres bis Weihnachten aus?
Mit meinem Management bin ich aktuell dabei, vielleicht die eine oder andere Einladung für Events der Fall Series auf der PGA Tour zu bekommen. Ich werde auch den einen oder anderen Monday Qualifier spielen, um im Turnier-Rhythmus und Competitive Mode zu bleiben. Dazu Off-Season-Arbeit wie Fitness, um den Körper für die neue Saison bereit zu machen. Stärken verbessern, schneller werden, am Putten und Wedge-Spiel feilen. Auch und vor allem mit meinem Coaching-Team an den Kleinigkeiten strukturiert arbeiten. Ich habe im Mentalbereich mit Silke Lüdike vom Golf Team Germany einiges erreicht, bin lockerer geworden. Ich denke, da bin ich auf einem guten Weg und habe festgestellt, dass ich mein bestes Golf spiele, wenn ich Spaß habe. Und vielleicht steht dann über Weihnachten auch ein Urlaub mit der Familie an, um die Akkus wieder aufzuladen und voll fit ins Jahr 2025 zu starten.
Hast du einen Talisman im Bag?
Ich habe zwei geweihte Sachen von meinen Großeltern. Die bringen ihren Enkeln immer von ihren Wallfahrten aus Altötting etwas mit, was uns beschützen soll. Wobei ich das eher weniger vor mir hertrage wie das bei vielen Amerikanern der Fall ist. Das ist Familiensache. Dazu habe ich eine Zwei-Reichsmark-Münze von 1876 im Bag. Die habe ich mal zu Hause gefunden, fand sie außergewöhnlich und habe sie als Ballmarker dabei.
Deine Ziele für 2025?
Natürlich würde ich am liebsten im kommenden Jahr ein Turnier auf der PGA Tour gewinnen. Aber in erster Linie möchte ich mich dort etablieren, schauen, was die großen Jungs so machen und wie die Leistungsdichte dort wirklich ist. Ich möchte aber auch meinen Weg weitergehen, nie aufgeben, mein Ding machen, konstant gut Golf spielen und vor allem Spaß dabei haben. Wie gesagt: Ich spiele am besten, wenn ich mit Spaß und Freude an die Sache herangehe. Ziel bleibt es außerdem, nie aufzugeben. Das war noch nie eine Option für mich.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Saison 2025 auf der PGA Tour!
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