Presidents Cup

Maruyamas Magic Moments


27. September 2024 , Thomas Kirmaier


Mann mit besonderer Presidents-Cup-Geschichte: Der Japaner Shigeki Maruyama ist 2024 Vice-Captain im Team International. © PGA Tour
Mann mit besonderer Presidents-Cup-Geschichte: Der Japaner Shigeki Maruyama ist 2024 Vice-Captain im Team International. © PGA Tour

Das Team International setzt beim 15. Presidents Cup auf eine Geheimwaffe, denn einer seiner Vice-Captains hat eine ganz besondere Geschichte zu erzählen und ist bei den USA immer noch gefürchtet. Sein Spitzname: der lächelnde Attentäter.

Wenn du einen Gegner seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr besiegen konntest, suchst du nach allen möglichen Mitteln, endlich wieder als Sieger vom Platz zu gehen. Nach besonderen Rezepten oder Optionen, die einen Kontrahenten vielleicht auch mal verunsichern könnten. Das Team International hat mit der späten Nominierung von Shigeki Maruyama als letzten Assistant Captain in die Trickkiste gegriffen. Wer ist der Mann, den in Golf-Europa so gut wie niemand kennt, den die US-Amerikaner aber noch in unschöner Erinnerung haben?

Grundsätzlich ist Shigeki Maruyama ein sehr fröhlicher, positiver Mensch. Bei den Olympischen Spielen in Paris fiel der 1,68 Meter große Coach auf, weil er Team Japan betreute und mit Hideki Matsuyama Bronze holte. In den vergangenen Jahren ist der heute 55-Jährige auf der internationalen Golfbühne kaum in Erscheinung getreten. Beim Presidents Cup in Kanada ist er wieder da. „Wir brauchen Hideki. Er ist einer unserer besten Spieler. Wir brauchen seine Punkte“, sagte Adam Scott im Vorfeld des Turniers. Maruyama habe einen besonderen Draht zu Matsuyama und solle ihn nun zu Höchstleistungen motivieren. International-Captain Mike Weir fügte hinzu: „Shigeki ist ein unbeschwerter Kerl. Es macht Spaß, in seiner Nähe zu sein.“

Mit Sicherheit haben sie sich mehrmals die Videos angeschaut. Die Captains und das Team. Die Bilder von damals, als Team International seinen bis dato einzigen Sieg in 14 Presidents Cups eingefahren hatte. Bei diesem spielte eben jener Shigeki Maruyama nämlich eine Schlüsselrolle - neben Ernie Els und Greg Norman. Er war als Rookie in Royal Melbourne GC geflogen. Kaum jemand hatte den stets lächelnden Japaner auf dem Schirm. Und dann das: Maruyama absolvierte fünf Sessions – und gewann sie alle. Er schlug Tiger Woods und Freddy Couples. Eine 5-0-0-Bilanz als Rookie? Hat vor ihm und nach ihm keiner geschafft.

Maruyamas Magic Moments


Ohnehin muss man lange blättern, um so einen Rekord zu finden. In der Geschichte des Ryder Cup gab es nur fünf Spieler, die es zu fünf Siegen bei einem Turnier gebracht hatten: Arnold Palmer, Gardner Dickinson, Larry Nelson, Francesco Molinari und zuletzt Dustin Johnson 2021. Beim Solheim Cup gab es eine 5-0-0-Bilanz innerhalb eines Wettbewerbs tatsächlich sogar erst einmal: 2013 holte die Schwedin Caroline Hedwall alle fünf Punkte für Europa – zweimal an der Seite der Deutschen Caroline Masson. Es muss also schon einiges zusammenlaufen, dass du bei einem Teamevent alles gewinnst. 1998 setzten sich die Internationals übrigens mit 20,5:11,5 gegen die USA durch – nicht zuletzt dank Shigeki Maruyamas Glanzleistung. Da er immer grinsend vom Grün spazierte, gab man ihm den Spitznamen „Smiling Assassin“, lächelnder Attentäter.

In Golf-Amerika erinnert man sich nur ungern an damals. Die Wunde ist heute aber ganz gut verheilt bei den USA. Kein Wunder: Die letzten neun Presidents Cups gingen alle auf das Konto der Stars & Stripes. Diesmal versuchen es ihre Gegner also mit einer alten Geschichte von 1998. Sicher auch wegen Maruyamas Persönlichkeit, der seinerzeit zwar auch dreimal auf der PGA Tour gesiegt hatte, in den vergangenen beiden Jahrzehnten aber abgetaucht war und sich im japanischen Verband engagierte.

Nun ist er also wieder da. Maruyama ist Vice Captain von Team International beim Presidents Cup 2024. Auf die Frage eines Reporters, ob er der Mannschaft schon ausführlich von damals, 1998, erzählt hatte, antwortete der Japaner auf der Pressekonferenz gewohnt leise und respektvoll: „Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit den Jungs über diese Erfahrung zu sprechen, weil mein Englisch nicht so fließend ist. Es ist schwer zu kommunizieren.“ Aber wenn die Spieler mehr darüber erfahren wollten, sei er immer offen dafür, und man könne es ausführlicher besprechen. „Ich möchte dem Team auf jeden Fall helfen.“ Hilfe hat es nach Tag eins auch dringend nötig. Die USA gewannen alle Sessions und liegen 5:0 in Führung. Jetzt braucht es für Team International also unbedingt einen Maruyama-Moment.

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