Isi Gabsa

‚Habe eine Erfolgsspezi getrunken‘


28. März 2024 , Daniel Dillenburg


Feiert 2024 ihr Comeback-Jahr, nachdem sie 2023 weitestgehend wegen einer Rückenverletzung verpasste: Isi Gabsa.
Feiert 2024 ihr Comeback-Jahr, nachdem sie 2023 weitestgehend wegen einer Rückenverletzung verpasste: Isi Gabsa. | © Orlando Ramirez/Getty Images

Isi Gabsa spielt nach einem Jahr voller Verletzungen und gesundheitlichen Problemen wieder um Punkte auf der LPGA Tour. Im Interview mit Golf.de spricht die 28-Jährige über Spezi, die familiäre Stimmung im deutschen LPGA-Lager und einen verhängnisvollen Griff zum Salzstreuer.

Erst litt sie unter einer langwierigen Rückenverletzung und dann wurde zu allem Überfluss auch noch Borreliose diagnostiziert: Isi Gabsas 2023 war aus sportlicher Sicht ein Jahr zum Vergessen. Dank ihrer Medical-Kategorie darf die gebürtige Münchnerin aus dem National Team Germany in diesem Jahr einige LPGA-Tour-Turniere mitspielen. Dabei hofft sie natürlich, genügend Punkte zu sammeln, um nicht auf die zweitklassige Epson Tour zurückgehen zu müssen. Einen ersten Schritt in Richtung Tourkarte machte Gabsa bei der Fir Hills Seri Pak Championship, wo sie ihren ersten Cut seit Ende 2022 schaffte. Ein Erfolg, der gebührend gefeiert wurde und Mut macht für die anstehenden Aufgaben.

Im Interview mit Golf.de blickt die in Florida lebende Gabsa auf die lange Leidenszeit zurück, spricht über die familiäre Stimmung im deutschen LPGA-Lager und etabliert den Begriff „Erfolgsspezi“.

Blicken wir zunächst zurück auf 2023, ein sowohl sportlich als auch gesundheitlich schwieriges Jahr für Sie. Können Sie die zwölf Monate einmal aus Ihrer Sicht zusammenfassen?

Ich habe mich beim allerersten Turnier bei einer ziemlich blöden Aktion verletzt. Ich habe eigentlich nur das Salz aus der Mitte des Tischs holen wollen und mir hat es voll in den Rücken gefahren. Mein Rücken hat mir schon immer ein wenig Probleme bereitet. Danach hatte ich ausstrahlende Schmerzen ins Bein, habe aber trotzdem weitergespielt – so dumm wie man manchmal als Athlet ist. Ich hatte den gesamten Winter darauf hingearbeitet und es nicht wahrhaben wollen, dass ich eine Pause einlegen muss. Meine Schmerzen sind nicht weggegangen und es ist immer schlimmer geworden. Daraufhin bin ich nach Hause gefahren und habe mich untersuchen lassen. Hier bekam ich eine Fehldiagnose und bin wieder spielen gegangen. Zwei Wochen lang habe ich Schmerzmittel genommen, aber es wurde nicht besser, sondern durch das Spielen wieder schlimmer. Schlussendlich habe ich mich dann dazu entschieden aufzuhören und mir Zeit zu nehmen, um es auszukurieren. Schlussendlich hatte ich einen Bandscheibenvorfall, der auf einen Nerv gedrückt und ins Bein ausgestrahlt hat.

Und dann kam auch noch die Borreliose-Krankheit hinzu, oder?

Genau. Das habe ich dann mit Antibiotikum behandelt. Dank Physiotherapie konnte ich im Oktober wieder anfangen zu spielen.


Wie ging es Ihnen in dieser Leidenszeit?

Es war natürlich schwierig. Ich hatte mich auf die Saison gefreut und plötzlich konnte ich nur noch die Übungen für den Rücken machen - sonst nichts. Immerhin war ich den Sommer daheim bei der Familie und konnte Freunde sehen. Aber es war natürlich nicht das, was ich machen wollte. Ich konnte der LPGA Tour auch nicht folgen, weil es mir einfach schwergefallen ist, Ergebnisse von Freundinnen zu sehen. Ich wollte auch da draußen sein und Turniere spielen. Daher war das auch mental nicht so einfach. Umso glücklicher bin ich, jetzt wieder spielen zu können.

Wie sind Sie mit der Diagnose Borreliose umgegangen?

Mein Blut wurde untersucht, weil meine Schmerzen nicht verschwunden sind. Da wurde dann Borreliose diagnostiziert. Ich habe Freundinnen, die auch Borreliose hatten. Das ist ziemlich typisch bei uns, dass wir das durch Zeckenbisse bekommen, weil wir viel draußen unterwegs sind. Ich kannte viele Geschichten von Leuten, denen es nach dem Antibiotikum ging. Andere haben mehrere Monate gebraucht, um sich wieder normal zu fühlen. Ich hatte einfach die Hoffnung, dass das Antibiotikum bei mir schnell anschlägt und tatsächlich ging es mir nach fünf Tagen wieder gut.

Welche Symptome hatten Sie?

In erster Linie Müdigkeit und mal hat meine Hand, mal mein Fuß geschmerzt. Auch die Nervenschmerzen meines Bandscheibenvorfalls waren extrem.

Was haben Sie in dieser Auszeit über sich gelernt und was nehmen Sie vielleicht auch Positives aus ihr mit?

Ich habe gelernt, dass man vielleicht alles ein bisschen entspannter angehen sollte, mehr auf sich achten muss und auf seinen Körper hört. Manchmal ist es zu viel und dann muss man aufhören, auch wenn man es nicht wahrhaben will.


Vergangene Woche haben Sie Ihren ersten Cut seit Ende 2022 geschafft. Wie hat es sich angefühlt, endlich mal wieder Wochenendgolf zu spielen?

Es war mega cool und ein Erfolg. Deswegen habe ich auch eine Erfolgsspezi getrunken.

Eine Spezi in den USA?

Ja, ein Startup hat angefangen, Paulaner Spezi nach Kalifornien zu importieren. Da bin ich dann vorbeigefahren und habe welche abgeholt, um am Abend mit meinem Freund und ein paar anderen eine Erfolgsspezi zu trinken.

Ist die Erfolgsspezi ein feststehender Begriff im Hause Gabsa?

Früher als Kind gab es daheim immer eine Arbeiterspezi, nachdem wir Möbel aufgebaut oder im Garten gearbeitet haben. Aus der Arbeiterspezi wurde dann die Erfolgsspezi.

In welcher LPGA-Kategorie sind Sie aktuell gelistet?

Ich habe einen Medical Status, also denselben wir im vergangenen Jahr, als ich mich 2022 über die Q-School qualifiziert habe. Daran hat sich nichts geändert.

Wie ist es generell derzeit auf der Tour mit so vielen Deutschen, Sophia und Caro sind zurück, mit Aline, Alex und Polly auch einige jüngere Gesichter dabei?

Es ist mega cool, dass wir inzwischen so viele sind. Es ist ja auch ein Rekord. Wir spielen relativ viele Proberunden miteinander. Vor allem Alex, Polly und ich sind viel unterwegs. Wir haben jetzt auch angefangen, einmal in der Woche zusammen essen zu gehen. Wenn dann Sophia und Caro mit ihren beiden Kindern dabei sind, dann fühlt sich das schon wie eine große Familie an.

Wie sehen Sie das deutsche Damengolf zurzeit?

Ich glaube, wir stehen ganz gut da. Man sieht, dass die Förderung des DGV in den vergangenen Jahren Erfolg hat. Wir alle sind durch den DGV groß geworden und man sieht einfach, dass die Unterstützung etwas bewirkt. Das sind jahrelange Förderungen, die ich auch miterleben durfte, damals mit Bundestrainer Stephan Morales.

Sind ein erfolgreiches Team: Isi Gabsa mit Bruder Pascal bei der Q-Series 2022.
Sind ein erfolgreiches Team: Isi Gabsa mit Bruder Pascal bei der Q-Series 2022. | © Hannah Ruhoff/Getty Images


Trägt Ihr Bruder ab und an noch Ihre Tasche wie bei der Q-Series – Sie waren ja ein erfolgreiches Duo?

Dadurch, dass er die Damenmannschaft in Eichenried übernommen hat, hat er die gleiche Saison wie ich und kann nicht einfach so zu einem Turnier kommen. Daher leider nicht. Aber er wird immer mein Q-School-Caddie bleiben. Wobei ich jedes Jahr hoffe, dass es dann doch nicht zur Q-School geht.

Wie oft sind Sie noch in Deutschland und besuchen Ihre Familie?

Letztes Jahr war ich viel dort. Aber ansonsten nur an Weihnachten und einmal im Sommer. Da komme ich auf circa 1,5 Monate im Jahr daheim.

Die LET trägt auch in diesem Jahr wieder ein Turnier in Deutschland aus. Wird man Sie dort sehen?

Leider nicht. Zur selben Zeit haben wir ein Turnier auf der LPGA Tour. Mit meiner Medical-Kategorie bekomme ich nur eine limitierte Anzahl an Turnieren und wenn ich das nicht spiele, nehmen sie es mir weg. Deswegen würde ich eine Chance auf Punkte verlieren und ich kann keine LPGA-Turniere auslassen. Ich würde wahnsinnig gerne nach Berlin kommen, aber es geht leider nicht.

Sie sind ein großer Film- und Serienfan. Welcher Film hat Sie in der jüngeren Vergangenheit am meisten beeindruckt und welche Serie schauen Sie aktuell an?

So wirklich neue Filme, die mich beeindruckt haben, gab es keine. Mein neuer Lieblingsfilm im Flugzeug ist Mario. In puncto Serien bin ich auf der Suche nach etwas Neuem. Also gerne Vorschläge schicken.

Wie lauten Ihre sportlichen Ziele für dieses Jahr?

Ich möchte einfach die verbleibenden Turniere meiner Medical-Kategorie so gut es geht spielen. Ansonsten habe keine klaren sportlichen Ziele. Es geht eher darum, alles ein wenig entspannter anzugehen. Es so anzunehmen, wie es kommt. Logischerweise würde ich meine Tourkarte gerne behalten und die Top 100 erreichen. Aber ich weiß nicht einmal, ob ich Mitte des Jahres immer noch LPGA spiele oder auf die Epson Tour muss.

Vielen Dank für das Gespräch!