AK 50
Wach-Wechsel bei den Senioren
7. März 2024 , Christopher Tiess
Nach zehn erfolgreichen Jahren übergibt Nationalmannschafts-Kapitän Thomas Hübner das Amt an seinen Nachfolger Jochen Roggenkämper. Wir stellen den neuen Mann am Ruder vor.
Die deutsche AK50-Nationalmannschaft der Herren hat ein erfolgreiches Jahrzehnt hinter sich. Gleich zweimal konnten die Bundesadler europäisches Mannschaftsgold erobern (2018, 2021). Dazu kamen jeweils eine Silber- und Bronzemedaille in den Jahren 2016 und 2020. Doch für den langjährigen Mannschaftskapitän Thomas Hübner ist die Zeit abgelaufen - und den Wecker dafür hat er höchst persönlich gestellt. Denn zehn Jahre sind das Limit für das Amt, so die Überzeugung von Thomas Hübner.
Die Show geht jedoch weiter - und dabei soll sie erfolgreich sein. Hübner, eine Legende im deutschen Amateurgolfsport, hat es sich in den Monaten vor seinem Rückzug zur Aufgabe gemacht, ein bestelltes Feld zu übergeben. Und so suchte er früh im Jahr 2023 einen geeigneten Nachfolger - und wurde fündig in Jochen Roggenkämper. Thomas Hübner erklärt, wie es dazu kam: „Ja, die maximal zehn Jahre im Amt wollte ich wirklich einhalten. Als ich über die Nachfolge sinniert habe, war es mir wichtig, dass jemand das Amt übernimmt, der etwas von der Materie versteht und der bei den Jungs Akzeptanz und Anerkennung hat. Da war Jochen der ideale Kandidat.
Ich kenne ihn schon aus der Jugendzeit, er ist stets mit guter Laune, einer Top-Einstellung und starkem Support dabei. Und als ich die Entscheidung bei den DM 2023 in Hamburg bekannt gegeben habe, konnte man spüren, dass er die Sympathien der Truppe hat. Ein wichtiger Punkt in dem Ganzen ist übrigens auch dieser: Ich kannte stets alle Spieler, die um die Kaderplätze gekämpft haben, aus meiner aktiven Zeit. Diejenigen, die jetzt 50 werden, kenne ich aber gar nicht mehr. Bei Jochen ist das anders - der kennt sie. Und auch das ist irre wichtig.“
Die Suche nach dem Neuen
Der 61jährige Roggenkämper ist seit 1978 im Golfsport aktiv und hat über seine gesamte sportliche Karriere hinweg für den Düsseldorfer GC gespielt. Er ist aktiver Mannschaftsspieler und grundsätzlich bei jeder Seniorenmeisterschaft auf nationaler und Landesebene dabei. Er war mehrfach im erweiterten Nationalkader und vor allem mit seinem Eintritt in die Seniorenklasse bekam sein aktives Spiel wieder mehr Aufwind.
Roggenkämper gewann die NRW-Landes-Einzelmeisterschaft der Senioren. Er hat mit der Landesauswahl sechsmal hintereinander beim Länderpokal mitgespielt - und diesen viermal gewonnen. Gerade die erfolgreichen Qualifikationen für den spielstarken NRW-Landeskader bedeuten dem Rheinländer unglaublich viel. Bei den Mannschafts-Europameisterschaften - quasi dem Goldstandard aller Amateurturniere - war Roggenkämper im Jahr 2023 als Kapitäns-Assistent mit dabei.
An die Anfrage vom damaligen Senioren-Mannschaftskapitän erinnert sich Roggenkämper noch genau: „Thomas Hübner rief an und wollte sich treffen. Ich wusste ja zuerst gar nicht, worum es gehen soll - ich dachte schon, ich habe etwas ausgefressen. Aber Thomas sagte dann: ‚Ich mache den Job jetzt zehn Jahre. Und ich finde, länger als zehn Jahre sollte keiner ein Amt ausüben. Kannst Du Dir vorstellen, den Posten zu übernehmen. Du bist lange genug dabei und spielst selbst einen guten Ball. Ich möchte Dich beim DGV vorschlagen.‘ Damit hab ich nun gar nicht gerechnet - weder mit dem Aufhören von Thomas noch mit der Übernahme des Amtes.“
Mehr Punkte für den Kapitän
Und tatsächlich hielt der Düsseldorfer zunächst Rücksprache mit seiner Ehefrau, denn die ist nach seiner eigenen Aussage stets die Leidtragende, wenn er dem Golfsport nachgeht. Doch seine Frau gab ihren Segen - und sorgt auch damit für die sportliche Kontinuität in der golfverrückten Familie Roggenkämper. Denn selbst Jochen Roggenkämpers Vater spielt mit seinen 90 Jahren immer noch Golf. Und die 86-jährige Mutter legt die 18 Loch sogar nach wie vor zu Fuß zurück. Und weil es sich im Hause Roggenkämper nunmal so gehört, spielt die 26-jährige Tochter ebenfalls Golf.
Mit Blick auf das Kapitäns-Amt meint Jochen Roggenkämper: „Ich freue mich riesig auf die Aufgabe. Ich sehe es einerseits als große Verantwortung und andererseits als Krönung meiner eigenen golferischen Laufbahn.“ Dennoch wurde der Düsseldorfer zum Amtsantritt nicht gerade von Traumbedingungen erwartet. Die AK50-Nationalmannschaft musste bei der EMM 2023 einen achten Platz hinnehmen, was sich mit Niederlagen in allen drei Matchplay-Runden übersetzen lässt. Und noch gravierender: Im Jahr 2024 finden im deutschen Golfsport keine Internationalen Amateurmeisterschaften statt.
Der Neu-Kapitän sagt dazu: „Mein Start war durch die Sparmaßnahmen des DGV recht schwierig. Das Streichen der IAM ist schon sehr schade und letztendlich auch nicht gut für den Verband. Denn eine IAM ist immer ein toller Event und ein echtes Saison-Highlight. Mit etwas Glück bleibt es bei dem einjährigen Aussetzer, und wenn wir diese Turniere in der Zukunft wieder ausrichten, spielen wir vielleicht auf Plätzen, die von allen gut erreichbar sind. In anderen Ländern sehen wir, welch starken Stellenwert die Internationalen Meisterschaften durch die Wahl der Location haben können.“
Als neues Ranglistenturnier führt Roggenkämper zudem den Captains Cup ein. Das 36-Loch-Turnier wird am 11. und 12. Mai 2024 im GC Mettmann stattfinden.
Zur Anmeldung geht es hier: <<<Captains Cup 2024>>>
6+2 als Erfolgsrezept
Für den Deutschen Seniorengolfsport hat Roggenkämper positive Aussichten - vor allem, was den „Nachwuchs“ angeht: „Die Jungs, die jetzt und demnächst in die AK 50 reinrutschen, sind superstarke Spieler. Wenn wir uns Leute wie Gaucho ansehen (A.d.R.: gemeint ist Rodolfo Erico Junge) oder auch Christian Appelt. Das ist eine ganz neue Generation - und wirklich heiße Kandidaten für den Kader.“
Für die Entwicklung seiner Mannschaft hat sich Roggenkämper einiges vorgenommen: „Ich habe mit vielen potentiellen Spielern gesprochen, was für sie wichtig ist. Die positiven Dinge, die Thomas aufgebaut hat, möchte ich unbedingt beibehalten. Und auf anderen Seiten können wir vielleicht noch weiter optimieren. Zum Beispiel möchte ich mehr Ranglistenpunkte sammeln lassen. So möchte ich bei der Einzel-EM auch Punkte vergeben, solange man als deutscher Spieler in den Top 20 ist.
Dazu haben wir dann vier Internationale Meisterschaften, die mit in der Wertung sind. Und die Länderpokal-Zählspielrunde wird auch für die Rangliste gewertet. Ich habe damit eine größere Anzahl an Turnieren, die ich werten kann. Die drei Top-Plätze der Senioren-Rangliste sind fix als Kaderspieler gesetzt. Dazu kommen drei Captain Picks, wobei ich die im Zweifel gar nicht brauche, weil am Ende meine Picks und die Ranglisten-Platzierungen gleich sind. Das Wichtigste ist, bei der Team-EM die besten sechs Spieler an den Start zu bringen und dass diese auch miteinander harmonieren. Ich werde als Kapitän viel kommunizieren und Fragen stellen - gerade auch bei unseren Spieler-Paarungen. Mir ist auf jeden Fall wichtig, eine faire und transparente Mannschaftsaufstellung zu finden.“
Anführer mit Teamgeist
Die finale Aufstellung wird letztendlich auf dem Platz der zu spielenden Team-EM gefunden - und zwar vier Wochen vor der Team-EM. Denn Roggenkämper ist überzeugt: „Direkt vor Ort kann man sehen: Wem liegt der Platz. Und wer kann mit wem zusammen spielen und wer nicht.“ Und er ergänzt: „Es ist beeindruckend, was für eine hohe Qualität bei der Team-EM gespielt wird! Da müssen wir alles geben, um vorne mitzuspielen. Schön wäre es zudem, wenn wir es schaffen, noch den Siebtplatzierten der Rangliste als Assistenten mitzunehmen. So ein Vier-Augen-Prinzip würde mir gefallen.“
Im Berufsleben ist Roggenkämper Geschäftsführer einer von ihm aufgebauten Firma für Konferenz- und Präsentationstechnik. Die Führungserfahrung nimmt er mit in sein Amt. Und er zeigt von Beginn an: Team Play ist für ihn eine gelebte Maxime. Wenn er selbst auf dem Platz steht, spielt er übrigens ohne viel Chichi, dafür mit einem wiederholbaren Schwung und einem guten Bauchgefühl. Respekt vor dem Amt und seinem Vorgänger hat Jochen Roggenkämper aber in jedem Fall. So sagt er: „Thomas war mit dem Kader zweimal Mannschafts-Europameister. Dazu kommen seine eigenen Erfolge. Er ist eine echte Ikone. Und seine Fußstapfen sind groß.“
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