Mental
Acht Mentaltipps – für Golf und Leben!
18. Januar 2024 , Felix Grewe
Wie Sie gesünder mit Druck umgehen, Selbstzweifel bezwingen und die günstigsten Voraussetzungen schaffen, um Ihre besten Leistungen zu erbringen – auf und neben dem Golfplatz.
1) Umgang mit Selbstzweifeln
Jeder kennt Druck vor einem Wettkampf – nicht nur vor einer Golfrunde. Meistens entsteht dieses unangenehme Gefühl durch die Angst vor dem Versagen. Die wiederum beruht in der Regel auf den Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Timothy Gallwey, Begründer der The-Inner-Game-Methode, schreibt in seinem Buch „Inner Game Golf: „Egal wie stark der Druck beim Lesen irgendeines Grüns ist, wir haben nur dann Angst, wenn wir an unserer Fähigkeit, den Ball zu versenken, gezweifelt haben. Die Angst wächst in dem Maß, wie der Glaube an die Kompetenz abnimmt. Wenn wir unsere Selbstzweifel dämpfen können, schwinden unsere Ängste.“ Sein Tipp: „Wenn Sie schon zweifeln, dann zweifeln Sie doch auch an Ihren Zweifeln!“
2) Lernen Sie das Atmen neu!
Nein, kein Witz. Richtig zu atmen muss man lernen. Denn die meisten Menschen atmen falsch und ungesund. Wichtigste Regel: mehr Nasenatmung, weniger Mundatmung! Auf dem Golfplatz können Sie das zwischen ihren Schlägen besonders gut üben. Klar ist auch: Eine langsame und tiefe Atmung ist die beste Methode, um Anspannung und Stress zu reduzieren. Sie aktiviert den Parasympathikus, jenen Teil des vegetativen Nervensystems, der für innere Ruhe und Entspannung zuständig ist. Atmen Sie vor Ihren Schlägen fünf- bis zehnmal tief durch die Nase in den Bauch ein und lassen Sie die Luft durch Nase oder Mund entweichen.
3) Nervös? Völlig okay!
Verwechseln Sie nicht ungesunden Druck mit gesunder Nervosität. Vor dem ersten Abschlag ist das Gefühl der Anspannung nicht nur normal, sondern sogar wichtig. Bis zu einem gewissen Grad sorgt es dafür, dass Sie die Bereitschaft entwickeln, alles zu geben. Selbst die erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler werden Ihnen gestehen, dass auch sie noch immer nervös sind vor einem Wettkampf.
4) Visualisieren Sie Ihr Ziel
Wussten Sie, dass Ihr Gehirn nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden kann? Diese wissenschaftlich belegte Erkenntnis kann Ihnen auch auf dem Golfplatz hilfreich sein – und zwar dann, wenn Sie sich der Technik des Visualisierens bedienen. Schließen Sie doch öfter mal die Augen vor dem Schlag und stellen Sie sich vor, wie Sie schwingen werden und wie sich der perfekte Golfschwung anfühlt. Sehen Sie dabei vor Ihrem inneren Auge, wie der Ball in der gewünschten Flugkurve sein Ziel erreicht. Viele Leistungssportler visualisieren ihren Erfolg. Hurly Long erzählte einmal in einem Interview mit Golf.de: „Wenn ich auf der Runde bin, schließe ich vor jedem Schlag meine Augen. Ich versuche mich, in eine Art meditativen Zustand zu bringen. Es geht darum, so unterbewusst wie möglich Golf zu spielen, weil das Unterbewusstsein viel stärker ist als das Bewusstsein. Wenn ich am Ball stehe und über ein Fußballspiel nachdenke, kann ich nicht erwarten, dass ich einen guten Schlag mache – weil die Fokussierung fehlt.“ Probieren Sie es doch mal aus ...
5) Denken Sie weniger an den Score
Leichter gesagt als getan? Mag sein. Aber bedenken Sie: Nicht der Wettkampf an sich setzt Sie unter Druck, sondern lediglich die Bedeutung, die Sie Ihrer Performance beimessen. Wäre Ihnen der Score egal, gäbe es keinen Grund für eine übermäßige Nervosität. Deshalb erinnern Sie sich von Zeit zu Zeit daran, dass Ihr Selbstwertgefühl nicht von Ihrer Leistung auf dem Golfplatz abhängen sollte. Sobald der eigene Wert an Resultate geknüpft wird, leidet das Ego, wenn die Ergebnisse nicht stimmen.
6) Üben Sie das wertfreie Wahrnehmen
Eine Königsdisziplin – und vielleicht eine Aufgabe, die niemand jemals komplett beherrschen wird. Aber: Sie können gewiss lernen, Ihre Bewertungen und Beurteilungen zu reduzieren – auf und neben dem Golfplatz. Üben Sie sich darin, zu sehen, was wirklich ist und fügen Sie nichts hinzu, was lediglich Ihrer Interpretation entspringt. Zwei verpatzte Putts bedeuten nämlich noch lange nicht, dass Sie einen schlechten Tag erwischt haben. Und eine schwache Runde macht Sie nicht zu einem schlechten Golfer. Genauso wenig übrigens wie ein hohes Handicap etwas über Ihre Eigenschaften als Mensch aussagen würde.
7) Kultivieren Sie Dankbarkeit
Niemals vergessen: Die Tatsache, dass Sie überhaupt Golf spielen können, ist bereits ein Privileg von unschätzbarem Wert. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal frustriert vom 18. Grün schleichen. Wie wichtig ist die Scorekarte wirklich? Dankbarkeit ist ein Schlüssel fürs Glück – und der einfachste Weg, Ärger und Enttäuschungen loszuwerden.
8) Kein Kampf gegen den inneren Kritiker!
Das Wichtigste zum Schluss – denn das ständige Geplapper im Kopf kennen wir doch alle: Glauben Sie der Stimme zwischen Ihren Ohren nicht alles, was Sie Ihnen erzählt! Wer sagt schon, dass sie recht hat? Wichtig ist auch: Kämpfen Sie niemals gegen den Kritiker im Kopf – denn diesen Kampf werden Sie nicht gewinnen. Je mehr sie ihre Zweifel und Ängste wegdrücken wollen, desto stärker werden sie in der Regel. Besser: wahrnehmen und einfach mal lächeln! Das funktioniert doch nirgendwo einfacher als auf dem Golfplatz...
Über den Autor: Felix Grewe ist nicht nur Sportjournalist und Autor, er ist auch ausgebildeter Coach und zertifizierter Trainer der Inner Game Methode von Timothy Gallwey.