Menschen
Andrew „Beef” Johnston: „Bis mich keiner mehr auf einen Golfplatz bringen konnte…”
21. September 2023 , Thomas Fischbacher
Andrew Johnston spielte sich durch erstklassiges Golf und einen sympathischen Auftritt ins Rampenlicht, kam mit dem Druck aber nicht zurecht. Über einen rasanten Aufstieg, den tiefen Fall und einen steinigen Weg zurück.
2016 war das Jahr eines gewissen Andrew “Beef” Johnston. Der sympathische Engländer mit dem üppigen Vollbart hatte ein besonderes Charisma. Johnston, Sohn eines Busfahrers und einer Kantinenmitarbeiterin aus Greater London, war anders als die meisten Mitstreiter: Zweifelsohne mit großen Talent, aber nicht mit der Athletik vieler Kollegen gesegnet. Der damals 26-Jährige arbeitete sich auf die European Tour, gewöhnte sich langsam aber sicher an das Niveau und sorgte vor allem 2016 für Aufsehen, als er die Open de Espana gewann, Achter bei der Open wurde und bis auf den 74. Rang der Weltrangliste nach vorne rückte.
Aus dem zurückhaltenden Kumpeltyp war eine Persönlichkeit im Weltgolf geworden – mit Werbeverträgen, jeder Menge Interviewanfragen und einem hohen Publikumsinteresse. Scheinbar lief alles perfekt.
Doch bei Johnston baute sich immer mehr Druck auf, denn er wollte das Interesse, das sein sympathisches Auftreten gepaart mit hochklassigen Golfschlägen mit sich brachte, immer wieder aufs Neue auch spielerisch bestätigen. Was oft misslang. Es war der Anfang einer Negativspirale.
„Das ist lächerlich, ich sollte nicht hier sein…”
"Plötzlich stand ich auf der Range neben Rory oder Ricky Fowler, wer auch immer es war, und dachte: 'Das ist lächerlich, ich sollte nicht hier sein'”, so Johnston in einem Interview für die DP World Tour im Vorfeld der BMW PGA Championship. "Der Druck, den ich mir danach selbst auferlegt habe, und ich musste versuchen, jede Woche zu gewinnen, was einfach so unrealistisch ist. Aber ich wusste ja nicht, dass das passieren würde. Je mehr Druck ich mir selbst gemacht habe, desto schlechter habe ich gespielt, desto mehr habe ich mich aufgeregt, desto mehr Druck habe ich verspürt, weil ich keine Leistung gebracht habe. Es war wie eine Spirale – bis zu dem Punkt, an dem man mich nicht mehr auf einen Golfplatz bringen konnte."
Auch Verletzungen warfen den Publikumsliebling immer weiter zurück. Johnston, der nach seiner Hochphase vor sieben Jahren trotz der mentalen und physischen Probleme immer wieder spielerische Lichtblicke fabrizierte, setzt nun schon seit Saisonbeginn aus. Zwischenzeitlich stellte er sich die Frage, ob er es überhaupt noch einmal versuchen solle. Mittlerweile geht die Tendenz in Richtung Comeback. Auch dank der Hilfe des Sportpsychologen Steve Peters.
Dieser alberne, lustige Typ
"Ich hatte das Gefühl, dass mir eine große Last von den Schultern genommen wurde, und sie erzählten mir etwas sehr, sehr Interessantes", so Johnston weiter. "Ich werde es nie vergessen."
"Auf ziemlich morbide Weise sagte er mir, ich solle mich in folgende Situation versetzen: Ich liege im Sterbebett und müsste mich auf Dinge festlegen, an die sich meine Freunde nach meinem Ableben erinnern. Ich sagte: 'Ich möchte einfach Beef oder Andrew sein, was auch immer, mit meinen Kumpels abhängen, dieser alberne, lustige Typ sein. Lachen, Spaß haben, als netter Mensch in Erinnerung bleiben Er sagte: 'Du hast kein Golfturnier erwähnt'. Und ich sagte: 'Nein, habe ich nicht. Er meinte: 'Das ist doch nicht so wichtig, oder?' Das hat mir einen Schlag in die Realität verpasst, der mir für immer im Gedächtnis geblieben ist."
Auch seiner Frau Jodie ist Johnston sehr dankbar. Gemeinsam ihrer Unterstützung und professioneller Hilfe hat sich "Beef" seinen mentalen Problemen gestellt und ist auf einem guten Weg, sich wieder besser zu fühlen. Ob die Zukunft für den nun 34-jährigen Sympathieträger noch ein paar schöne Momente auf der Tour bereithält, ist da fast schon nebensächlich.
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