Meck-Pomm
Das Land am Meer
3. Juni 2023 , Christopher Tiess
Mecklenburg-Vorpommern – das Tor zur Ostsee. Golfsportler finden hier ein paar der ambitioniertesten Golfprojekte Nordeuropas – und jede Menge charmanter Hideaways. Die Skizze einer Rundreise.
Klare, salzige Seeluft. Immer eine Brise Wind. Und ein unverbauter Horizont. Das war hier im Norden schon immer so. Doch der Golfsport in Mecklenburg-Vorpommern ist vergleichsweise jung. Denn spätestens mit Anbruch der DDR-Zeit wurden alle bis dahin existierenden Golfanlagen geschlossen und das Land oftmals als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Die Absenz von der golfsportlichen Landkarte änderte sich jedoch nach der Wiedervereinigung schnell. Der erste neu entstandene Golfplatz in MV war Hohen Wieschendorf – inzwischen als Bades Huk bekannt.
Kunstwerke aus Gras
Heute bietet das Bundesland an der Ostsee 17 Golfanlagen – und jede von ihnen heißt Gastspieler herzlich willkommen. Einige der Anlagen sind äußerst ambitionierte Projekte, die auch international Ausrufezeichen setzen. So ist das Winston Golf Resort seit Jahren Austragungsort der WINSTONgolf Senior Open. Gespielt wird das Turnier der European Senior Tour (derzeit Legends Tour genannt) nicht etwa auf dem aufwendig modellierten „WINSTONlinks“, sondern auf dem wunderschönen und ebenfalls absolut erstklassig gepflegten „WINSTONopen“. Das Winston Golf Resort befindet sich übrigens in der Nähe der beschaulichen Landeshauptstadt Schwerin. Und wer im Umfeld dieser herausragenden Golfanlage übernachten möchte, wird vielleicht bei einem der umliegenden Schlösser und Herrenhäuser fündig, die zum Resort gehören.
Nur eine gute Autostunde weiter östlich befindet sich das Golfresort Fleesensee, das mehrere Jahre Austragungsort der European Tour war. Hier gibt es drei 18-Löcher-Plätze und zwei 9-Löcher-Anlagen. Wer hier zu Gast ist, sollte sich in jedem Fall eine Runde auf dem „Schloss-Platz“ gönnen, denn er zählt zurecht zu den schönsten und anspruchsvollsten Golfplätzen in ganz Deutschland. Oder wie die Fleesensee’er selbst sagen: er kann Paradies und Hölle zugleich sein. Der Platz, sein alter Baumbestand und die Umgebung sind wunderschön. Architekt Stan Eby hat eine Mischung aus klassischem Parkland-Course und offenen Spielbahnen gezaubert – mitten in der Mecklenburgischen Seenlandschaft. Und über dem Kunstwerk thront das herrschaftliche Schloss Blücher mit seinem noblen Hotel.
Die Schweiz – mitten in Mecklenburg
Überhaupt scheinen Schlösser und Golfplätze hier oben im Norden gut zusammen zu gehen. Denn auch im nur 45 Autominuten nördlich gelegenen GC Schloss Teschow ist es ein wunderschönes klassizistisches Herrenhaus, um welches der herrliche 18-Loch-Golfplatz „Am See“ geführt wird. Auch hier in der Mecklenburgischen Schweiz bilden uralte Bäume, sanfte Hügel und der Teterower See ein so idyllisches Ambiente, wie man es in Deutschland kaum noch findet. Gerade diese Idylle ist es jedoch, die die Golfplätze hier im Nordosten so sehr auszeichnet. Autobahnen, ICE-Strecken, Einflugschneisen: Fehlanzeige. Und noch etwas hat sich zum Markenzeichen der Mecklenburg-Vorpommerschen Golfanlagen heraus stilisiert: üblicherweise sind Startzeiten auch kurzfristig buchbar. Denn keineswegs sind die Plätze hier so überlaufen wie in den Mitgliederanlagen der deutschen Ballungsräume oder den touristischen Rasenautobahnen Südeuropas.
Aber apropos Autobahn: der nächste Stopp der Golf-Tour liegt noch weiter nördlich. Ungefähr 50 Minuten in Richtung Ostseeküste liegt der familiengeführte Golfpark Strelasund mit seinen zwei 18-Loch-Plätzen und dem On-Course-Hotel mit 47 Zimmern. Eine besondere Empfehlung gilt dem „Mecklenburg-Vorpommern“ Platz. Die Bahnen sind offen, mit sanften Hügeln und großzügigen Grüns. Allerdings warten auch Wasser, Bunker, eine große Waste Area sowie zum Schluss ein waschechtes Inselgrün auf Sie. Wer sich hier stärken möchte, darf sich auf eine erstklassige Gastwirtschaft namens „Frettwurst“ mit durch und durch regionaler Küche freuen.
Fish and Chicks
Vielleicht kommen Sie beim Essen ja auf den Gedanken, mal etwas gar nicht so Golfsportliches zu tun. Nur eine kurze Fahrt vom Golfpark Strelasund entfernt befindet sich die kleine aber wunderschöne Hansestadt Stralsund. Hier ist auch das Ozeaneum mit seinen bis zu 2,6 Mio. Liter großen Aquarien beheimatet. Ebenfalls befindet sich hier die originale „Gorch Fock“, die heute als „Gorch Fock I“ bezeichnet wird. Rügen mit seinen zwei Golfanlagen und den Störtebeker Festspielen liegt vor der Haustür Stralsunds. Und auch Usedom mit seinen Kaiserbädern und ebenfalls zwei Golfanlagen ist nicht weit. Wer es aber ruhiger mag, fährt lieber in westliche Richtung. Zum Beispiel auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Hier finden sich noch immer ursprüngliche Fischerdörfer und der fangfrische Fisch kann entweder direkt am Bodden oder mit Ostseeblick genossen werden. Genau hier – zwischen Ahrenshoop und Wustrow – lässt sich beim genauen Hinhören auch die alte Kabbelei zwischen den Pommerschen und den Mecklenburgern heraushören.
Wer die Fahrt noch weiter in Richtung Westen fortsetzt, kommt bald in der Hansestadt Rostock an. Hier in der größten Stadt des Bundeslandes, ist nicht nur die älteste Universität des Ostseeraumes zuhause. Auch einer der schönsten Zoos Europas befindet sich hier. Vor allem das Polarium sowie das Darwineum sind echte Zuschauermagnete. Ein ziemlich einzigartiges Hotel ist auch schnell gefunden: die Yachthafenresidenz Hohe Düne besticht durch ihre Exklusivität und die Lage direkt zwischen Sandstrand und Warnow-Mündung. Der Blick auf den Seekanal, die Ostsee und die eigene Marina tun ihr Übriges. Absoluter Kult-Stopp: die Broiler-Bar im Hotel Neptun. Dafür setzt mal schnell mit der Fähre über den Fluss und geht den Rest des Weges durch das wunderschöne Warnemünde. Das schon seit DDR-Zeiten bestehende Lokal liegt direkt an der Promenade. Hier gibt es mutmaßlich das beste Brathähnchen Deutschlands. Aber Vorsicht – zu den Stoßzeiten muss mit stolzen Wartezeiten gerechnet werden.
Copenhagen calling
Von Rostock aus sind es gerade einmal 40 Kilometer Seeweg bis nach Dänemark. Das bedeutet knappe zwei Stunden auf der Fähre. Und wer das bezaubernde Kopenhagen besuchen will, hängt dann lediglich noch zwei entspannte Stunden auf der dänischen Autobahn dran. Oder man fährt einfach weiter gen Westen in Richtung Deutsche Riviera. Dort lockt ein Abstecher zum Deck Beach Club, der wohl angesagtesten Sunset Location der Gegend.
Nur einen Katzensprung entfernt liegt Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands. Und der wunderschöne Meisterschaftsplatz des Ostsee Golf Resort Wittenbeck. Die Anlage wurde auf die Kühlung gebaut, einem leichten Höhenzug, der den direkten Blick auf die nahe Ostsee freigibt. Zwar besitzen die Wittenbecker nach wie vor nur ein provisorisches Clubhaus – aber die Terrasse, die dortige Stimmung und vor allem der Platz haben es in sich. Niemand hier scheut den Vergleich mit den großen Anlagen der Republik. Und die Verantwortlichen haben noch viel vor. Die Pläne für ein großes Clubhaus mitsamt Ferienwohnungs-Ensemble liegen in der Schublade.
Hinter dem Horizont
Die obige Aufzählung kann noch lange fortgesetzt werden, denn die hier dargestellte Auswahl ist noch keineswegs vollumfänglich. Mecklenburg-Vorpommern ist ein großes Bundesland mit vielen Ecken, die entdeckt werden möchten. Neben den Golfanlagen sind dies inzwischen zahlreiche Museen und Attraktionen wie der gerade frisch eingeweihte Skywalk „Königsweg“ auf Rügen. Oder eines der über 2.000 Gutshäuser und Schlösser, verschlungene Wanderpfade und Wasserwege. MV lässt sich zu Fuß, per Fahrrad und per Boot erkunden. Und selbstverständlich bietet sich der Nordosten Deutschlands auch für einen Road Trip auf wunderschönen Alleen und verlassenen Dorfstraßen an. Und hinter dem Horizont ist noch lange nicht Schluss. Gerade im Verbund mit den Nachbarn aus Schleswig-Holstein und Polen lässt sich die Ostseeküste und deren Hinterland noch auf ganz gemütliche Art erleben.
Reise
Die Golfheimat der Special Olympics
16. Mai 2023
Metropolcheck
Essen, Kultur und Golf in Hamburg
28. Mai 2024