Tour-Report
Siems Triumph, Kaymers erste Schwünge, Garcia-Kritik an McIlroy
27. Februar 2023 , Thomas Fischbacher
Marcel Siem ist zurück im Kreis der Sieger, Martin Kaymer schlägt seine ersten Bälle und Sergio Garcia wirft Rory McIlroy fehlende Reife vor.
PGA Tour: The Honda Classic
PGA National Resort, Florida
2836 Tage musste Chris Kirk warten, ehe er den fünften Titel seiner Laufbahn auf der PGA Tour in Empfang nehmen durfte. Dazu war bei der Honda Classic harte Arbeit vonnöten. Erst schraubte der Amerikaner sein Gesamtergebnis auf dem schwierigen Champion Course des PGA National auf den neuen Turnierbestwert von 14 unter Par nach 72 Löchern, um sich im Anschluss im Stechen gegen Eric Cole durchzusetzen.
Kirk, 37, hatte vor einigen Jahren seine Alkoholsucht öffentlich gemacht und eine längere Pause von der Tour eingelegt. Seit vier Jahren ist er nun abstinent. "Alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, verdanke ich meiner Abstinenz", erklärte er emotional. "Ich hätte diesen Job nicht mehr, hätte wahrscheinlich auch nicht mehr die Familie an der Seite. Ich war wirklich kurz davor, alles zu verlieren, was mir wichtig war. Der Gewinn der Honda Classic ist eine Art Bonus, während ich buchstäblich alles Gute, das ich in meinem Leben habe, meiner Abstinenz verdanke."
Durch den Sieg verbessert sich der Amerikaner auf Rang sechs im FedExCup und erhält ein Preisgeld in Höhe von 1,512 Millionen Dollar.
Auch Stephan Jäger erlebte eine starke Woche in Florida. Der Deutsche kam auf Runden von 71, 69 und zwei Mal 67 Schlägen am Wochenende und kletterte auf dem Leaderboard bis auf den 14. Rang nach oben. Im FedExCup bleibt er aktuell auf Position 72. Bei 13 Starts in dieser Saison schaffte es der 33-Jährige Münchener elf Mal ins Preisgeld.
Matti Schmid hatte hingegen den Cut verpasst.
LIV Golf: Mayakoba
El Camaleón Golf Course, Mexiko
Etwas mehr Preisgeld geht nach dieser Woche an Charles Howell III. Der Amerikaner gewann das erste Turnier der LIV Golf League 2023 in Mexiko und erhielt dafür ein Preisgeld in Höhe von stolzen vier Millionen Dollar. Howell, 43, glänzte am Sonntag mit einer bogey-freien 63 und legte damit ein Tempo vor, das keiner der prominenten Kontrahenten mehr mitgehen konnte. Er gewann vier Schläge vor Peter Uihlein und sechs vor Branden Grace.
Zu dem Preisgeld für den Individualtitel kommt der Anteil der drei Millionen Dollar, mit denen sich Howells Team Crushers GC für den Sieg in der Team-Wertung belohnen. Howell, Bryson DeChambeau, Paul Casey und Anirban Lahiri kamen gemeinsam auf 26 unter Par und waren somit neun Schläge besser als die zweitplatzierten 4Aces.
Für Martin Kaymer, den einzigen deutschen LIV-Spieler, wäre das Auftaktevent in Mexiko der erste Auftritt seit seiner Handgelenksoperation im November gewesen. Kurz vor Beginn des Turniers wurde bekannt, dass er für Mayakoba noch nicht wieder fit ist. "Es sind jetzt vier Monate, und das Problem ist, dass das Gewebe sehr lange braucht, um zu heilen", erklärte Kaymer am Mittwoch. "Also putte ich im Moment. Ein bisschen Chipping hier und da. Aber ich habe immer noch hin und wieder Schmerzen. Ich habe ein paar gute Tage und ein paar nicht so gute Tage. Ich denke, darum geht es bei der Reha. Hoffentlich kann ich in zwei bis drei Wochen wieder Golfbälle schlagen. Das ist das Ziel."
Kaymer war während der Turnierwoche dennoch vor Ort, schlug ein paar Bälle auf der Driving Range und versuchte sich als Co-Kommentator.
LPGA Tour: Honda LPGA Thailand
Siam Country Club, Thailand
Die Zuschauer bei der Honda LPGA Thailand hatten sich insgeheim auf ein Duell der Lokalheldinnen gefreut. Natthakritta Vongtaveelap führte vor dem Finale im Siam Country Club, gefolgt von Atthaya Thitikul. Thailand blickte mit Spannung dem Duell des Rookies gegen den Superstar entgegen.
Am Ende gewann jedoch Lilia Vu. Die Amerikanerin, mit sechs Schlägen Rückstand in die Finalrunde gestartet, kam bestens aus den Startlöchern, notierte insgesamt acht Birdies (davon fünf in Folge ab Loch acht), setzte sich an die Spitze und ließ sich von dort auch nicht mehr verdrängen. Die 25-Jährige brachte nach einer finalen 64 (-8) einen Vorsprung von einem Schlag auf Vongtaveelap und einen weiteren auf Thitikul ins Ziel und feierte ihren ersten Sieg auf der LPGA Tour.
"Fühlt sich wirklich gut an, es geschafft zu haben", freute sich Vu. "Ich habe das Gefühl, dass ich mich am Ende des letzten Jahres sehr unter Druck gesetzt habe, und in der Nebensaison habe ich einfach meine Einstellung geändert. Ich wusste immer, dass ich gewinnen würde, ich musste es nur geschehen lassen. Je mehr man sich an etwas klammert, desto weiter entfernt es sich meiner Meinung nach. Ich war gegen Ende der letzten Saison sehr nah dran, also wollte ich einfach Spaß haben und mein Spiel spielen, dann würde es schon klappen."
Deutsche Spielerinnen waren beim zweiten Turnier der Saison nicht am Start.
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DP World Tour: Hero Indian Open
DLF G&CC, Indien
Marcel Siem hat die Hero Indian Open gewonnen. Der 42-Jährige setzte sich in einer bis zum Ende spannenden – und aus deutscher Sicht historischen – Finalrunde mit einem Schlag vor Yannik Paul durch. Für Siem ist es der erste Sieg auf der DP World Tour seit November 2014. Damals hatte er in der besten Phase seiner Karriere beim BMW Masters seinen bisher größten Triumph gefeiert.
Alexander Knappe überzeugte am Sonntag und verbessert sich unter die besten Zehn, Nick Bachem wird 23. Freddy Schott und Nicolai von Dellingshausen hatten zuvor den Cut verpasst.
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Weitere Turniere deutscher Beteiligung
Challenge Tour: Nelson Mandela Bay Championship
Humewood GC, Südafrika
Marc Hammer T28 und Velten Meyer, Jannik de Bruyn und Michael Hirmer CUT
Sunshine Ladies Tour: Jabra Ladies Classic
Glendower Golf Club, Südafrika
Carolin Kauffmann T7, Leticia Ras-Anderica T30 und Helen Kreuzer, Sarina Schmidt, Verena Gimmy & Franziska Friedrich CUT
Das Zitat der Woche
"Jetzt kann ich mir wieder aussuchen, wo ich hin will, das macht das Leben viel einfacher. Ich kann mich richtig auf die Golfplätze vorbereiten, das verändert mein Leben. Ich kann es einfach nicht glauben. Es ist wunderbar."
Marcel Siem nach seinem Sieg bei der Hero Indian Open
Was sonst noch passierte…
In Kassel wurden bei der Jahrestagung der PGA of Germany unter anderem die Spieler des Jahres gekürt. Die Preise gingen an Olivia Cowan und Max Kieffer. Beide hatten 2022 ihre bis dato größten Erfolge ihrer Karriere gefeiert: Cowan siegte erstmals auf der Ladies European Tour (Indian Open), Kieffer landete seinen Premierensieg auf der DP World Tour in Tschechien. Hier geht es zum Bericht >>>
Kommende Woche steht das Arnold Palmer Invitational in Bay Hill an. Es gehört zu den sogenannten “elevated events” der Tour, bei denen die Top-Spieler um 20 Millionen spielen. Insgesamt treten 44 Akteure aus den Top 50 der Weltrangliste an. Deutsche Spieler haben es leider nicht ins elitäre Feld geschafft.
Rory McIlroy will in Florida hingegen einen weiteren großen Titel holen. Kritik bekam der Nordire vergangene Woche von einem ehemaligen Ryder-Cup-Kollegen. Sergio Garcia warf McIlroy im The Telegraph fehlende Reife vor, weil er Garcias Wechsel zu LIV Golf zu persönlich nehme. "Ich finde das sehr traurig", erklärte der Spanier. "Wir haben so viele Dinge zusammen erlebt und so viele Erfahrungen gemacht, dass es nicht sehr erwachsen wirkt, wenn er das wegwirft, nur weil ich mich entschieden habe, auf eine andere Tour zu gehen."
Fred Perpall ist neuer Präsident der USGA. Der 47-Jährige aus Dallas ist damit der erste Schwarze, der dieses Amt in der 128-jährigen Geschichte der Organisation übernimmt. Perpall war zuletzt als gewählter Präsident Mitglied des USGA-Exekutivausschusses. Seine Wahl für die dreijährige Amtszeit wurde auf der Jahrestagung in Napa, Kalifornien, offiziell bekannt gegeben.
Was diese Woche ansteht:
- PGA Tour: Arnold Palmer Invitational | Puerto Rico Open
- PGA Tour Champions: Cologuard Classic
- Ladies European Tour: Joburg Ladies Open
- LET Access Tour: Santander Golf Tour – Girona
- LPGA Tour: HSBC Women’s World Championship
PGA of Germany
Cowan, Kieffer, der Agent und das Gehirn
26. Februar 2023
DP World Tour
Marcel Siem: Zurück im Kreis der Sieger
26. Februar 2023