Max Kieffer
"Harte Arbeit, immer weitermachen"
22. August 2022 , Thomas Fischbacher
Maximilian Kieffer gewinnt beim 249. Start auf der Tour seinen ersten Titel, wäre aber auch ohne den ersten Pokal glücklich gewesen. Der Grund ist einfach: die Liebe zum Beruf.
Maximilian Kieffer hat lange gewartet. Als einer der wenigen deutschen Golfprofis spielte der 32-Jährige seit seiner Debüt-Saison 2013 durchgängig auf der DP World Tour. 249 Mal trat er an, ehe am Sonntag in Tschechien der erste Sieg glückte. Zuvor waren ihm in neun Jahren 21 Top-Zehn-Platzierungen im Oberhaus gelungen, darunter vier Mal Platz zwei.
2013 lieferte er sich ein denkbar kurioses Duell, an das sich Teile der Golfwelt noch heute erinnern. Bei der Open de España in El Saler bei Valencia absolvierte er am Finalsonntag insgesamt zehn Mal die 18. Spielbahn. Einmal im regulären Betrieb, neun Mal im Stechen, das er schließlich gegen Raphaël Jacquelin verlor. Nie hatte es in der Geschichte der European Tour zuvor länger gedauert, bis ein Turniersieger ermittelt werden konnte.
Jacquelin prophezeit große Zukunft
Sieger Jacquelin prophezeite dem damals 22-Jährigen Rookie eine große Zukunft. Er würde viele Titel gewinnen, war sich der Franzose sicher. Kieffer, der zuvor bei der Gujarat Kensville Challenge auf der Challenge Tour mit seinem ersten Profi-Sieg den Grundstein für den Aufstieg in die erste Liga legen konnte, mischte bei seinem erst zehnten Start der Premieren-Saison gleich ganz oben mit.
Kieffers Karriere in Stationen
Bis der Deutsche am Wochenende seinen ersten Pokal gen Himmel stemmen durfte, sollte etwas mehr Zeit vergehen, wie vielleicht nicht nur Jacquelin gedacht hatte. Immer wieder blitzte Kieffers enorme Stärke und Konstanz auf, Jahr für Jahr sicherte er sich mal früher, mal später den Klassenerhalt, spielte stolze vier Millionen Euro an Preisgeld ein und qualifizierte sich für Major-Turniere. 2019 verpasste er den Sieg bei der Oman Open erst im Endspurt, 2021 folgten zwei zweite Ränge in Österreich und Gran Canaria.
Albatross kündigt Formhoch an
Dass Kieffer in seiner zehnten Saison in Folge auf der Tour gut in Form und zu Höchstleistungen bereit ist, deutete sich in den vergangenen Wochen an. Den bislang letzten Cut verpasste er bei der Porsche European Open Anfang Juni, seither schaffte er es sechs Mal in Folge ins Preisgeld. Unvergessen dabei sein Kunstschuss bei der BMW International Open, als er auf dem elften Loch am Donnerstag zum Albatross lochte.
Beim wegen heftiger Regenfälle und Spielausfall am Samstag auf 54 Löcher verkürzten Czech Masters war es endlich soweit. Kieffer glänzte nach einer 68 zum Auftakt am Freitag und Sonntag jeweils mit 66er Runden und schob sich an die Spitze des Feldes. Als Gavin Greens Birdie-Putt auf dem 18. Loch denkbar brutal nach Ehrenrunde auslippte, stand fest, dass endlich einmal eine starke spielerische Woche auch mit einem Pokal endete.
Nach endgültiger Bestätigung seines Premieren-Titels war Kieffer erstmal sprachlos. Er wisse nicht, wie er sich fühle, alles müsse er ein paar Tage sacken lassen. "Ich liebe Golf, ich liebe es einfach, Golf zu spielen”, erklärte er im Sieger-Interview. "Selbst wenn es nichts mit dem Sieg geworden wäre, hätte ich immer noch ein tolles Leben, ich spiele immer noch gerne Golf. Jetzt zu gewinnen, ist noch besser."
Die guten Tage genießen
Es sind eindrucksvolle Worte von jemandem, der bei allen Backpfeifen, die der Golfsport vor allem auf diesem Niveau gerne verteilt, noch immer nicht genug davon bekommen kann, durch die Golfwelt zu reisen und sich mit den Größen der Tour zu messen. Einem Kämpfer, der immer wieder aufsteht.
"Man muss es einfach weiter versuchen. Ich hatte ein paar schwierige Jahre, in denen ich nicht gut gespielt habe, aber dieses Jahr habe ich das Gefühl, dass ich sehr gut spiele.” Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept antwortete er: "Harte Arbeit, immer weitermachen und sich weiter anstrengen. Man hat gute und schlechte Tage, man muss die guten Tage genießen und an den schlechten Tagen muss man einfach tief in sich gehen und weitermachen."
Die spannende Frage ist nun, ob die Zukunft noch weitere Titel bringen wird. Ob diese Titelpremiere ein Karrierehoch nach sich zieht. Oder ob es bei dieser einen Trophäe bleibt.
Am Ende auch nicht so wichtig, denn Kieffers Begeisterung für das, was er tut, scheint nicht wirklich von Erfolgen oder Misserfolgen abzuhängen. Wohl dem, der das von sich behaupten kann.
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