US Open

Es ist angerichtet für das Finale


19. Juni 2022 , Thomas Fischbacher


| © US Open: Ein dicht gedrängtes und prominent besetztes Leaderboard vor dem Finale

Platz und Bedingungen so schwierig wie erwartet, die Weltspitze vorne dabei und zwei der aktuell formstärksten Spieler an der Spitze – so lief der dritte Tag der US Open im The Country Club.

Einige der Löcher im Country Club von Brookline haben bereits hunderte Jahre auf dem Buckel. Doch im Laufe der Zeit ging nicht deren Potential verloren, die besten der Welt vor enorme Herausforderungen zu stellen. Bei dieser 122. Ausgabe der US Open passiert bislang, was bei so vielen Austragungen zuvor auch schon passiert ist. Die besten Spieler der Welt taumeln und Runden unter Par werden zur Seltenheit. Es ist eine dieser Wochen im Jahr, wo Pars tatsächlich gute Ergebnisse sind und Schläge ins Rough wirklich bestrafend.

Am Samstag wurde es windiger in Boston, zudem ein paar Grad kälter. Fairways und Grüns blieben hart. Die besten Spieler der Welt erwartete ein harter Tag im Büro. In Zahlen lässt sich die dritte Runde wie folgt zusammenfassen: 73,5 Schläge im Schnitt (bei Par 70) und nur sieben Runden unter Par.

In Führung liegen vor dem Finale zwei Namen, die Experten bereits vor dem Turnier als Favoriten auf dem Schirm hatten. Sowohl Will Zalatoris (67 Schläge am Samstag) und Matt Fitzpatrick (68) gelang es, ihre Runden unter dem Platzstandard zu beenden. Überhaupt hat das Duo, das mit insgesamt 201 Schlägen (-4) die Führung hält,  während des Turnierverlaufs noch keine Runde über Par notiert.
 


Zalatoris glänzt erneut beim Major

Zalatoris gelang dabei mit einer 67 die beste Ausbeute des Tages. Vor noch nicht einmal einem Monat hatte der 25-Jährige mit bereits zehn Top-Zehn-Platzierungen bei Major-Turnieren das Stechen der PGA Championship gegen Justin Thomas verloren. Der junge Amerikaner wartet noch auf seinen ersten Titel überhaupt auf der PGA Tour und hätte gewiss nichts dagegen, wenn er seinen ersten Pokal bei einem Major stemmen dürfte. 

„Wir mussten heute sehr diszipliniert sein”, erklärte er. „Wir haben nicht eine einzige Fahne anvisiert, auch nicht mit einigen Wedges, weil man auf diesen Grüns in manchen Situationen wirklich nur einen oder zwei Meter Spielraum hat. Normalerweise schießen die Jungs mit Wedges in der Hand auf die Fahne, egal wie die Situation ist. Aber ich musste einfach viel Geduld haben und mir so viele Chancen aus fünf bis acht Metern geben, wie ich konnte. Zum Glück sind heute ein paar Putts reingegangen, das hat sich ziemlich gut angefühlt.”
 


Fitzpatrick hat zugelegt

Auch Matt Fitzpatrick spielte bei der PGA Championship im Mai vorne mit. Der Engländer wird am Sonntag zum zweiten Mal in Folge in der Finalgruppe eines Majors abschlagen. Der Ryder-Cup-Spieler hatte im Country Club vor neun Jahren das US Amateur, eines der wichtigsten Turniere im Amateursport, gewonnen und kennt den kniffligen Platz vielleicht etwas besser als einige der Konkurrenten.

Den Hauptgrund für das aktuelle Formhoch sieht Fitzpatrick übrigens darin, zuletzt intensiv an der Länge seiner Abschläge gearbeitet zu haben: „Das war die große Sache, die mich zurückhielt. Das Putten war gut. Das kurze Spiel war gut. Das Annäherungsspiel war gut. Meine Abschläge waren zwar gerade, aber ich hatte einfach nicht die Länge, um alles andere auszunutzen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich noch einen draufgesetzt habe. Ich kann nicht mehr nur mithalten, sondern schlage weiter als einige der Jungs. Meine Ballgeschwindigkeit hat sich in den letzten Jahren beträchtlich verbessert, und ich denke, dass ich dadurch plötzlich eine viel größere Chance habe, Woche für Woche im Wettbewerb zu bestehen.” 

Scheffler, Rahm, McIlroy – die Weltspitze vorne dabei

Was die Vorfreude auf den Finaltag dieser US Open noch ansteigen lässt, ist die Tatsache, dass auch die drei aktuell besten Spieler der Welt noch um den Major-Sieg mitspielen. Zu einem frühen Zeitpunkt sah es danach aus, als könnte Scottie Scheffler nach seinem deutlichen Sieg in Augusta beim Masters auch in Boston einen erfolgreichen Ausreißversuch hinlegen. Doch der Zwischensprint des Weltranglistenersten auf sechs unter Par und an die Spitze des Tableaus endete mit einer Negativserie von einem Doppel-Bogey und drei weiteren Schlagverlusten auf den Bahnen elf bis 14.

Scheffler (71 am Samstag) geht bei zwei unter Par schlaggleich mit Adam Hadwin (70) und Keegan Bradley (69) von Platz vier ins Finale. Zwei Schläge fehlen auf das Führungsduo. 

Nur einen Schlag hinter Zalatoris und Fitzpatrick beginnt der Finalsonntag für Jon Rahm (71) – und das trotz Doppel-Bogeys auf seiner letzten Bahn des Tages. „Es ist in gewisser Weise ärgerlich, den Tag so zu beenden, da ich diese Löcher so gut gespielt habe”, kommentierte Rahm. „Aber ich habe mir immer wieder gesagt: Wenn mir jemand auf 14. angeboten hätte, dass ich die Runde mit eins über Par beenden würde und die letzten fünf Löcher nicht spielen müsste, dann wäre ich sofort ins Clubhaus gerannt. Einfach, weil es so schwierig war. Ich hätte das Angebot angenommen, ohne zu zögern.”

Vor dem Doppel-Bogey gelangen dem spanischen Weltranglistenzweiten drei Schlaggewinne auf der 14., 15. und 17. Bahn. 

Von Platz sieben starten Sam Burns (71), Joel Dahmen (74) und Rory McIlroy (73), die Nummer drei der Golfwelt, in das Finale. Letzterer bilanzierte den Moving Day wie folgt: „Es war einer der härtesten Tage auf einem Golfplatz, die ich seit langem hatte. Ich musste mich einfach durchbeißen, und das habe ich auf den letzten Neun getan. Die letzten Neun mit Even Par zu spielen, war eine wirklich gute Leistung, wie ich finde. Ich habe mich einfach im Turnier gehalten.”

Die wichtigsten Infos vor dem Finale

Am Finaltag soll es ähnlich windig bleiben, und sogar noch etwas kälter werden. Die Finalgruppe um Fitzpatrick und Zalatoris geht um 18.45 Uhr deutscher Zeit auf die Runde. Sky überträgt ab 16 Uhr die Featured Groups und beginnt mit der regulären Übertragung um 17 Uhr. 

Für Yannik Paul und Marcel Schneider, nach der Absage von Martin Kaymer die beiden einzigen deutschern Starter im Feld, war das Turnier nach zwei Tagen leider beendet. Das deutsche Duo hatte den Cut deutlich verpasst.