Regelfrage #8

Zweimal verkehrt ist richtig herum?


19. Februar 2025 , Dietrich von Garn


Regelfrage der Woche #8/2025
Regelfrage der Woche #8/2025 | © golfsupport.nl/Frank Vuylsteke

In der Regelfrage der Woche widmet sich DGV-Regelexperte Dietrich von Garn einer „Regelproblematik“. Diesmal bekommt Dieter Drehwurm mit Stand linksherum einen Freedrop und spielt daraufhin normalherum aufs Grün.

Die Situation: 

Dieter Drehwurm hat seinen Ball nach links geschlagen, wo dieser auf einem 50 Zentimeter schmalen Stück Rasen zwischen einem Cart-Weg und einem massiven Aus-Zaun liegen bleibt. Die Mitspieler Stefan Schadenfroh und Guido Gönntniemandnix grinsen sich an: „Das sieht aber blöd aus für Dieter! Da hat er keinen vernünftigen Stand!“

Dieter stellt sich versuchsweise an den Zaun hinter seinen Ball, hat dort aber keinen Platz mehr um einen Schläger hinter den Ball zu bringen. Vielleicht wäre das vor 20 Jahren ohne Bauch noch gegangen, aber jetzt...?

Er wendet sich an seine Mitspieler: „Den muss ich links herum spielen.“ Und stellt sich auf die andere Seite des Balls, dreht sein Eisen 7 auf den Kopf und stellt fest: „Wie praktisch, jetzt stehe ich auf dem Weg. Da darf ich droppen, und für den Linkshänderstand liegt der NPE in Richtung Fairway.“

„Der waaas?“, kommt es von Guido.

Dieter erklärt, dass der „NPE“ der „nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung“ sei, den er zum Droppen suchen müsste. Er macht es den beiden vor und droppt genau eine Schlägerlänge entfernt von dem NPE auf dem Fairway.

Dort stellt er sich wieder als Rechtshänder hin und nimmt auch einen anderen Schläger, der bis zum Grün reichen sollte.

Stefan wird blass und Guido bekommt einen roten Kopf. Und dann reden beide durcheinander. Es ist von Trickserei die Rede, die Worte „unfair“ und „Betrüger“ fallen und auch „Spielleitung“ und „DQ“ kommen vor. 

Dieter stellt sich dreist an seinen Ball und schlägt ihn auf das Grün.

Was gibt das?

Die Lösung:

Es gibt auf jeden Fall keinen Grund zur Aufregung, es sei denn, man wäre missgünstig und/oder regelunkundig.

Der linkshändige Stand war plausibel, da Dieter den Ball in seinem normalen Stand als Rechtshänder nicht spielen konnte. Als Folge davon gab es den Freedrop. Danach war der Ball an einer anderen Stelle im Spiel und es war korrekt, sich dieser neuen Situation anzupassen.

Regel 16.1a(3) untersagt nur einen eindeutig „unvernünftigen“ Stand, aber wenn es nicht anders möglich ist, den Ball zu spielen, ist ein „ungewöhnlicher“ Stand kein „unvernünftiger“ Stand.