Regelfest

Dritter Platz trotz sieben Strafschläge


8. Dezember 2024 , Daniel Dillenburg


Daumen hoch für ein besonderes Comeback nach heftiger Strafe: Anthony Quayle.
Daumen hoch für ein besonderes Comeback nach heftiger Strafe: Anthony Quayle. | © Hannah Peters/Getty Images

Auf der PGA Tour of Australasia liest ein australischer Profi ein Dokument nicht aufmerksam und spielt daraufhin mit „Besserlegen“. Dies kommt ihm irgendwann teuer zu stehen. Auch sein Mitspieler wird bestraft.

„Das ist ein großer Anfängerfehler meinerseits.“ Der Australier Anthony Quayle hat eine aufregende Woche hinter sich. Bei der Vic PGA Championship, einem Event der PGA Tour of Australasia, las er ein Dokument nicht aufmerksam und wurde wegen mehrfachen Regelverstoßes mit sieben Strafschlägen belegt. Dass Quayle trotz dieser Hypothek aus Runde eins erst den Cut schaffte und anschließend sogar um den Sieg spielte, grenzte an ein kleines Wunder. Doch von vorne:

Irgendwann im Laufe der ersten Runde wurde Quayle von seinem Mitspieler Tyler McCumber gefragt, ob mit „Besserlegen“ gespielt werde. Der Australier bestätigte fälschlicherweise, dass dies der Fall sei und er den ganzen Tag über von dieser Annahme ausgegangen sei. Er hatte sich geirrt. In einem Dokument, das an alle Spieler der PGA Tour of Australasia verschickt wurde, hieß es, dass „Besserlegen“ nur in einem bestimmten Bereich des dritten Fairways erlaubt sei. Zum Leidwesen von Quayle (und McCumber) hatte er dies fälschlicherweise so interpretiert, dass „lift, clean, and place“ auf dem gesamten Platz gelten würde.

Ein zweiter Blick

„Es ist ein Fehler, der voll und ganz auf mich zurückzuführen ist, und ich stehe voll und ganz dazu“, sagte Quayle, der erst nach der dritten Runde ausführlich über den Vorfall sprach. Dass er sich in seiner Annahme getäuscht haben könnte, bemerkte er auf Loch 15, als ihn McCumber zu der Regelsituation befragte. Immerhin seien die Fairways auf dem Open Course in Moonah Links, im Süden Melbournes, in einem anständigen Zustand gewesen. Plötzlich war sich Quayle nicht mehr so sicher mit dem „Besserlegen“. Er las das ausgehändigte Dokument also noch einmal aufmerksam durch und bemerkte, dass er sich geirrt hatte.

„Unsere letzten drei Turniere auf der Tour wurden mit bevorzugten Lagen gespielt“, erklärte Quayle weiter. „Das Dokument, das mir ausgehändigt wurde, ist ein kleines halbseitiges Dokument, in dem ‚preferred lie‘ und die Länge der Scorekarte hervorgehoben sind.“ Doch damit wollte er seinen Regelverstoß keinesfalls rechtfertigen. „Das ist ein großer Anfängerfehler meinerseits. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass wir auf dieser Tour oft mit Besserlegen spielen. […] Jetzt bereue ich es.“ Quayle sprach das Problem umgehend an und bat den Referee, Heath McLeod, zu sich. „Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas wirklich falsch gemacht hatte. Sobald ich es merkte, wurde mir schlecht im Magen, ich dachte, ich hätte etwas furchtbar falsch gemacht.“

„Stolz, wie Anthony damit umgegangen ist“

McLeod hatte keine guten Neuigkeiten parat. Angesichts des wiederholten Regelverstoßes erhielt Quayle satte sieben Strafschläge. Dreimal spielte er seinen Ball nach Anwendung der „Besserlegen“-Regel von einer falschen Stelle (jeweils zwei Strafschläge) und einmal platzierte er seinen Ball an derselben Stelle (ein Strafschlag). Der zuständige Referee äußerte sich ebenfalls zu dem kuriosen Fall: „Wir sind stolz darauf, wie Anthony damit umgegangen ist. Sobald er seinen Fehler bemerkte, rief er mich zu sich und ging die Sache am 15. Grün durch. Er hat sofort die Verantwortung für seine Handlungen übernommen, und wir haben die vier einzelnen Regelverstöße durchgearbeitet, die er begangen hat, und er hat die Strafe viel Trara akzeptiert.“

Weil Quayles Mitspieler McCumber ebenfalls einmal besserlegte, wurde auch er mit einer Strafe belegt (zwei Strafschläge). Kurioserweise kämpften drei Tage später beide Spieler um den Turniersieg. McCumber wurde Zweiter und Quayle kämpfte sich noch auf Platz drei vor. Trotz der sieben Strafschläge fehlten ihm am Ende nur zwei Zähler auf den Sieger, Cory Crawford. „Nachdem ich etwas Zeit hatte, die Geschehnisse vom Donnerstagabend zu verarbeiten, kam ich zu der Überzeugung, dass wir das als eine Art Herausforderung betrachten und sehen sollten, was wir tun können“, so Quayle nach Runde drei.

„Nachdem ich den Cut geschafft habe, heißt es jetzt ‚so gut wie möglich abzuschneiden, denn egal wo ich diese Woche lande, es wird ziemlich beeindruckend sein‘. Ich möchte, dass die Geschichte so gut wird, wie sie nur sein kann. Es könnte eine sein, an die ich mich noch lange erinnern werde.“ Nach der 73 an Tag eins gelangen Quayle Runden von 67, 66 und 69 Schlägen. „Ich bin sicher, wenn ich in einiger Zeit darüber nachdenke, werde ich sehr stolz auf diese Woche sein.“ Und das nächste Dokument wird mit Sicherheit aufmerksam gelesen.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Auf der Tour (und auch bei Verbandsturnieren) stehen die sich immer wiederholenden Platzregeln auf einer „Hardcard“, die jedoch je nach örtlichen Umständen durch ein Zusatzblatt ergänzt werden kann. Umso wichtiger ist es, dieses Zusatzblatt sorgfältig zu lesen, denn darin stehen die Abweichungen von den „normalen“ Platzregeln.

Neben der Tatsache, dass hier „Besserlegen“ (der Ball darf an eine andere Stelle gelegt werden) und „Ball reinigen“ (der gereinigte Ball muss an die gleiche Stelle zurückgelegt werden) verwechselt wurde, hat der Spieler auch noch die Einschränkung der Platzregel auf ein bestimmtes Loch übersehen. Das ist nun nicht irgendwie besonders dumm, sondern eine logische Konsequenz davon, dass man eine Überschrift flüchtig liest und dann der Ansicht ist, man würde den restlichen Inhalt kennen, weil es so etwas schon einmal gegeben hat.

Es ist damit zu vergleichen, dass ein Autofahrer auf dem Marktplatz ein Schild „Parkplatz“ sieht und sich deshalb bedenkenlos dorthin stellt. Den Zusatz „Außer an Markttagen“ wird leicht übersehen. Dies würde kaum geschehen, wenn dort ein Schild „Halteverbot“ stehen würde, mit dem Zusatz „An Markttagen“, denn bei Verbotsschildern schaut man gerne zweimal hin, ob das wirklich so ist.

Wie hilft diese Erkenntnis nun der Spielleitung in einem Turnier? Gibt es eine Platzregel, die nur auf einem Loch in Kraft gesetzt ist, so ist es hilfreicher, diesen Abschnitt in den zusätzlichen Platzregeln nicht mit „Besserlegen“ zu überschreiben, sondern mit „Loch 3“, denn dann weiß auch jeder, der die Regel nicht zu Ende liest, dass der folgende Text eingeschränkt gültig ist, selbst wenn er nicht genau liest, worum es geht.

Vielleicht kommt zu diesem Fall auch die Frage auf, wie es zu sieben Strafschlägen kommen kann, denn bei einem Regelverstoß ist es allgemein bekannt, dass zwei Strafschläge das Maximum sind. Leider gilt dies für jeden Regelverstoß separat, und der Fehler auf Loch 1 schließt nicht aus, dass auf Loch 2 usw. wiederum die gleiche Strafe anfällt.

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