Regelfest
Zwei Regelfälle in einer Runde
18. November 2024 , Daniel Dillenburg
Während Runde drei des LPGA-Events The Annika in Florida wird eine Spielerin für eine Trainingshilfe im Bag bestraft und eine andere vergisst, ihre Scorekarte mit einer Mitspielerin auszutauschen – in diesem Fall ohne Folgen.
Es gab ein wenig Regeldrama am Samstag der LPGA-Veranstaltung The Annika im Pelican Golf Club in Belleair, Florida. Beteiligt waren einige Top-Spielerinnen. Beginnen wir bei Minjee Lee, zweimalige Major-Siegerin aus Australien. Der 28-Jährigen fiel zu Beginn ihrer dritten Runde auf, dass sie einen Schläger zu viel im Bag hat. Diesen hatte sie zuvor wohl als Trainingshilfe auf der Range verwendet und anschließend vergessen, aus dem Bag zu nehmen. Lee informierte einen Rules Official am zweiten Loch über ihr Missgeschick. Obwohl sie den Schläger nicht nutzte, erhielt sie nach Regel 4.1b zwei Strafschläge.
Dort heißt es: „Ein Spieler darf nicht:
- eine Runde mit mehr als 14 Schlägern beginnen oder
- während der Runde mehr als 14 Schläger haben
Diese Beschränkung umfasst alle Schläger, die vom Spieler oder für ihn mitgeführt werden.“ Stellt der Spieler fest, dass er gegen diese Regel verstößt, indem er mehr als 14 Schläger hat, muss er den oder die überzähligen Schläger entsprechend Regel 4.1c(1) aus dem Spiel nehmen, bevor er den nächsten Schlag ausführt. Lee zog sich für den Verstoß die Grundstrafe (zwei Strafschläge) für jedes Loch zu, an dem ein Verstoß vorlag. In ihrem Fall war es nur ein Loch. Aus dem Par an der Eins wurde ein Doppel-Bogey. Ein denkbar unglücklicher Start in die Runde.
Vergessener Scorekarten-Tausch
Aber immerhin fiel Lee der 15. Schläger beziehungsweise ihre Trainingshilfe noch vor dem Beginnen des zweiten Lochs auf – sonst hätte sie vier Strafschläge erhalten. Erst nach neun Löchern bemerkte Kollegin Alexa Pano, dass sie vergessen hatte, ihre Scorekarte mit einer ihrer beiden Spielpartnerinnen Nelly Korda und Charley Hull zu tauschen. Die drei waren in Runde drei in der Finalgruppe unterwegs und waren vermutlich alle etwas nervös, denn das Austauschen der Scorekarten vor der Runde zählt normalerweise zu den routinierten Abläufen eines Profis.
Pano informierte einen Rules Official nach neun Löchern über ihr Versäumnis, das zu ihrem Glück folgenlos blieb. Die US-Amerikanerin sah sich nur dem strengen Blick ihres Caddies und Vaters Rick ausgesetzt, der den Kopf schüttelte, als seine Tochter ihm vom Fauxpas erzählte. Während Korda Hulls Ergebnisse notierte und andersherum, kümmerte sich niemand um Panos Scores. Dies führte dazu, dass die drei Spielerinnen etwas mehr Zeit im Scoring-Bereich nach der Runde aufwenden mussten, um ihre jeweiligen Ergebnisse zu sortieren. Am Ende ein Patzer, der unter die Kategorie „Flüchtlingsfehler“ fiel und keine Strafe nach sich zog.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
„Manchmal ist der Wurm drin“ denkt man sich als Referee in Turnieren, in denen sich derartige Regelfälle häufen. Und dann sind es meistens auch noch ganz einfache Sachen, die von erfahrenen Spielern (oder hier Spielerinnen) übersehen werden.
Der 15. Schläger kommt wirklich oft vor, wird aber in den meisten Fällen vor dem ersten Abschlag entdeckt, so dass kein Regelverstoß daraus wird. Wer ihn nicht entdeckt, führt gerne an „Ich habe ihn doch gar nicht benutzt!“ Doch welches ist der 15. Schläger? Das Holz 4, das Rescue oder das Eisen 2? Oder, wie bei Ben Hogan einmal das Eisen 7, dass er auf einem Platz nicht brauchte? Das weiß keiner, und deshalb fällt die Strafe auch nicht für das Benutzen des 15. Schlägers an, sondern für das Benutzen von 1 von 15 Schlägern statt 1 von maximal 14 Schlägern. Der Trost dabei ist, dass einem so etwas nur einmal passiert, dann hat man es gelernt.
Der richtige Score auf der falschen Karte kommt auch oft vor. Entweder wird in der Hektik vor dem ersten Abschlag (die bei Profis nicht vorkommen sollte) vergessen, die Scorekarten zu tauschen, oder ein „hilfsbereiter“ Starter gibt die Scorekarten schon vertauscht aus und die Spieler tauschen aus Versehen zurück. Fällt dies während der Runde auf, ist es überhaupt kein Problem, außer dass die Spieler ggf. mit der Korrektur Zeit und Konzentration verlieren. Sind die Scorekarten schon unterschrieben, gibt es für solche Fälle die Klarstellung 3.3b/2, in der auf Gegenseitigkeit verkehrt ausgefüllte Scorekarten (also die Ergebnisse von Spieler A auf der Karte von Spieler B und umgekehrt) auch nach der Unterschrift korrigiert werden können.
Können heißt hier nicht „müssen“, und es ist Sache der Spielleitung, ob sie dies macht oder nicht. In einem Turnier ohne Starter am ersten Abschlag und bei dem die Scorekarten ungeprüft ins Sekretariat gebracht werden, ist dies eher denkbar als bei einem Turnier, in dem der Starter zum Tausch der Karten auffordert und jedem Spieler nach der Runde in der Scoring Area seine Scorekarte und sein Ergebnis gezeigt werden.
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