Regelfest

15. Schläger kostet Profi vier Schläge


20. Oktober 2024 , Daniel Dillenburg


Gab nach seinem unglücklichen Missgeschick frühzeitig auf: Joel Dahmen.
Gab nach seinem unglücklichen Missgeschick frühzeitig auf: Joel Dahmen. | © Isaiah Vazquez/Getty Images

Joel Dahmen fällt bei der Shriners Children’s Open am vierten Loch auf, dass er ein Eisen 4 zu viel in seinem Bag hat. Die Folge: Vier Strafschläge, eine missglückte Runde und eine frühzeitige Aufgabe. Seine Tourkarte ist in Gefahr.

Es ist eine der am häufigsten gestellten Fragen bei Golfeinsteigern: Wie viele Schläger darf ich im Bag haben? Die Antwort lautet: 14. Führt man mehr Schläger mit, erwartet einen eine Strafe. Dies ist selbstverständlich auch den Profis bewusst. Und dennoch passiert es hier hin und wieder, dass aus Versehen zu viele Schläger mit auf die Runde genommen werden. So wie vergangene Woche bei der Shriners Children’s Open auf der PGA Tour. Hier unterlief dem US-Amerikaner Joel Dahmen ein kostbarer Fehler.

Nach drei gespielten Löchern seiner ersten Runde fiel es dem 36-Jährigen auf: Ein Eisen 4 befand sich nicht am richtigen Platz im Bag. „Wir kamen zum vierten Abschlag und ich holte mir ein Wasser und ging zu meiner Tasche und sah ein Eisen 4, das am falschen Platz war, und unsere Sachen sind immer am richtigen Platz“, sprach Dahmen nach der Runde über den Vorfall. „Warum, das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Es ist ätzend.“


Auch wenn Dahmen den versehentlich im Bag gelandeten Schläger nicht genutzt hatte, kam er um eine Strafe nicht herum. In Regel 4.1b heißt es: Wer im Zählspiel gegen die 14-Schläger-Regel verstößt, „zieht sich die Grundstrafe (zwei Strafschläge) für jedes Loch zu, an dem ein Verstoß vorlag, höchstens jedoch vier Strafschläge für die Runde (durch Hinzurechnen von zwei Strafschlägen an jedem der beiden ersten Löcher, an denen ein Verstoß vorkam).“

In Dahmens Fall kamen also vier Strafschläge hinzu. Die beiden Pars auf den Löchern eins und zwei wurden jeweils zu Doppel-Bogeys. Eine empfindliche Strafe für einen Spieler, der sich aktuell im Kampf um die Tourkarte befindet. Dahmen ging als 124. im FedExCup in das Turnier in Las Vegas. Nur die besten 125 am Ende der Saison behalten ihre volle Tourkarte für die PGA Tour. „Es war einer dieser Momente, in denen man am liebsten durchdrehen würde und wütend wird, wütend auf sich selbst, wütend auf Geno [seinen Caddie, Anm. d. Red.], wütend auf die Welt. […] Es ist ein Fehler. Es wird passieren. Leider ist es zu diesem Zeitpunkt passiert.“

„Ist nicht seine Schuld“

Für Dahmen jedenfalls war dieser Fauxpas eine Premiere: „Das ist mir noch nie passiert. Ich reise mit 15, 16 Schlägern. Ich denke, die meisten Leute hier draußen tun das, je nach Bedingungen und Plätzen. Wissen Sie, ich reise schon lange hierher und es ist mir noch nie zuvor passiert.“ Seinem Caddie Geno Bonallie die Schuld für den Regelverstoß zu geben, wäre zu einfach. „Es ist auch nicht seine Schuld. Ich habe Dienstag und Mittwoch hier draußen gespielt. Wir haben es nicht gesehen.“

Sowohl Caddie als auch Spieler fühlten sich schrecklich nach ihrem Missgeschick. Immerhin geht es aktuell auch um die sportliche Zukunft des PGA-Tour-Siegers, der vor allem durch die Netflix-Serie „Full Swing“ an Bekanntheit gewann. Die Runde beendete Dahmen mit insgesamt 76 (+5) Schlägen und war damit Drittletzter. Ohne die Strafe wäre es eine 72 gewesen. Zur zweiten Runde trat er anschließend nicht mehr an, sondern gab frühzeitig auf. Was ein 15. Schläger alles für Auswirkungen haben kann.

Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Es sind immer ärgerliche Regelfälle, wenn ein Spieler schon selbst weiß, dass etwas „Dummes“ passiert ist und er noch nicht einmal einen Vorteil davon hatte. Die Höchstzahl von 14 Schlägern ist seit Jahrzehnten unverändert und wurde lange Zeit von der Schlägerindustrie dahingehend perfekt berücksichtigt, dass ein Satz Eisen 9 Schläger beinhaltete, ein Satz Hölzer 3 Schläger, was dann mit dem Putter zusammen 13 Schläger ergab, die durch ein Eisen 2 oder Holz 4 ergänzt werden konnten.

Heute ist es etwas unübersichtlicher, da viele Spieler drei Wedges haben und die Hybrid-Schläger dazugekommen sind.

Vorsicht ist also nach wie vor geboten! Interessant ist hier, dass der Spieler für jedes Loch zwei Strafschläge erhält, wenn er einen überzähligen Schläger in der Tasche hat, aber maximal vier Schläge pro Runde. Hätte er einen unzulässigen Caddie, wäre die Strafe nicht begrenzt, und wenn es nach 9 Löcher entdeckt wird, dass sein Caddie nicht zulässig ist, da die Ausschreibung Einschränkungen vorsieht, hätte er bis dahin 9 x 2 = 18 Strafschläge angesammelt. Warum? Es ist unwahrscheinlich, dass der überzählige Schläger mehrfach benutzt wird, aber den Vorteil eines Caddies hat der Spieler auf jedem Loch.

Der Fall hätte jedoch noch ärgerlicher sein können, wenn der überzählige Schläger einem Mitspieler gehörte, der ihn nach ein paar Chips oder Übungsschwüngen vor dem ersten Abschlag aus Versehen in die falsche Tasche zurückgesteckt hat. Dann ist der betroffene Spieler völlig unschuldig an seinem Regelverstoß, und der Spieler, dessen Schläger dies ist, darf den fehlenden Schläger nicht von jemandem annehmen, der auf dem Platz spielt. Die Stimmung in einer solchen Spielergruppe wird dann ziemlich auf dem Tiefpunkt liegen.

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