Regelfest
4 oder 5? Diese Scramble-Debatte erhitzt die Gemüter
25. September 2023 , Daniel Dillenburg
Bei einem Scramble-Matchplay eines Spaß-Events kommt es zu einer Kontroverse, die sogar zwei Major-Sieger nicht unkommentiert lassen. Ein Blick in die offiziellen Golfregeln hilft einem dieses Mal nicht weiter.
Die US-amerikanische Blog-Webseite Barstool Sports richtete ihren ersten Writer Cup (angelehnt an den Ryder Cup) aus. Und das Matchplay-Event hat bereits seine erste virale Kontroverse. Gespielt wurde im Scramble. Kurz zum Format: Beim Scramble schlägt jeder Spieler des Teams einen Ball ab. Das Team entscheidet dann, welcher der abgeschlagenen Bälle am besten liegt und wählt diesen aus. Der ausgewählte Ball markiert die Stelle, von der aus beide Spieler weiterspielen. Diese Prozedur wird bei jedem Schlag wiederholt, bis das Loch beendet ist (Lesen Sie hierzu mehr >>>).
Im Fall des Writer Cups entstand die Meinungsverschiedenheit auf dem Grün. Einer der Spieler verpasste seinen Putt zur ‚4‘, spielte aber dann noch zu Ende und lochte seinen Tap-in zur ‚5‘. Der Gegner argumentierte daraufhin, dass das Loch mit dem Einlochen abgeschlossen war und ihr Ergebnis unabhängig vom Putt des Spielpartners eine ‚5‘ war. Eine hitzige Diskussion entfachte, bevor der Spielpartner seinen Putt zur ‚4‘ spielte und ihn einlochte. Und jetzt? War das nun eine ‚4‘ oder ‚5‘?
Der Vorfall ging so viral, dass selbst Major-Champions sich dazu äußerten: Padraig Harrington schrieb auf X: „Die ‚Golfregeln‘ gelten nicht für Scrambles, also gibt es keine Antwort. Nach gängiger Praxis gilt das Loch als beendet, wenn der erste Ball eingelocht wird, also eine ‚5‘.“ Auch Brooks Koepka sprach sich für die ‚5‘ aus. „Du musst diesen Score haben, wenn du das Loch beendest.“ Auch im DGV-Serviceportal ist folgende Erklärung zum Scramble enthalten: „Das Loch ist beendet, sobald ein Ball der Partei eingelocht worden ist.“
Eigentlich spricht also alles für die ‚5‘. Und doch dürfte bei einer Runde unter Freunden – wobei es sich immerhin um den Writer Cup handelte – erwartet werden, dass der Mitspieler noch eine Chance bekommt, zur ‚4‘ zu putten. Um eine solche Kontroverse auf der privaten Runde zu vermeiden, empfiehlt es sich, diese Regel im Vornhinein festzulegen. Wie hitzig es nämlich sonst plötzlich zugehen kann, haben wir nun gesehen.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Wenn von den gespielten Bällen einer weitergespielt wird, sollte man dies als den ausgewählten Ball ansehen. Auch wenn die anderen Spieler noch nicht geschlagen haben, denn eine Regel, dass jeder seinen Schlag gespielt haben muss, bevor einer davon zum Weiterspielen ausgewählt wird, gibt es auch nicht.
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