Olympia

LA 2028 ohne Scheffler, McIlroy und Co.?


21. Februar 2025 , Thomas Kirmaier


Golf bei Olympia - in Paris waren zahlreiche Top-Stars am Start. Den Sommerspielen 2028 in Los Angeles droht eine unbequeme Terminkollision. © Kirmaier
Golf bei Olympia - in Paris waren zahlreiche Top-Stars am Start. Den Sommerspielen 2028 in Los Angeles droht eine unbequeme Terminkollision. © Kirmaier

Weil Olympia 2028 in LA deutlich früher beginnen soll als die bisherigen Sommerspiele, droht vielen Sportverbänden ein großes Problem. Den Topstars im Golf kommt kurz vorher noch ein nicht ganz unwichtiges Major in die Quere.

Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris waren ein Fest. Golf als Disziplin profitierte von einem großartigen Venue, das die Verantwortlichen von Le Golf National im Süden der französischen Hauptstadt aufgestellt hatten. Aber auch von begeisterten Zuschauern aus aller Herren Länder sowie aus verschiedenen anderen Sportarten. Und es gab noch einen Riesenvorteil gegenüber den bisherigen Sommerspielen: Die Superstars waren da: Rory McIlroy, Jon Rahm, Tommy Fleetwood, Xander Schauffele – nie zuvor war ein Klassement so prominent wie in der Stadt der Liebe. Dass mit Scottie Scheffler dann auch noch der Weltranglistenerste Gold holte, war die Kirsche auf der Torte.

Natürlich hoffen die Organisatoren der nächsten Sommerspiele, die 2028 im Riviera Country Club von Los Angeles stattfinden werden, auf genau dieses Szenario. Allerdings: Es darf sich ernsthaft Sorgen darüber gemacht werden, dass die Schefflers und McIlroys dann leider fehlen könnten beim großen Golf-Spektakel unter den fünf Ringen. Grund: das Datum, denn die Olympischen Spiele 2028 werden deutlich früher eröffnet als die bisherigen Events in Rio, Tokio und Paris. Bereits am 14. Juli soll das Feuer entfacht werden. Zum Vergleich: In Paris war's der 26. Juli, in Tokio der 2. Juli und in Rio gar erst der 5. August, was deutlich Major freundlicher war für die Top-Golfer der Welt.

Golf-Medaillengewinner seit Rio 2016

Gold in Paris 2024: Lydia Ko aus Neuseeland. © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Esther Henseleit aus Deutschland. © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Xiyu Lin aus China. © DGV/Kirmaier
Gold in Paris 2024: Scottie Scheffler/USA © DGV/Kirmaier
Silber in Paris 2024: Tommy Fleetwood aus Großbritannien © DGV/Kirmaier
Bronze in Paris 2024: Hideki Matsuyama aus Japan © DGV/Kirmaier
Gold in Tokio 2021: Nelly Korda aus den USA © Stan Badz/IGF
Silber in Tokio 2021: Mone Inami aus Japan © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: Lydia Ko aus Australien © Stan Badz/IGF
Gold in Tokio 2021: Xander Schauffele aus den USA © Ben Jared/IGF
Silber in Tokio 2021: Rory Sabbatini (Slowakei) © Stan Badz/IGF
Bronze in Tokio 2021: C.T. Pan aus Taiwan © Ben Jared/IGF
Gold in Rio 2016: Inbee Park aus Südkorea © Warren Little/IGF
Silber in Rio 2016: Lydia Ko aus Neuseeland © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Shanshan Feng aus China © Warren Little/IGF
Gold in Rio 2016: Justin Rose aus England © Chris Condon/IGF
Silber in Rio 2016: Henrik Stenson aus Schweden © Warren Little/IGF
Bronze in Rio 2016: Matt Kuchar aus den USA © Warren Little/IGF

Das Problem, das den Veranstaltern diesmal in besorgniserregend in die Quere kommen dürfte, heißt Open Championship. Die steigt nämlich jedes Jahr traditionell Mitte Juli, Tendenz eher sogar Richtung 20. Juli. Und da droht 2028 ein direkter Clash mit den Sommerspielen in LA, die am 30. Juli schon wieder beendet sein werden. Da hatten die Spiele in Paris, Tokio und Rio noch gar nicht richtig begonnen. Weiteres Problem, wenn Open und Olympia so eng beieinander liegen: Zwischen Großbritannien und LA liegen rund 8700 Kilometer. Die müssten auch erst einmal in kürzester Zeit überwunden werden, um eine anständige Vorbereitung für LA 2028 zu gewährleisten. Außerdem denkt das IOC über einen neuen Mixed-Wettbewerb nach, der den Kalender zudem strapazieren würde.

Zeit ist kostbar und um dieses Aufeinanderfallen von zwei wichtigen Golf-Events zu vermeiden, müsste die R&A die Open Championship 2028 entweder nach vorn oder nach hinten verlegen, was ebenso schwierig wird, weil der Kalender ohnehin vollgepackt ist mit Turnieren. McIlroy hat bereits vor diesem Problem gewarnt: „Nach allem, was ich gelesen habe, wird uns LA 2028 sehr viel Kopfschmerzen bereiten. Aber vielleicht sieht die Welt des Golfs dann schon anders aus“, so der vierfache Major-Champion. Was ist dann die Lösung, wenn die R&A ausschließt, The Open 2028 zu verschieben? Damen- und Herrenwettbewerb tauschen? Geht auch nicht: Die Damen spielen Mitte Juli 2028 ebenfalls ein Major (Amundi Evian Championship).

Golf ist übrigens nicht der einzige Sport, dem ein Problem mit den früher startenden Olympiawettkämpfen 2028 ins Haus steht: Der Tenniszirkus haben ebenfalls bereits Bauchschmerzen angemeldet, denn das Wimbledon-Finale ist für genau jenes Wochenende Mitte Juli 2028 angesetzt. Die Fußballer haben bereits reagiert und die Europameisterschaft 2028 in Großbritannien um eine Woche vorverlegt. So soll das Endspiel der Euro nun am 9. Juli steigen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der frühe Starttermin von Olympia 2028 in LA stellt zahlreiche Verbände vor große Herausforderungen. Nicht nur die Golfer. Wobei es enorm schade wäre, wenn die Top-Stars diesmal fehlen würden, weil kurz zuvor auf der anderen Seite des Atlantiks noch ein Major gespielt werden musste.