Solheim Cup

Teamvergleich: Erfahrung vs. Major-Power


15. September 2023 , Daniel Dillenburg


Wer gewinnt den Solheim Cup in diesem Jahr? Ein Blick auf die Zahlen.
Wer gewinnt den Solheim Cup in diesem Jahr? Ein Blick auf die Zahlen. | © Maddie Meyer/Getty Images

Das ewige Duell zwischen den USA und Europa rückt näher. Vom 22. bis 24. September findet der Solheim Cup in Spanien statt. Doch welches Team geht als Favorit ins Rennen? Wir lassen die Zahlen sprechen:

Rot gegen blau. Topstars gegen eingeschworener Haufen. USA gegen Europa. Seit 1990 begeistert der Solheim Cup mit seinem packenden Vergleich zwischen den besten Golferinnen der USA und Europas. Das über drei Tage andauernde Matchplay-Event ist mit keinem anderen Turnier auf der Tour vergleichbar. Hier herrschen andere Regeln. Der Solheim Cup ist kein Aufeinandertreffen von 24 Einzelsportlerinnen, die für ihren persönlichen Erfolg spielen. Es ist ein Duell zweier Teams, die auch als solche auftreten müssen. Denn allein kommt man in dieser Woche nicht weit.

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Umso schwieriger ist es, einen Favoriten zu bestimmen. Die USA ist gemessen an den einzelnen Spielerinnen überlegen. Doch die Europäerinnen machen diesen Qualitätsunterschied mit ihrem Teamspirit wett. Hinzukommt ein nicht zu vernachlässigender Heimvorteil im spanischen Finca Cortesin. Die Sympathien bei den Zuschauern vor Ort sind klar verteilt.

Im Vorfeld des 18. Aufeinandertreffens werfen wir einen Blick auf die Zahlen, ordnen diese ein, vergleichen die beiden Teams und sind am Ende vermutlich genauso schlau wie vorher. Denn der Solheim Cup hat seine eigenen Gesetze:

USA vs. Europa

Ewiger Vergleich

USA 10 – 7 Europa

Die USA führt den ewigen Vergleich weiterhin komfortabel an. Von den ersten elf Austragungen gingen acht an das rote Team. Seitdem schwang das Pendel aber in Richtung Europa. Von den vergangenen sechs Austragungen konnten die Blauen vier gewinnen. In diesem Jahr könnten sie ein Novum schaffen und zum ersten Mal in der Geschichte drei Solheim Cups in Folge für sich entscheiden.

Zwei der erfahrensten Solheim-Cup-Spielerinnen: Anna Nordqvist und Caroline Hedwall.
Zwei der erfahrensten Solheim-Cup-Spielerinnen: Anna Nordqvist und Caroline Hedwall. | © Tristan Jones


Alter (Durchschnitt)

USA: 25,75

Europa: 29

Das Alter ist nur eine Zahl, schon klar. Und doch zeigt der direkte Vergleich, wie viel jünger das US-amerikanische Team in diesem Jahr ist. Zehn der zwölf Spielerinnen sind U30. Rose Zhang ist mit 20 Jahren die jüngste Teilnehmerin in Finca Cortesin. Bei den Europäerinnen dagegen sind fünf Damen – also fast die Hälfte - 30 oder älter. Die Schwedin Anna Nordqvist ist mit 36 der Oldie im Team. Landsfrau Maja Stark ist 13 Jahre jünger und damit jüngste Europäerin. Stellt sich die Frage, was sich durchsetzt: Die US-amerikanische Unbekümmertheit oder die europäische Erfahrung?

Weltrangliste (Durchschnitt)

USA: 25,08

Europa: 41,25

Kommen wir zu den sportlich vielleicht etwas relevanteren und aussagekräftigeren Zahlen. Wobei dieses Bild seit Anbeginn der Solheim-Cup-Rechnung unverändert ist. Die US-Amerikanerinnen bilden auf dem Papier das deutlich stärkere Team – zumindest, wenn man die einzelnen Spielerinnen betrachtet. Mit Lilia Vu und Nelly Korda rangieren zwei US-Girls innerhalb der Top Drei der Weltrangliste. Beste Europäerin ist hier Céline Boutier auf Rang fünf. Besonders groß wird Schere beim Blick auf die jeweils schlechtplatziertesten Spielerinnen. Hier belegt die US-Amerikanerin Cheyenne Knight Rang 49, während bei den Europäerinnen zwei Damen außerhalb der Top 100 rangieren (Emily Kristine Pedersen 121.; Caroline Hedwall 122.). Vorteil USA. 1-0.

Titel auf LPGA und LET (Gesamt)

USA: 45

Europa: 65

Ein interessantes Bild ergibt sich beim Vergleich der jeweiligen Titel auf LPGA und Ladies European Tour. Hier haben die Europäerinnen nämlich einen satten Vorsprung von 20 Siegen. Dies gilt es jedoch einzuordnen. So haben Spielerinnen wie Pedersen (5) oder Hedwall (7) beispielsweise noch nie auf der LPGA Tour gewonnen. Die US-amerikanische Tour gilt jedoch als die beste Liga der Welt, während sich die LET dahinter einordnen muss. Zudem haben einige Europäerinnen einfach schon deutlich mehr Jahre Zeit gehabt, um Titel zu gewinnen. Allein Nordqvist kommt auf neun LPGA- und drei LET-Titel. Doch dieser leichten Relativierung geht dieser Punkt an Europa. 1-1.

Gewann in ihrem Heimatland die Evian Championship 2023: Céline Boutier.
Gewann in ihrem Heimatland die Evian Championship 2023: Céline Boutier. | © Mark Runnacles / LET


Major-Titel (Gesamt)

USA: 7

Europa: 5

Angesichts der insgesamt weniger gewonnenen Titel ist diese Gegenüberstellung eine Ansage und zeigt, wie hoch die Leistungsdichte bei den US-Amerikanerinnen ist. Zumal Lilia Vu und Allisen Corpuz allein drei der fünf Majors in diesem Jahr holten. Auf europäischer Seite durfte Céline Boutier ihren ersten Major-Erfolg feiern. Anna Nordqvist (3) und Georgia Hall (1) sind die anderen beiden blauen Major-Champions. Bei den US-Amerikanerinnen haben sechs der zwölf Mitgliederinnen bereits ein Major gewonnen. Daher geht dieser Punkt klar an die USA. 2-1.

Solheim-Cup-Teilnahmen (Gesamt)

USA: 18

Europa: 31

Jetzt wird es interessant. Denn Solheim-Cup-Erfahrung spielt definitiv eine entscheidende Rolle. Angefangen bei der Vorbereitung auf das Turnier über das Verhalten im Team bis hin zum unvergleichlichen Druck in den Matches. All das schon einmal und bestenfalls schon mehrmals erlebt zu haben, ist ein riesiger Vorteil. Und hier schöpft Europa nahezu aus dem Vollen. Die zwölf Teilnehmerinnen kommen zusammengerechnet auf mehr als 30 Solheim-Cup-Teilnahmen. Dies bedeutet auch, dass sich die meisten von ihnen auch schon in dieser Konstellation häufiger trafen und entsprechend kennen. Die USA dagegen muss viele neue Gesichter eingliedern. Vorteil Europa. 2-2.

Solheim-Cup-Bilanz (Gesamt)

USA: 24-26-13 (Sieg-Niederlage-Geteilt)

Europa: 59-41-15

Und was bringen die Spielerinnen für eine persönliche Solheim-Cup-Bilanz mit? Erstaunlich sind hierbei die Zahlen der US-Amerikanerinnen. Zusammengerechnet kommen die zwölf Damen nämlich auf eine negative Bilanz, sprich: Sie haben mehr Matches verloren als gewonnen. Ganz anders bei den Europäerinnen: Hier spricht die Gesamtbilanz eine klare positive Sprache, wobei wenn man ins Detail geht, sind auch hier drei Damen im Team, die ein leichtes Defizit gutzumachen haben. Absolute Top-Scorerin ist natürlich Nordqvist, die bei sieben Teilnahmen 14 Matches gewann und zehn verlor. 2-3. Europa führt.

Das junge schwedische Power-Duo: Linn Grant und Maja Stark.
Das junge schwedische Power-Duo: Linn Grant und Maja Stark. | © Tristan Jones / LET


Rookies

USA: 5

Europa: 3

In Anbetracht der bisherigen Zahlen, ist es wenig verwunderlich, dass die USA zwei Rookies mehr im Team haben. Doch Solheim-Cup-Neulinge sind alles andere als ein Nachteil. Perfektes Beispiel war die Irin Leona Maguire beim vergangenen Solheim Cup. Als Rookie holte sie 4,5 von 5 möglichen Punkten und war damit beste Spielerin der Woche. Zumal die USA mit extrem starken Debütantinnen anreisen. Rose Zhang ist mit 20 Jahren und einem LPGA-Sieg die große Hoffnung im US-Golf. Lilia Vu gewann in diesem Jahr zwei Majors. Allisen Corpuz gewann ebenfalls eins. Doch auch die europäischen Rookies sind vielversprechend. Mit Linn Grant und Maja Stark sind zwei absolute Durchstarterinnen der vergangenen 1,5 Jahre im Team. Zudem verstehen sich die beiden Schwedinnen blendend – sowohl auf als auch neben dem Platz. Der Rookie-Vergleich endet also unentschieden.

Favorit laut Buchmachern:

Europa 2.00

Unentschieden: 13.00

USA 2.10

Geht es nach den Buchmachern, kommt die Titelentscheidung einem Münzwurf gleich. Europa hat hauchdünn die Nase vorn. Und damit gleicht die Quote unserem direkten Vergleich, der knapp mit 3 zu 2 an die blauen Europäerinnen rund um Kapitänin Suzann Pettersen geht. Doch am besten warten wir einfach ab, freuen uns auf die drei Tage im Finca Cortesin und genießen das Aufeinandertreffen einiger der besten Golferinnen der Welt, an dessen Ende die einzigen wirklich relevanten Zahlen stehen werden - nämlich in Form des Endstands.