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Rom ist bereit für den Ryder Cup


11. Oktober 2022 , Thomas Fischbacher


Noch ein Jahr bis zum großen Knall: der Ryder-Cup-Platz im Marco Simone Country Club
Noch ein Jahr bis zum großen Knall: der Ryder-Cup-Platz im Marco Simone Country Club | © Stuart Franklin/Getty Images

Ein Jahr vor dem größten Event im Golfsport überzeugt der Ryder-Cup-Platz des Marco Simone Country Club bei unserem Besuch. Dabei ist er nicht die einzige Top-Adresse für Golfbegeisterte in der Region um Rom.

Im September 2023 wird die Golfwelt erneut Kopf stehen. Zum 44. Mal messen sich die besten Golfer Europas mit denen der USA. Erstmals findet der Ryder Cup dabei in Italien statt, zum dritten Mal überhaupt erst in Kontinentaleuropa. Mit dem Marco Simone Golf & Country Club im Osten der italienischen Metropole Rom haben die Ausrichter einen interessanten und qualitativ hochwertigen Kurs erschaffen, der bereit ist für den Rummel und Ansturm, den dieses Mega-Event mit sich bringt. 

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Prominenteste Unterstützerin der italienischen Bewerbung – auch Deutschland rechnete sich 2015 gute Chancen auf einen Zuschlag aus – war Laura Biagiotti. Die 2017 verstorbene Design-Ikone und langjährige Präsidentin gründete den Club 1971. Seit ihrem Tod führt ihre Tochter Lavinia Biagiotti Cigna das Geschäft weiter. Zum Familienbesitz der Biagiottis gehört auch ein restauriertes Schloss aus dem 11. Jahrhundert, das während der Runde immer mal wieder in den Blick rückt. Auf einem hügeligen, offenen Gelände über mehr als 100 Hektar, einst als Jagdgrund und Weidefläche genutzt, baute Jim Fazio einen ausgezeichneten und abwechslungsreichen Golfplatz, der nach dem Umbau seines Sohns Tom Fazio II gemeinsam mit European Golf Design nun auch kompatibel ist, um als Bühne für das Konzert der Stars zu dienen. Mit der Austragung der Italian Open gelang zuletzt die Generalprobe. 

Perfekter Pflegezustand

Während unserer Runde, nur wenige Tage nach der Italian Open, fällt vor allem der perfekte Pflegezustand auf. Die Fairways gleichen Rasenteppichen, die Grüns sind spurtreu und rasant und die Bunker optimal hergerichtet. Das hohe und dichte Rough ist hingegen durchaus unangenehm. Aber um sich gegen die geballte Ladung Talent der Weltspitze wehren zu können, muss der Rasen abseits der Spielbahnen auch ein gewisses Strafmaß bereithalten.

Marco Simone bietet – wie es von einem Ryder-Cup-Platz nicht anders zu erwarten war – Championship-Golf vom Feinsten. Den Schwierigkeitsgrad des Platzes kann man auch an den bisherigen beiden Austragungen der Italian Open 2021 und 2022 ableiten. Anders als bei den meisten Turnieren DP World-Tour-Turnieren hieß das Ergebnis der Gewinner nicht 24 und 23 unter Par, sondern -13 und -14. 

Der Kurs bestraft unpräzise Schläge durch das hohe Gras abseits der Bahnen härter als die meisten anderen. Die Grüns sind spannend onduliert und es erfordert bei langen Putts oder Chips sowohl Talent beim Herausfinden der Breaks als auch das nötige Fingerspitzengefühl bei der Dosierung der Putts. Präzise Pitches aus dem biestigen Rough sollten ebenfalls zum spielerischen Portfolio gehören, um das Ergebnis einigermaßen niedrig zu halten. 

Johnson freut sich auf “perfekten Veranstaltungsort”

Zach Johnson, Kapitän des amerikanischen Teams, beschrieb den Platz bei seinem Rombesuch gemeinsam mit Europa-Kapitän Luke Donald ein Jahr vor dem Wettkampf, wie folgt: “Marco Simone ist ein sehr charaktervoller Golfplatz. Er erfordert alles. Er hat viele Hügel, es geht nach links, rechts, oben, unten, in alle Richtungen. Es wird von jedem Spieler auf beiden Seiten verlangt, dass er alle Elemente seines Spiels beherrscht. Es wird also ein perfekter Veranstaltungsort sein.”


Das Routing beinhaltet einige sehr spannende Löcher. Im Endspurt geht es auf einem angreifbaren Par 4, einem kniffligen Par 3 sowie einem Bergab-Par-5 zur Sache. Auf allen drei Löchern kommt Wasser ins Spiel. Perfekte Voraussetzungen für Drama, wenn es bei den Partien in die spannende Phase geht. Viele der Spielbahnen sind vor allem um die Grüns so gestaltet, dass von den Hügeln an den Rändern tausende Zuschauer das Spektakel beobachten können. Das Hexenkessel-Potential ist erkennbar. “Bei vielen Löchern hat man fast das Gefühl, als würde neben oder hinter dem Grün ein Stadion stehen”, fügte Johnson hinzu. Insgesamt überzeugt die Komposition mit einer interessanten Mischung aus Birdie-Chancen und Bahnen, auf denen eine Unterspielung eher unwahrscheinlich erscheint. 

Tivoli in der Nähe

Marco Simone befindet sich nur wenige Kilometer von Tivoli entfernt, was ein perfektes Ausflugsziel für Besucher darstellt, wenn eine Runde auf dem Ryder-Cup-Platz auf dem Plan steht. Vor der Stadt errichtete einst Kaiser Hadrian eine üppige Villenanlage (Villa Adriana), die er als Sommerresidenz nutzte. Im Mittelalter entstand im Auftrag von Kardinal Ippolito d’Este die berühmte Villa d’Este mit ihrer weltbekannten Gartenanlage. “Tivoli” steht seither als Synonym für Vergnügungsparks, was hervorragend zum Austragungsort des Ryder Cup passt. 

Das Gesamtpaket der italienischen Bewerbung um Rom und Marco Simone erfüllt alle nötigen Kriterien für einen Ryder Cup. Der Platz ist mit seinen abwechslungsreichen Löchern wie für Lochspiel gemacht und in einem absoluten Top-Zustand, man hat den nötigen Raum und die Voraussetzungen, um den abertausenden von Zuschauern vor Ort ein attraktives Live-Erlebnis anbieten zu können und mit Rom natürlich eine Weltstadt als weiteren Publikumsmagneten. Offenbar konnten die Italiener auch einen weiteren wichtigen Punkt gewährleisten: die Chance auf einen möglichst hohen Profit für die ausrichtende European Tour. Denn wie der ehemalige Ryder-Cup-Kapitän Paul McGinley so schön sagte: "Bei einer Bewerbung geht es in erster Linie um eine Sache, um Geld, um Kommerz.”

Einiges geboten: Golf-Destination Latium

Italien könnte dabei enorm von der Ausrichtung profitieren. Der Golfsport ist auf dem Weg zum Breitensport eher noch am Anfang und versucht sich schrittweise von seiner elitären Aura zu befreien. Etwa 95.000 registrierte Golfer zählt das Land. Langsam aber sicher wollen die Verantwortlichen in den Tourismusbehörden auch den Golftourismus aufblühen lassen. Anders als beispielsweise Spanien oder Portugal gilt das Land mit der Stiefelform noch nicht als Stammspieler bei den auf Golf spezialisierten Reiseanbietern. Mit dem Ryder-Cup-Platz hat Italien und vor allem die Region Latium nun ein internationales Schwergewicht im Portfolio, das Golfbegeisterte aus Europa wie Übersee anziehen wird. Daneben gibt es in und um Rom herum einige weitere Adressen, die zu einer Runde einladen. 

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Castelgandolfo Golf Club

Vom Clubhaus, das ursprünglich im 17 Jahrhundert erbaut wurde, überblickt man den Krater eines erloschenen Vulkans. Dank der Expertise des weltbekannten Platzarchitekten Robert Trent Jones Sr. entstand dort ein anspruchsvoller, aber vor allem im Vergleich mit Marco Simone etwas leichter zu spielender Golfplatz. Kennzeichen des Parkland-Kurses sind clever angelegte Wasserhindernisse und ein alter Baumbestand mit Olivenbäumen, Eichen und Pinien.

Natürlich empfiehlt sich bei einem Besuch im Golf Club auch ein Abstecher in die benachbarte Kleinstadt inklusive Top-Blick auf den Albaner See. Castel Gandolfo ist vor allem wegen der dort befindlichen Sommerresidenz des Papstes attraktiv, die seit Papst Franziskus' Amtsantritt als Museum zugänglich ist. 


Die Infos: Country Club Castelgandolfo

  • Die Lage: Castel Gandolfo, etwa 45 Minuten Fahrt aus Rom
  • Designer: Robert Trent Jones Sr. 
  • Merkmal: Parkland, flach, einige Wasserhindernisse
  • Greenfees: 18 Löcher ab 70 Euro
  • Schwierigkeit: anspruchsvoll (Slope 137 von gelb)
  • Ausstattung: Driving Range, Putting-Grün

Parco di Roma Golf & Country Club

Nur zehn Kilometer nördlich des Pantheons liegt der Parco di Roma Golf Club. Während die spektakulären Schlusslöcher mit viel Wasser im Spiel eben um das Clubhaus verlaufen, geht es auf dem Rest des Platzes eher hügelig zur Sache. Aufgrund der bisweilen langen Wege zwischen den Abschlägen ist die Nutzung eines Carts durchaus empfehlenswert. Irgendwann soll auf diesem Gelände sogar ein zweiter und dritter Golfplatz entstehen. Den ersten entwarf P.B. Dye, der jüngste Sohn des legendären Architekten-Paares Alice und Pete Dye, im Jahr 1999. 

2004 fand hier die Ladies Italian Open statt, Martina Eberl wurde Zweite. Das Routing ist spannend und aufgrund der Höhenunterschiede entstehen interessante Situationen auf dem Platz, die kluge taktische Entscheidungen erfordern. Für ein gutes Ergebnis muss das Golfspiel auf diesem kniffligen Layout mit hervorragendem Pflegeszustand inklusive pfeilschnellen Grüns schon zur Höchstform auflaufen. Falls dies nicht gelingt, entschädigt der Platz mit schönen Blicken über Rom sowie der ein oder dem ein oder anderen archäologischen Highlight.    


Die Infos: Parco di Roma Golf Club

  • Die Lage: Parco di Roma Golf & Country Club, etwa 20 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt
  • Designer: P.B Dye 
  • Merkmal: Wechsel zwischen offen und bewaldet, hügelig, einige Wasserhindernisse
  • Greenfees: 18 Löcher ab 60 Euro
  • Schwierigkeit: anspruchsvoll (Slope 139 von gelb)
  • Ausstattung: Driving Range, Putting-Grün

Golf Fiuggi Terme e Country Club

Ein weiterer Höhepunkt im Umland Roms ist Fiuggi, eine Kleinstadt rund 80 Kilometer östlich von Rom, die auf 757 Metern Höhe mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern überzeugt. Fiuggi gilt seit mehr als 100 Jahren als Kurort. Dem Thermalwasser wird eine heilende Wirkung nachgesagt – vor allem bei Nierensteinen. Teil dieses Kurorts ist der 1928 eröffnete Golf Fiuggi Terme e Country Club, dessen 18 Bahnen sich durch hügeliges und bewaldetes Terrain schlängeln. Vor allem im Sommer ist es in den Bergen ein wenig kühler und angenehmer. 

Die Infos: Golf Fiuggi Terme e Country Club

  • Die Lage: etwa 45 Minuten Fahrt aus Rom
  • Merkmal: Parkland, hügelig, vereinzelt Wasserhindernisse
  • Greenfees: Greenfee 18 Löcher ab 40 Euro
  • Schwierigkeit: mittel (Slope 123 von gelb)
  • Ausstattung: Driving Range, Putting-Grün

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