LETAS
Tour-Spielerin schläft bei Turnieren im Zelt
6. Dezember 2024 , Thomas Kirmaier
Zhen Bontan ist seit drei Jahren als Profi auf der LET Access Series unterwegs. Während andere im Hotel schlafen, schlägt sie ihr Zelt auf ihrem Auto auf. Und das hat nicht nur Kostengründe.
Golfer schwimmen im Geld und im eigenen Pool, fahren mehrere Edel-Karossen und wohnen in einer Villa. So zumindest die landläufige Meinung. Das mag für Superstars wie McIlroy, Rahm oder DeChambeau zutreffen, aber die große Mehrheit der Golf-Profis muss Woche für Woche hart um Preisgelder kämpfen, um überhaupt die Fixkosten decken zu können. Da ist in manchen Fällen der Geldbeutel sogar zu klein, um im Hotel zu übernachten. Wie im Fall der Niederländerin Zhen Bontan, die ein gutes Beispiel dafür ist, dass so ein Leben als Pro nicht immer nur Luxus ist.
„Ich habe das Zelt bekommen, bevor ich 2020 Profi wurde. Wir waren auf der Suche nach etwas, mit dem ich reisen kann, und dann haben wir es gefunden“, sagt die 27-Jährige, die im chinesischen Wuchuan zur Welt kam, inzwischen allerdings den niederländischen Pass besitzt und für das europäische Land auch als Nationalspielerin unterwegs ist, im Interview mit dem Mediateam der LET Access Series (LETAS). Seit drei Jahren ist sie in Liga zwei unterwegs und wartet auf ihren Durchbruch.
Bis es soweit ist, verbringt sie die Nächte während eines Turniers in ihrem Zelt, das sie auf einer Art Dachbox über ihrem Volvo aufspannt, mit dem sie die Turniere in Süd- und Nordeuropa bereist. „Mein Wohnort liegt günstig und zentral dafür. Nach Südfrankreich sind es ebenso zwölf Stunden wie nach Schweden.“ Sie liebe es, in ihrem Zelt zu schlafen. Da die LETAS-Events aber nicht immer in sonnig-warmen Gefilden stattfinden, kann das bisweilen auch abenteuerliche Ausmaße annehmen. Die härteste Erfahrung habe sie in der Saison 2023 in Schweden gemacht. „Es gab zwei Tage lang Sturm. Da dachte ich schon daran, dass es vielleicht besser gewesen wäre, ein Hotel zu nehmen.“ Hat sie dann auch tatsächlich getan, als der Wind zu heftig wurde.
Inzwischen ist sie eine erfahrene Zeltlerin geworden, die es vorzieht, auf Campingplätzen außerhalb des Golfplatzgeländes zu übernachten. „Ich habe meine Lektion gelernt. Wenn du nahe dem Golfkurs schläfst, kann es sein, dass dich die Greenkeeper früh wecken. Aber als Profisportlerin brauche ich meinen Schlaf.“ Und den bekommt sie. Zumindest ist sie davon überzeugt, dass das Campen keinen Einfluss auf ihre Leistung hat. „Es ist nicht jedermanns Sache, aber ich bin es gewohnt und ich genieße es. Ich finde, es macht die Dinge weniger stressig und macht das Reisen leichter.“ Sie denke darüber nach, das Zelt in 2025 gegen ein Wohnmobil auszutauschen.
Wie die Tour-Spielerin betont, gehe es ihr aber nicht nur ums gesparte Geld. Zwar auch, weil ein Dasein in Europas zweiter Damen-Liga teils eher überschaubare Prämien bedeute. Aber: „Ich tue es aber nicht nur, um Geld zu sparen, ich tue es für die Erfahrung und für das Abenteuer. Eine Golfkarriere ist ein Abenteuer, und man muss vieles selbst herausfinden.“ Es sei ihr Weg und ihre Geschichte, die sie schreibt. Eine angenehme Story, die zeigt, es geht auch anders als die vielen aufgehübschten Sternchen, die im kurzen Schwarzen Champagner trinken und Selfies aus der Fünf-Sterne-Hotel-Bar posten.
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