ETC4GD

Inklusion als Selbstverständlichkeit im GC Hösel


13. Juni 2024 , Stefan Bluemer


Um die Bunker des Nordplatzes auch den in der Bewegung eingeschränkten Athleten zugänglich zu machen, wurden die Bunkerkanten abgeflacht. (© DGV/stebl)
Um die Bunker des Nordplatzes auch den in der Bewegung eingeschränkten Athleten zugänglich zu machen, wurden die Bunkerkanten abgeflacht. (© DGV/stebl)

Der GC Hösel ist ein sportlich ausgerichteter Golfclub, der mit seinen 36 Löchern zu den größten Clubs des Landes zählt. Auf eines legt man in Hösel besonders großen Wert. „Wir sind ein Club für alle! Und alle meint auch wirklich alle“, so Clubmanager Uwe Born. Dazu gehören, ohne dies groß betonen zu müssen, selbstverständlich auch die Golfer mit Behinderungen.

Heiligenhaus – Fast schon folgerichtig ist der Club am Südrand des Ruhrgebiets in diesem Jahr Ausrichter der European Team Championship for Golfers with Disability (ETC4GD) und freut sich darauf, vom 18. bis 20. Juli Gäste aus elf Nationen begrüßen zu dürfen.

Als aufgrund des Setups und der hohen Zuschauerzahlen rund um den gerade gespielten Heimspieltag der beiden Teams in der 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf in der Berichterstattung der GC Hösel als „Gute-Laune-Club“ bezeichnet wurde, fühlten sich die Verantwortlichen der großen Sportanlage damit sichtlich wohl. Auch dies passt zu dem besonderen Turnier, denn traditionell ist bei inklusiven Sportereignissen die Stimmung immer sehr freundlich, freundschaftlich und ausgelassen, wie jeder bei den Special Olympics World Games, die 2023 in Deutschland ausgetragen wurden, mit Begeisterung feststellen konnte.
Emily Träm ist Mitglieder des GC Hösel und durfte sich bei diesen Spielen im Vorjahr darüber freuen, eine olympische Bronzemedaille zu bekommen. Sie ist somit eine herausragende Botschafterin des inklusiven Golfsports.

Ausgezeichnet

De GC Hösel wurde 1979 gegründet und ist in vielen Dingen sehr rührig. Die Nachwuchsförderung erhielt das Gold-Zertifikat für das Qualitätsmanagement. Auch beim Programm Golf & Natur ist Hösel mit Gold ausgezeichnet. Die Initiative „Jeder hat ein Handicap“ hat dem Club das Gütesiegel „barrierefrei“ verliehen. Der GC Hösel ist zudem Stützpunkt der Landeskader des Golfverbandes Nordrhein-Westfalen, der seit 2024 der größte Landesverband im DGV ist.

Zwei Plätze, zwei Charaktere

Das Clubhaus und damit die postalische Anschrift liegt in Heiligenhaus, während die Plätze fast vollständig auf Ratinger Gebiet liegen. 1984 fing es in Hösel mit dem heutigen Südplatz an. 1997 wurde der zweite Platz eröffnet, der  heute die Bezeichnung Nordplatz trägt. Hier werden in der Regel die großen Turniere ausgespielt, wie die Spieltage der 1. Bundesliga und nun auch die ETC4GD.
Der Nordplatz spielt sich von den gelben Tees bei Par 71 mit 5.882 Metern und gehört damit zu den eher kürzeren Plätzen. Dennoch sind etliche anspruchsvolle Situation eingebaut, die für selektiven Sport sorgen. Der Platz wurde auf überwiegend leicht hügeligem Gelände von Simon Gidman geplant. Zwischendrin sind aber auch einige etwas stärkere Steigungen, so dass es insgesamt durchaus auch auf die Kondition der Athleten ankommt. Die Herausforderungen warten nicht zuletzt auf den fein modellierten Grüns, die ein taktisch kluges Anspiel auf der richtigen Seite erfordern, insbesondere dann, wenn die Fahnenpositionen kniffelig gesetzt sind und das Stimpmeter hohe Werte ergibt.
Auch wenn bei einer Europameisterschaft andere Faktoren wichtiger sind, werden die Athleten und Betreuer immer wieder auch schöne Panoramen und weite Blicke genießen können.
Auf etlichen Bahnen haben die Athleten vom Tee ein breites Fairway vor sich, wobei auch hier die Landezonen mitunter schmal werden, wenn man die Schräglagen mit einkalkuliert. Insgesamt stellt der Nordplatz in Hösel eine lösbare Aufgabe dar, darf aber mit seinen feinen Tücken auch nicht unterschätzt werden.

Zufahrten

Um alle Areale des Nordplatzes für die in der Bewegung eingeschränkten Athleten zugänglich zu machen, wurde mit einigem Aufwand bei jedem Bunker eine kleine Zufahrt erstellt, indem die Bunkerkanten auf einer Breite von jeweils rund zwei Metern so abgeflacht wurden, dass ein Para-Golfer einfach in den Bunker fahren und vor allem diesen auch wieder problemlos verlassen kann. Optisch wurde diese Aufgabe sehr dezent gelöst, so dass man schon zweimal hinschauen muss, um zu erkennen, dass dieses so wichtige Detail nun durchgängig umgesetzt wurde.

Bilder vom Platz

Um den Platz insgesamt auf die Bedürfnisse der Athleten vorzubereiten, war Tony Bennett in Hösel zu Besuch. Der Head of Disability and Inclusion (IGF) und Präsident der European Disabled Golf Association gab wertvolle Hinweise und so werden die Athleten optimale Bedingungen vorfinden.
Ralf Bockstedte, der Präsident des Behinderten Golf Clubs Deutschland ist selbst Para-Golfer und lebt als Vorstandsmitglied des GC Hösel tagtäglich die Inklusion seines Heimatclubs. Der Jurist ist neben dem Golfsport auch vielfach im Profifußball engagiert und so ist bei der Ausrichtung dieser Team-Europameisterschaft auch die besondere Aufwertung durch die zeitgleich in Deutschland stattfindende Europameisterschaft der Fußballer in sich stimmig. Etliche Spielorte der Fußball-EM liegen in unmittelbarer Nähe zum Austragungsort der ETC4GD.

Ausrichtung

Der GC Hösel will sich weiter als großer und moderner Club in der Region positionieren, der sowohl Spitzensport, wie aber auch Breitensport eine Heimat bietet. Eine Team-Europameisterschaft auf der eigenen Anlage zu haben, ist für den engagierten Großverein, der rund 1.600 Mitglieder hat, ein Leuchtturmprojekt von überragender und überregionaler Bedeutung.

Erfahrener Gastronom

Die Clubgastronomie ist für ein funktionierendes Clubleben ein nicht zu unterschätzender Faktor. Das „Albatros“ im Clubhaus wurde jüngst vom erfahrenen Essener Gastronom Afshin Sadaghiani übernommen, der zuvor 15 Jahre lang die Rüttenscheider Hausbrauerei betrieben hat. Sicher wird somit auch für die Teams dieser europäischen Titelkämpfe die Verpflegung erstklassig sein.