Solheim Cup

6:10 - Team Europa braucht das Wunder von Virginia


15. September 2024 , Thomas Kirmaier


Schauspielerin Jessica Alba unterstützt beim Solheim Cup in Virginia Team USA (l.). Esther Henseleit holt am Samstag ihren ersten Punkt, Charley Hull und Georgia Hall siegen am späten Samstagabend und Team Europa wird von den Bananen-Fans unterstützt. © Mark Runnacles, Stuart Wallace/LET
Schauspielerin Jessica Alba unterstützt beim Solheim Cup in Virginia Team USA (l.). Esther Henseleit holt am Samstag ihren ersten Punkt, Charley Hull und Georgia Hall siegen am späten Samstagabend und Team Europa wird von den Bananen-Fans unterstützt. © Mark Runnacles, Stuart Wallace/LET

Gastgeber USA geht beim Solheim Cup in Virginia mit einer 10:6-Führung in die Einzel am Sonntag. Esther Henseleit bekommt es ab 15:40 Uhr in ihrem Duell mit Andrea Lee zu tun.

Da waren sich die TV-Experten nach dem Abschluss einer spannenden Fourball-Session am späten Samstagabend schnell einig: Ein Wunder muss her. Das Wunder von Virginia, wenn Team Europa das noch drehen will. Nach den vier Durchgängen von Freitag und Samstag führt Gastgeber USA beim Solheim Cup 2024 in Gainesville mit 10:6. Es riecht stark nach einem Heimsieg für die Stars & Stripes, zumal sie auch am Samstag erneut großes Golf zeigten vor einer begeisterten Zuschauermenge im Robert Trent Jones Golf Club, in den auch Schauspielerin Jessica Alba gekommen war, um Team USA zu unterstützen.

Alison Lee und Megan Khang machten in ihrem Vierball-Match gegen das schwedische Duo Anna Nordqvist/Madelene Sagström beim 4&3 ebenso kurzen Prozess wie Andrea Lee und Rose Zhang beim noch deutlicheren 6&4 gegen Linn Grant und Celine Boutier. Team USA zog auf 10:4 davon. Also ruhten alle Hoffnungen am Samstagnachmittag, an dem die deutsche Debütantin Esther Henseleit trotz eines starken Auftritts im Klassischen Vierer am Vormittag pausieren musste, auf die beiden hinteren Duelle. Und genau diese beiden immens wichtigen Punkte schaufelten Carlota Ciganda und Emily Pedersen (2&1 gegen Ally Ewing und Lexi Thompson) sowie Georgia Hall und Charley Hull (2up gegen Allisen Corpuz und Lilia Vu) aufs Konto der Europäerinnen.


„Das war enorm wichtig. Wir haben gerade darüber gesprochen, dass wir das Momentum jetzt vielleicht auf unserer Seite haben“, sagte Henseleit direkt nach dem letzten Duell auf der 18, als über Virginia bereits die Sonne unterging. Der Rückstand ist deutlich, aber in den zwölf Einzeln am Sonntag wird Team Europa ein kleines Wunder brauchen, um das 6:10 noch zu drehen. 6:10? Da war doch was: Stimmt. Beim Ryder Cup 2012 im Medinah Country Club (Illinois) hatten Europas Männer ebenfalls 6:10 zurückgelegen. Sie gewannen acht Einzel und teilten eines, sodass sie am Ende 14,5 Punkte auf der Habenseite hatten und den Pokal eroberten. Den entscheidenden Putt verwandelte damals Martin Kaymer.

Zeit zum Träumen, denn die deutschen Sky-Kommentatoren hatten ihr Drehbuch nach diesem Vorbild schnell geschrieben: acht Einzel am Sonntag gewinnen und Esther Henseleit locht den entscheidenden Ball. Das wär's. Zumal: Die Mannschaft von Kapitänin Suzann Pettersen braucht nicht 8,5, sondern acht Punkte, denn als Titelverteidiger reicht ein Remis. So wie im Vorjahr. In den Einzelmatches kommt es am Sonntagnachmittag zu folgenden Duellen:

  • Charley Hull vs Nelly Korda (ab 14:50 Uhr deutscher Zeit)
  • Emily Pedersen vs Megan Khang (15 Uhr)
  • Georgia Hall vs Alison Lee (15:10 Uhr)
  • Anna Nordqvist vs Allisen Corpuz (15:20 Uhr)
  • Carlota Ciganda vs Rose Zhang (15:30 Uhr)
  • Esther Henseleit vs Andrea Lee (15:40 Uhr)
  • Celine Boutier vs Lexi Thompson (15:50 Uhr)
  • Maja Stark vs Lauren Coughlin (16 Uhr)
  • Albane Valenzuela vs Lilia Vu (16:10 Uhr)
  • Madelene Sagström vs Sarah Schmelzel (16:20 Uhr)
  • Leona Maguire vs Ally Ewing (16:30 Uhr)
  • Linn Grant vs Jennifer Kupcho (16:40 Uhr)

Henseleit wird es mit einer starken Andrea Lee zu tun bekommen. Die 26-jährige Kalifornierin war Dritte bei der US Open 2024 und war wie Henseleit an beiden Tagen bisher jeweils nur einmal beim Solheim Cup im Einsatz. Begegnet sind sich beide dabei nie, denn Henseleit spielte die Foursomes, Lee die beiden Fourballs. Allerdings hat die US-Amerikanerin ihre Duelle jeweils deutlich für sich entschieden. Es wird also ein dicker Brocken, den die Deutsche da aus dem Weg räumen muss. Die Silbermedaillengewinnerin von Paris wird aber ebenfalls mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen ans Tee gehen.

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In der abschließenden Pressekonferenz am Samstagabend wirkte Europas Kapitänin Pettersen zwar etwas müde, aber sie machte ihrem Team Mut: „So lange es Hoffnung gibt, haben wir eine Chance. Klar brauchen wir ein kleines Wunder, aber es ist möglich und das hat es in der Vergangenheit auch schon gegeben. Meine Spielerinnen werden früh zu Bett gehen und morgen hochmotiviert in die Einzel gehen.“ Übrigens hatte Team USA beim Solheim Cup 2015 in St. Leon-Rot ebenfalls 6:10 zurückgelegen und noch 14,5:13,5 gewonnen.

Der Rückstand ist groß – und Team USA ebenfalls heiß. US-Captain Stacy Lewis: „Wir hatten einen grandiosen Freitag. Uns war klar, dass die Europäerinnen am Samstag stärker sein würden. Daher sind wir froh, dass wir den Vorsprung halten konnten. Wir haben es fast geschafft und werden am Sonntag versuchen, so früh wie möglich so viele Punkte wie möglich zu holen, um das Ding nach Hause zu holen.“

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