Social-Woche
Salzbälle und Charmeoffensive
18. Juni 2024 , Daniel Dillenburg
US-Open-Champion Bryson DeChambeau lässt seine Bälle in Salz einlegen und gehört inzwischen zu den Publikumslieblingen auf der Tour. Die Social-Woche:
Sekunden der puren Enttäuschung: Rory McIlroy verfolgt am Bildschirm, wie sich Bryson DeChambeau zum Up-and-Down auf der 18 zaubert und damit den US-Open-Sieg holt. Kurz zuvor hatte der Nordire einen kurzen Putt verschoben. Ein bitterer Moment für die europäische Nummer eins.
Dabei sah lange Zeit vieles nach dem ersten Major-Sieg für McIlroy seit zehn Jahren aus. Seinen Vorsprung verspielte er jedoch auf den letzten Löchern.
Eine verrückte Statistik. Bis zur 18 hatte McIlroy alle seiner 496 Putts innerhalb drei Fuß gelocht. Den 497. verlegte er – ausgerechnet im entscheidenden Moment bei einem Major.
Nach diesem Schock braucht er erst einmal eine Pause: McIlroy sagte seinen Start bei der Travelers Championship ab. Luft holen, Kraft tanken und dann zur Open Championship wieder angreifen lautet das Motto.
US-Open-Champion Bryson DeChambeau hatte tröstenden Worte für McIlroy übrig und glaubt daran, dass er bald wieder einen Major-Sieg feiern wird. „Das Feuer in ihm wird weiterwachsen.“
Wie sich DeChambeau letztlich auch zum Sieg spielte: Mit Drives wie diesem hier. Noch immer zählt er zu den besten Drivern im Golfsport.
Noch beeindruckender war DeChambeaus Bunkerschlag auf Loch 72. Dass er den so nah an die Fahne haut, war äußerst unwahrscheinlich. Ein wahrer Geniestreich.
Und alles nochmal in Videoform inklusive dramatischer Musikuntermalung. Ein bisschen Gänsehaut jemand?
Natürlich musste ein Siegerfoto in „seinem“ Bunker geschossen werden.
Und wie feiert ein DeChambeau seinen Sieg? Klar, mit noch mehr langen Abschlägen – im Dunkeln, mit Leuchtbällen und der US-Open-Trophäe an seiner Seite.
Als er zurück zu seiner Unterkunft kam, wurde er herzlichst von den Nachbarn empfangen. Alle durften einmal die Trophäe berühren. Dieser Mann hat sich wirklich zu einem absoluten Publikumsliebling gemausert.
Schon zuvor durfte wirklich jeder die Trophäe anfassen. DeChambeau hatte es den Fans versprochen und er hielt das Versprechen ein.
Es kommt gut an. Er nimmt sich die Zeit für seine Fans und wirkt geehrt, dass ihn so viele um Autogramme und Fotos fragen. Ein wahre Charmeoffensive des einst kritisch gesehenen Golfprofessors, der meist verbissen und unnahbar daherkam.
Apropos Golfprofessor: DeChambeau lässt seine Golfbälle, bevor er sie nutzt, in Wasser mit Bittersalz schwimmen. Er sagt, er tue dies, um die „Unwucht“ der einzelnen Bälle zu testen. Im Wesentlichen handelt es sich um einen Test zur Aufdeckung von Herstellungsfehlern, die verhindern, dass einzelne Bälle ihre beste Leistung bringen. Dieser Mann dreht jeden Stein um.
Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderer Triumph für den LIV-Spieler. Am Sonntag wurde in den USA Vatertag gefeiert. DeChambeaus Papa verstarb vor einigen Jahren. Der Sieg war für ihn.
In New York wurde dann Rotwein aus der Trophäe getrunken. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.
Auch eine amüsante Szene aus der Woche: Auf einem kürzeren Par 4 griff DeChambeau zum Leid aller Fans nicht zum Driver, sondern spielte taktisch mit dem Eisen. Er bat die Zuschauer, ihn aufgrund dieser Entscheidung nicht mit Boo-Rufen zu quittieren.
Wer sich fragt, welche Schläger in DeChambeaus Tasche stecken. Es sind welche mit eigenen Namen.
Dass DeChambeau insgesamt ganz gut bei Majors performt in diesem Jahr, zeigt, dieses Schaubild. Ob er auch bei der Open vorne mitspielen kann?
Abseits des Titelkampfs hatte die US Open einige weitere großartige Geschichten zu bieten. Unter anderem diese hier von Francesco Molinari, der auf seiner letzten Bahn in Runde zwei ein Hole-in-One spielte, um sich ins Wochenende zu spielen. Dies schaffte seit 2003 niemand.
Tony Finau hatte die Gelegenheit zum ersten Mal mit dem schwedischen Superstar Ludvig Aberg zu spielen. Und der US-Amerikaner war begeistert vom US-Open-Debütanten, der lange Zeit um den Titel mitspielte. „Der Typ ist eine Maschine.“
Der Weltranglistenerste wiederum hat eine ungewöhnlich ruhige Woche hinter sich. Scottie Scheffler notierte an den vier Tagen in Pinehurst nur vier Birdies. Sein Durchschnitt auf der PGA Tour liegt bei fünf Birdies pro Runde.
Ein besonderes Novum für Scheffler: Zum ersten Mal als Profi spielte er vier Runden über Par in Folge bei einem Turnier. Irgendwann musste es passieren. Und wenn nicht in Pinehurst, wo sonst?
Pinehurst verlangte den Spielern wirklich alle Facetten dieses Spiels ab. Ein Symbolbild:
Für Tiger Woods war der Kurs einen Tick zu anspruchsvoll. Er verpasste den Cut und hat nun noch ein Turnier in dieser Saison auf dem Plan: Die Open Championship im Juli. Ob wir ihn nochmal bei der US Open abschlagen sehen, ist nicht klar.
Eine wahre Achterbahnfahrt erlebte Sepp Straka am zweiten Tag der US Open. Zunächst traf er den Flaggenstock und notierte anschließend ein Triple-Bogey. Dann, wenige Löcher später, traf er wieder den Flaggenstock. Aber dieses Mal zum Hole-in-One.
Olympia-Vorfreude bei Elite-Team-Germany-Spieler Matti Schmid, der bei seinem letzten Paris-Besuch vorsichtshalber ein Foto machte, falls er sich für die Olympischen Sommerspiele in Frankreichs Hauptstadt qualifiziere. Es war kein schlechtes Omen. Er ist dabei!
Patricia Isabel Schmidt war in Italien im Einsatz und bedankte sich für eine großartige Woche, in der sie insbesondere das gute Essen zu schätzen wusste.
Eine richtig starke Woche hatte Jannik de Bruyn auf der Challenge Tour. Zum ersten Mal in seiner Karriere erreichte er die Top Drei und setzt damit seinen positiven Trend fort. Nächster Halt für den National-Team-Germany-Spieler: Die KLM Open in den Niederlanden.