US Open 2022
Fitzpatricks Durchbruch
20. Juni 2022 , Thomas Fischbacher
Matt Fitzpatrick gewinnt die US Open vor Will Zalatoris und Scottie Scheffler. Der Engländer profitiert dabei von harter Arbeit und einigen Veränderungen im Training.
Zunächst kurz zu den Fakten: Matt Fitzpatrick hat die US Open gewonnen. Der Engländer setzte sich mit einem Schlag Vorsprung auf Will Zalatoris und Scottie Scheffler durch. Er gewinnt die das Major-Turnier als erster Engländer seit Justin Rose 2013. Fitzpatrick hatte im The Country Club von Brookline 2013 bereits das US Amateur gewonnen – und konnte die damals gewonnene Platzkenntnis ausnutzen. Es war nicht nur sein erster Major-Titel, sondern auch sein erster Sieg als Profi in den USA.
Fitzpatrick hatte im Vorfeld der US Open noch Scherze über sich gemacht. Er war in der Pressekonferenz im Vorfeld des Turniers gefragt worden, ob ihm auffalle, dass er immer mehr ins Rampenlicht gerrückt werde. Mehr Pressetermine, prominente Spielpartner und attraktive Startzeiten – der Engländer entwickelte sich zuletzt immer mehr zu einem gefragten Gesicht auf der PGA Tour.
Fitzpatrick antwortete englisch-trocken: Es wären ja einige Spieler in Richtung LIV Golf abgewandert – und jetzt müsse die Tour eben mit dem Rest arbeiten. Er sprach davon, immer noch der Gleiche zu sein, aber doch anders. Vor zwei Jahren war er schon ein außerordentlich guter Golfer, der einige prominente Turniere auf der DP World Tour gewinnen konnte. Doch für den großen Durchbruch bei den ganz großen Events reichte es nicht ganz.
Schwachstelle: Drive-Länge
Die Schwachstelle war klar. Seine Abschläge flogen nicht weit genug. In diesem Bereich musste er zulegen. Es war die Zeit, in der Bryson DeChambeau die Golfwelt mit seinem Sieg bei der US Open in Winged Foot schockiert hatte. Fitzpatrick war damals kein Fan der Spielweise des Amerikaner mit dem Prinzip „10 Kilo Muskelmasse draufpacken und dann Vollgas”. Doch widerwillig begab er sich auf den gleichen Weg.
Fitzpatrick ging dabei sehr methodisch vor. Überhaupt führt er so genau Statistik und arbeitet derart akribisch, dass ihn sein Caddie Billy Foster scherzhaft Bernhard Langers uneheliches Kind nennt. In 40 Jahren Erfahrung als Caddie habe Foster viel miterlebt, aber einen Spieler mit derart professionellem Verhalten sei auch für ihn neu.
Nach Dechambeaus so speziellen Sieg setzte er sich mit seinem Coach zusammen, holte sich Input aus der Sportwissenschaft und entwickelte einen Plan. Er trainierte mit einem Speed Stick, einem leichten Schlägerersatz. Künstliche Intelligenz half ihm bei der Trainingssteuerung und –belastung. Ergebnisse waren schnell zu sehen.
„Wenn ich vor drei oder vier Jahren mit Will in der letzten Gruppe gespielt hätte, hätte ich mir Sorgen gemacht, dass ich auf jedem Loch 15 oder 20 Yards hinter ihm liegen würde”, beschrieb er nach der Finalrunde. „Ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, dass ich an ihm vorbei schlagen kann. Das gibt mir Selbstvertrauen für den nächsten Schlag, weil ich weiß, dass ich weniger Schläger ins Grün habe.”
Enorme Verbesserung
Die Statistik verrät: Fitzpatrick hat durch durch die Stunden, Tage und Wochen harten Trainings einen Vorteil von 1,5 Schlägen pro Runde im Vergleich zu früher. Im Tour-Golf sind das Welten. Mittlerweile kann der 27-Jährige längentechnisch mit Dustin Johnson und Co. mithalten, ohne dabei an Genauigkeit eingebüßt zu haben.
Auch wenn es bisher noch keine Siege auf der PGA Tour zu feiern gab, zeigt sich deutlich, dass dieses spielerische Gesamtpaket große Dinge leisten kann. Insofern hatte es durchaus einen Grund, dass dieser junge Engländer immer mehr ins Rampenlicht gestellt wird. Und sein Sieg bei der US Open im The Country Club von Brookline hat nun dazu beigetragen, dass sich dies auch in Zukunft garantiert nicht ändern wird.
Spannende Situation vor dem Finale
Für Fitzpatrick begann die Finalrunde gleichauf mit Will Zalatoris an der Spitze. Sieben weitere Spieler lagen innerhalb von drei Schlägen, darunter die besten drei Spieler der Weltrangliste. Doch so richtig gefährlich wurde dem Führungsduo eigentlich nur Scottie Scheffler. Der Weltranglistenerste unterspielte vier seiner ersten sechs Löcher am Sonntag und setzte sich an die Spitze des Feldes. Doch wie bereits am Samstag kühlte das Spiel des Masters-Gewinners in der Folge ab. Zalatoris begann mit zwei frühen Bogeys, spielte dann aber groß auf und notierte drei Birdies zwischen den Bahnen sechs und neun. Auch Fitzpatrick lag nach neun Löchern bereits zwei unter Par.
In der Folge ging es auf und ab. Nach der 15. Bahn konnte sich Fitzpatrick mit einem weiteren Birdie einen Vorsprung von zwei Schlägen herausarbeiten. Doch dieser war nur von kurzer Dauer. Scheffler spielte sofort ein Birdie auf der 17 und Zalatoris konterte mit einem Birdie auf der 16. Es blieb spannend bis zur 18. Mit einem herausragenden Eisen 9 aus dem Fairwaybunker legte der Engländer auf der 18 die Basis für ein abschließendes Par. Und da Zalatoris seinen Versuch zum Birdie nicht lochen konnte, machte ihm dieses Par zum Gewinner der US Open.
Siegerscheck in Höhe von 3,15 Millionen US-Dollar
„Es ist einfach unglaublich. Das Gefühl ist nicht von dieser Welt”, freute sich der Gewinner. „Es ist so klischeehaft, aber es ist das, wovon man als Kind träumt. Nach diesem Sieg könnte ich morgen als glücklicher Mann in Rente gehen.”
Als Lohn erhält er einen Siegerscheck in Höhe von 3,15 Millionen US-Dollar. Sowohl in der Weltrangliste als auch im FedExCup geht es auf den zehnten Rang nach vorne.
Dazu kommen als Lohn jeweils fünf Jahre Spielrecht bei der Open, dem Masters, der PGA Championship und der Players Championship sowie zehn Jahre für die US Open. Des weiteren belohnt die PGA Tour den Gewinner mit einer fünfjährigen Mitgliedschaft.
Für Yannik Paul und Marcel Schneider, nach der Absage von Martin Kaymer die beiden einzigen deutschern Starter im Feld, war das Turnier nach zwei Tagen leider beendet. Das deutsche Duo hatte den Cut deutlich verpasst.
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