US Open
Flashback 2021: Rahms Meisterstück in Torrey Pines
7. Juni 2022 , Thomas Kirmaier
Jon Rahm hat bei der US Open 2021 seinen ersten Major-Sieg gefeiert. Wir schauen zurück auf die kuriose Geschichte seines Triumphs.
„Rahm shines at Torrey Pines“ - so heißt das Video der United States Golf Associaton (USGA). Nichts und niemand könnte die Story besser erzählen. Die Geschichte eines Golf-Spektakels, das ewig in Erinnerung bleiben wird. Im Video steht Jon Rahm zu Hause an seinem Big Green Egg, grillt und schwelgt in Erinnerungen. Erinnerungen an seinen bis dato größten Sieg, an seinen ersten Major-Triumph bei der US Open 2021 in San Diego/Kalifornien.
Die Fakten zu diesem Coup sind das Eine: Dass Rahm der erste Spanier ist, der die US Open gewann, weil die Herren Ballesteros und Olazábal das nie schafften. Dass Rahm mit einem sensationellen und historischen Birdie-Birdie-Finish (das gab es seit knapp 40 Jahren nicht mehr) quasi auf den letzten Metern an Louis Oosthuizen vorbeizog und dem Südafrikaner die Trophäe noch entriss. Dass Rahm dabei Monster-Putts lochte, die vom Schwierigkeitsgrad in die Kategorie „brutally tough“ fallen. Dass Rahm als einer unterwegs war, der zwar schon die Weltrangliste anführte, aber noch nie ein Major gewann.
Die eigentliche Story über Jon Rahms US Open-Sieg hatte jedoch schon vor dem ersten Drive begonnen. Eine kuriose Nummer, mit der der Bulle aus dem baskischen Barrika bewies, dass nach Rückschlägen aufstehen muss, wer ein echter Champion sein will. Was war passiert? Rahm hatte das Memorial Tournament zwei Wochen vor der US Open 2021 nach drei Runden mit sechs Schlägen angeführt, als er positiv auf Corona getestet wurde und aus dem Wettbewerb genommen werden musste. „Das war hart. Aber wir mussten das akzeptieren und ich sagte zu Kelley (Rahms Frau, Anm. der Redaktion), dass ich an Schicksal glaube. Wir sind gute Leute und etwas Gutes wird passieren“, erzählt er in „Rahm shines at Torrey Pines“. Als hätte er es vorhergesehen.
Nach der Infektion musste sich Rahm in Quarantäne begeben und war nicht dabei, als seine Familie aus Spanien anreiste, um erstmals Söhnchen Kepa zu sehen. „Das war wirklich schwer für mich“, so Rahm. Irgendwann war die Leidenszeit vorbei. Er startete bei der US Open 2021 – ohne Vorbereitungszeit – und hatte es mit starken Rivalen zu tun. Titelverteidiger Bryson DeChambeau übernahm zur Hälfte der Finalrunde zwar die Führung, schoss sich dann aber mit einem Quadruple-Bogey an der 17 aus dem Turnier. Die einzigen, die ihr Spiel im Showdown zusammenhielten, waren Oosthuizen und Rahm.
Der Baske war on fire, fokussiert. Er wollte diesen Titel nach gerade überstandener Erkrankung unbedingt. Seine Körpersprache: unglaublich selbstbewusst. „Ich glaube fest an Karma. Und nach dem, was ein paar Wochen vorher passiert war, blieb ich positiv und wusste, dass große Dinge kommen würden. Ich wusste nicht, was es sein würde, aber ich wusste, dass wir an einen ganz besonderen Ort kommen würden.“ An seinem ersten Vatertag gewann er unter der Sonne San Diegos sein erstes Major in der Manier eines ganz Großen. Mit Sohn Kepa auf dem Arm und in Anwesenheit der gesamten Familie war es der perfekte Tag im Leben des Jon Rahm.
Jetzt hat er auch seinen Major-Titel. Endlich. In Interviews erzählte er immer wieder, dass ihn diese Frage nerve, wie es sei, einer der ganz Großen zu sein, die noch nie eines dieser Big-Four-Events gewinnen konnten. Aus und vorbei. Sie werden sie ihm nie wieder stellen. „Da fällt dir schon eine große Last von den Schultern“, sagt er. Wenn er zu Hause am Big Green Egg grillt, wird er die Bilder wieder im Kopf haben – und ein breites Grinsen im Gesicht. Er, der Majorsieger, der demnächst zum zweiten Mal Papa wird. Rahm shines, nicht nur in Torrey Pines.