DP World Tour
Playoff-Sieg in Italien! Siem mit finalem Feuerwerk
30. Juni 2024 , Thomas Fischbacher
Marcel Siem gewinnt nach einem spannenden Thriller im Finale der Italian Open sein sechstes Turnier auf der DP World Tour. Jannik De Bruyn wird sensationell Dritter.
Als Marcel Siem in der Finalrunde der Italian Open auf der neunten Bahn im kurzen On-Course-Interview Rede und Antwort stand, thematisierte er die veränderten Umstände auf dem Platz. Die Tour-Asse mussten sich im Adriatic Golf Club Cervia nicht nur mit deutlich mehr Wind auseinandersetzen, sondern auch mit einer veränderten Windrichtung. Siem, 43, kam mit den Umständen auf den ersten Neun bestens zurecht. Sechs Pars und drei Birdies brachten dem Ratinger zur Halbzeit die Führung bei 13 unter Par.
Auf den ohnehin im Vergleich ein ganzes Stück schwierigeren Back Nine schlichen sich aber immer mehr Fehler im Spiel des fünfmaligen Gewinners auf der DP World Tour ein. Und nach jedem der vier Bogeys, die Siem von Loch elf bis 17 kassierte, stieg die Hoffnung bei Tom McKibbin. Das nordirische Top-Talent, Gewinner der Porsche European Open 2023, verweilte nach seiner sensationellen 65 (-6), dem Bestwert des Tages, zunächst im Clubhaus und begab sich im Anschluss auf die Driving Range.
Doppelte Emotionen auf der 18
Als Siem auf der 17 das Up-and-Down verpasste, lag der 21-Jährige bei zehn unter Par für das Turnier sogar alleine an der Spitze. Doch ganz so einfach wollte sein deutscher Kontrahent den Titelkampf nicht aufgeben. Siem kämpfte – und erzwang trotz eines Abschlags ins Rough auf der 18 mit einem gelochten Putts aus mehr als sechs Metern ein Stechen. Es folgten emotionale Szenen. Erst flog der Visor vom Kopf, dann der Putter ins Rough und schließlich ballte der Publikumsliebling wieder siegessicher die Faust.
Nach kurzer Pause ging es zurück an den 18. Abschlag. Siem und sein noch nicht einmal halb so alter Gegner, der in der laufenden Saison bei 14 Starts erst einen Cut verpasst hatte, trafen das Fairway, jedoch lag McKibbins Ball nach dem Abschlag einige Meter näher zum Grün. Die folgenden kurzen Annnäherungen landeten nahe am Stock, McKibbin puttete aus etwa drei Metern zuerst – und verpasste. Siem hatte nun aus zwei Metern die Chance, seinen sechsten Sieg in der ersten Liga perfekt zu machen – und traf.
Emotionaler Jubel auf der 18, die Zweite. „Es war ein harter Tag”, bilanzierte Siem im Interview auf dem Grün. „Der Wind war schwierig einzuschätzen, die Fahnen waren sehr hart gesteckt und auch der Schatten hat es auf den Grüns nicht einfacher gemacht mit den Putts. Der Putt auf der 18 war einer der besten Momente meiner Karriere, dass ich dann noch den Sieg holen kann, macht es umso schöner. Ich muss mich bei meinem Team bedanken, es pusht mich nach vorne und glaubt an mich. Ich liebe diesen Sport und ich liebe es, hart für den Erfolg zu arbeiten.”
Überraschende Top-Form, De Bruyn Dritter
Für Siem war es erst der vierte Start nach seiner Operation an der Hüfte, die ihn über mehrere Wochen hinweg außer Gefecht gesetzt hatte. Nach zwei verpassten Cuts hatte er beim Scandinavian Mixed zuletzt wieder aufsteigende Form gezeigt. Dass es nun gleich zum großen Coup reichen würde, davon war aber auch der Routinier mehr als überrascht.
Sensationell war auch die Leistung von Jannik De Bruyn, der sehr kurzfristig ins Feld gerutscht und nach Italien gereist war. Der Rheinländer kletterte durch eine 69 im Finale auf den geteilten dritten Rang nach oben.
„Ich war am Dienstag noch in Frankreich, wollte dort eigentlich das Challenge-Tour-Event spielen. Dann kam der Anruf, dass ich in Italien im Feld bin. Es war ein bisschen stressig mit der Reise, aber ich habe es rechtzeitig geschafft“, hatte er nach seiner zweiten 67 in Folge am Freitag erzählt.
Der 24-Jährige aus dem National Team Germany packte die Sachen, nahm den nächsten Flieger und spielte trotz nur neun Löcher als Vorbereitung ein sensationelles Turnier. Was manchmal vielleicht gut ist im Golf, wenn man wenig Zeit hat, groß nachzudenken.
Nicolai von Dellingshausen belegte den 22. Rang. Max Rottluff, Marcel Schneider, Yannik Paul, Hurly Long, Freddy Schott und Nick Bachem hatten den Cut verpasst.