Solheim Cup
14:14 - Ciganda entscheidet verrückten Solheim Cup
24. September 2023 , Daniel Dillenburg
¡Vamos! Europa feiert im spanischen Finca Cortesin einen historischen Erfolg und verteidigt den Solheim Cup zum zweiten Mal in Folge. Ausgerechnet Lokalmatadorin Carlota Ciganda holt den entscheidenden 14. Punkt.
Es begann bei null: Nach 16 Matches an zwei Tagen im Finca Cortesin in Andalusien waren wir mehr oder weniger genauso schlau wie am Freitagmorgen, als bei aufgehender Sonne an der Costa del Sol Veteranin Lexi Thompson den Solheim Cup 2023 eröffnet hatte. Es war der Auftakt zu einer Woche voller denkwürdiger Momente und hochklassigem Golf. Dabei deutete zu Beginn vieles auf ein einseitiges Kräftemessen hin. Die USA gewann erstmals in der Geschichte alle vier Matches in Session 1. Doch dies wirkte wie ein Weckruf für das europäische Team von Kapitänin Suzann Pettersen. Die Aufholjagd begann am Freitagnachmittag und wurde noch vor den Einzeln am Sonntag vollendet, als man gleichzog, um mit 8 zu 8 in den Finaltag zu gehen.
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Punktgleich und mit einem leichten Momentum-Vorteil hatte Europa das große Ziel vor Augen: Mindestens sechs Punkte am Sonntag holen, um den Titel erfolgreich zu verteidigen und zum ersten Mal drei Solheim Cups in Folge zu gewinnen. Pettersen und US-Captain Stacy Lewis hatten nun nicht mehr die Qual der Wahl, wer auf den Platz muss, sondern legten einzig die Reihenfolge fest, in welcher ihre zwölf Schützlinge auf Punktejagd gehen.
Maguire gibt Takt vor
Auch wenn die Irin Leona Maguire nicht als erste auf den Platz geschickt wurde, sammelte sie den ersten Punkt des Tages. Die 28-Jährige, die keine Session aussetzte, spielte ein überragendes Einzel gegen Youngster Rose Zhang und gewann unter anderem dank eines Eagles auf der 14 mit 4&3. Der erste von sechs nötigen Punkten war damit sicher. Die USA antwortete jedoch prompt mit zwei Siegen von Megan Khang gegen Linn Grant (1 auf) und Danielle Kang gegen Charley Hull (4&2). Europas zehnten Punkt brachte Vize-Kapitänin Anna Nordqvist gegen Jennifer Kupcho ins Clubhaus (2&1), um zwischenzeitlich wieder auf 10 zu 10 zu stellen.
Die Ausgangslage blieb zu diesem Zeitpunkt also weiterhin unverändert – Gleichstand. Ein 14 zu 14 hätte Europa übrigens gereicht, um den Titel für ein weiteres Jahr zu behalten. Die USA wiederum benötigte 14,5 Punkte, um sich die Kristalltrophäe zurückzuholen. Die Anspannung war in den Gesichtern aller Beteiligten zu sehen. Jeder Putt, jedes Loch, jeder Punkt hätte am Ende die Entscheidung bringen können. Die einzigartige Magie des Solheim Cups kam an diesem Sonntag in Finca Cortesin zur vollen Entfaltung.
Europa zeigt Nerven
Je näher die Entscheidung rückte, desto mehr schaltete sich der Kopf ein. Zu einem Zeitpunkt gaben die Europäerinnen zwei Matches aufgrund kurzer verschobener Putts aus der Hand. Sowohl Georgia Hall als auch Gemma Dryburgh verloren ihre jeweilige Führung und damit schwang das Pendel immer mehr in die rote Richtung. Immerhin holte die Engländerin Hall einen halben Punkt gegen Andrea Lee. Die Weltranglistenzweite Lilia Vu sicherte kurz darauf sich ihren ersten Punkt der Woche gegen die Schwedin Madelene Sagström mit einem 4&3-Sieg. Das US-Team kam seinem Ziel mit einem weiteren Punktgewinn von Angel Yin gegen Céline Boutier (2&1) immer näher. Aus den verbleibenden vier Matches benötigten die US-Amerikanerinnen noch zwei Punkte.
Europa benötigte etwas Besonderes auf den letzten Löchern. Und die Schwedin Caroline Hedwall, die zuvor nur in einer Session eingesetzt wurde, gab ihrem Team genau das. Die erfahrene Solheim-Cup-Spielerin gewann die Löcher 13, 14, 16 und 17, um ihr Match gegen Ally Ewing zu drehen. Europas zwölfter Punkt war dank der tapfer kämpfenden Hedwall (2 auf) gesichert. Für die erfolgreiche Titelverteidigung mussten aus den drei verbleibenden Matches noch zwei Punkte her. Einen davon machte eine weitere Schwedin perfekt: Maja Stark entschied ihr Match gegen US-Womens-Open Champion Allisen Corpuz mit 2&1 für sich.
Cigandas Moment
Was dann folgte, hätte kein Drehbuchautor besser schreiben können. Die Spanierin Carlota Ciganda bekam es mit dem US-Superstar Nelly Korda zu tun und hatte über weite Strecken des Matches die Oberhand. Drei Löcher vor Schluss lagen die beiden aber wieder All Square. Dies war der Moment, als Ciganda ihr bestes Golf zeigte. Erst legte sie ihre Annäherung auf der 16 an den Stock, dann lochte sie auf der 17 beinahe zum Hole-in-One und brachte ihr Team sowie die spanischen Fans zum Ausflippen. Ciganda holte vor den Augen des spanischen Königs Felipe VI den entscheidenden 14. Punkt für Europa (2&1) und gewann damit alle ihre vier Matches auf heimischem Boden.
Auf dem 17. Grün brach anschließend pure Ekstase aus mit allen Europäerinnen, die ihren historischen Erfolg unter dem Jubel der Zuschauer feierten. Nach 2019 und 2021 ging der Solheim Cup ein drittes Mal an das europäische Team. Ein US-Sieg im letzten Match des Tages besiegelte das erste 14 zu 14 in der Geschichte – mit dem besseren Ende für das Team von Pettersen. Die Mission Hattrick wurde in einem verrückten Finale erfüllt. Schon jetzt kann man sich auf den nächsten Solheim Cup 2024 im US-Bundesstaat Virginia freuen, wenn einmal mehr alles bei null beginnt.
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