DGL 2022
Herrenteams im Norden setzen auf Konstanz
2. Mai 2022 , Stefan Bluemer
Die Nordstaffel der 1. Bundesliga Herren in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf geht mit relativ wenigen Änderungen in die neue Saison. Zum Auftakt werden noch viele der Athleten fehlen, die im US-College-Golf aktiv sind.
2021 war es, wie so häufig zuvor: an den Spieltagen knallten die Teams im Süden tiefe und tiefste Scores auf die Plätze und waren alleine anhand der beeindruckenden Zahlen im Final Four mal wieder die gefühlten Favoriten.
Wie so häufig, so auch 2021, waren die Kräfteverhältnisse beim Final Four dann aber tatsächlich anders verteilt. Hamburg schaltete Mannheim-Viernheim aus und Hubbelrath sorgte dafür, dass der ehedem so erfolgsverwöhnt GC St. Leon-Rot weiter auf den ersten Titel seit Einführung der DGL warten muss.
GC Hubbelrath
Der GC Hubbelrath geht als Titelverteidiger in die Saison. Keine Mannschaft hat sich im Final Four öfter durchgesetzt und damit ganz besondere Qualitäten in den Momenten bewiesen, wenn es wirklich darauf ankommt, seine besten Leistungen abzurufen.
Insofern muss die Mannschaft von Meistertrainer Roland Becker immer zum Kreise der engsten Favoriten gezählt werden, zumal sich die Mannschaft aus dem Düsseldorfer Osten auch noch verstärken konnte. Abgänge gab es vor dieser Saison keine, dafür kommt aus Bonn mit Julius Lange ein weiterer Jugend-Nationalspieler nach Hubbelrath.
Roland Becker wird ohnehin auch immer wieder den nachrückenden Athleten eine Chance geben, sich in der 1. Bundesliga zu bewähren. Kandidaten für Spielanteile sind unter anderem Fredrick Flick und Enno Schwabe, die beide Ende April schon daran beteiligt waren, dass der GC Hubbelrath seiner Favoritenrolle bei den NRW-Mannschaftsmeisterschaften gerecht wurde. Der amtierende Deutsche Meister sicherte sich bei der 44. Auflage seinen bereits 26. Landestitel.
Zur Vorbereitung wurde den ganzen Winter über in Düsseldorf trainiert und zur Abrundung der Form Mitte April eine Woche unter der Sonne Spaniens auf Costa Ballena der Feinschliff geholt.
Mit Nicolai von Dellingshausen und Max Kieffer sind zwei gestandene Tour-Profis für Hubbelrath spielberechtigt, aber ob sich deren Kalender auf der DP World Tour mit einem Einsatz in der Deutschen Golf Liga koordinieren lässt, wird sich jeweils erst kurzfristig zeigen.
Hamburger GC
Der Hamburger GC hatte im letzten Herbst im Finale dem GC Hubbelrath den Vortritt lassen müssen, aber ansonsten eine große Leistung gezeigt. Ähnliches ist den Hanseaten auch in diesem Jahr zuzutrauen, denn auch in Falkenstein sind keine Abgänge zu vermelden.
Christian Niemietz, Kapitän des Deutschen Rekordmeisters, sieht darin eine besondere Stärke seines Teams: „Bei uns gibt es nicht viele Neuigkeiten, was aber auch gut ist, da uns Kontinuität immer wichtig ist.“
Der Kader der Vorsaison bleibt komplett erhalten, wobei Sebastian Sliwka ins Profi-Lager gewechselt ist, aber je nach seinem Turnierkalender dem Team dennoch zur Verfügung stehen wird.
Mit Nationalspieler Tiger Christensen hat ein Leistungsträger sein Studium am College in den USA aufgenommen.
Einziger Neuzugang des HGC Falkenstein ist Max Filitz, der aus beruflichen Gründen zurück in Hamburg ist und aus Leon Rot kommt. Ansonsten werden einige Jugendliche an die Mannschaft herangeführt-
Zum Abschluss der Wintervorbereitung waren die Hamburger Anfang April im Trainingslager in Belek. In der Türkei, so Niemietz, habe sich die Mannschaft wieder gut zusammengefunden, auch wenn die fünf College-Studenten nicht dabei sein konnten. „Wir gehen soweit gut vorbereitet in die Saison. Wir freuen uns, mit Hannover mal wieder einen „Nord Club“ mit in der Liga zu haben und besonders, dass wir nach zwei ausgefallenen Jahren die Saison mal wieder mit einem Heimspiel beginnen können“, strahlt der Kapitän Zuversicht aus.
GC Hösel
Beim GC Hösel ist ein neuer Coach an Bord. Wobei neu nur seine Funktion ist, nachdem Christian Niesing während des Lockdowns 2021 viel Zeit hatte, nachzudenken: „Eine Mannschaft zu führen, ist mit sehr viel Aufwand verbunden. Meine berufliche und private Jahresplanung war durch die Mannschaft bestimmt. Das wollte ich ändern. Da ich jetzt spontaner leben kann, war es für mich die richtige Entscheidung und ich freue mich, dass mein Nachfolger mit vollem Einsatz und Freude seinen Job macht.“
Die Mannschaft wird nun von David Hahn geführt, der schon seit 2010 beim GC Hösel ist. „Das Team kenne ich dementsprechend schon länger. Da ich in Hösel von Beginn an die Jungen in der Jugend betreue, kenne ich vor allem unsere jüngeren Spieler schon sehr lange“, betont der Coach, dessen bisherige Stationen alle mit Christian Niesing in Verbindung standen. Im benachbarten GC Grevenmühle hat David Hahn seine Ausbildung bei seinem Amtsvorgänger absolviert und beide sind auch gemeinsam nach Hösel gewechselt.
„Dass ich die Herren irgendwann übernehmen würde, war schon geplant, aber jetzt ging es doch etwas schneller als gedacht“, war dieser Schritt nur wegen des Zeitpunkts überraschend.
Für die neue Saison hat sich auch im Team des GC Hösel einiges getan. Julian Hausweiler und Christopher Huvermann gehören nicht mehr zum Kader.
Prominent ist der Neuzugang: Nationalspieler Laurenz Schiergen kommt vom GCC Velderhof und ist mit Sicherheit eine hochkarätige Verstärkung.
Da auch Hösel damit rechnet, dass am ersten, vielleicht sogar auch noch am zweiten Spieltag einige College-Spieler noch in den USA sein werden, wurde der Kader verbreitert. So wird vor allem dem Nachwuchs aus der eigenen Jugend auch eine Chance gegeben, Bundesliga-Luft zu schnuppern. Konstantin Stamm, Julian Kießling, Alex Hörner und Fynn Wacker sind Höseler Eigengewächse, während Clemens Decker den Weg von der Hummelbachaue nach Hösel gefunden hat.
Jannik de Bruyn ist als Profi weiter im Kader. An welchen Spieltagen er dabei sein wird, hängt allerdings von den Terminen der Touren ab, auf denen der Sportsoldat Turniere bestreitet.
Der milde Winter wurde in Hösel genutzt, indem innerhalb des Teams Wettkämpfe auf den Plätzen der 36-Loch-Anlage am Südrand des Ruhrgebiets stattfanden. Viel Wert wurde auf kurzes und langes Spiel gelegt, zudem war ein Großteil der Mannschaft für eine Woche in Belek, um sich im Trainingslager intensiv auf die Saison einzustimmen.
Zum Saisonziel gibt sich David Hahn zurückhaltend optimistisch: „Wir schauen von Spieltag zu Spieltag, bereiten uns bestmöglich vor und gucken dann, wofür es reicht.“
GLC Berlin-Wannsee
Felix Katzy geht in sein zweites Jahr als Trainer und Kapitän der Herren vom Wannsee. Unterstützt wird Katzy von dem inzwischen als Routinier zu bezeichnenden Profi Philipp Mejow, der trotz seiner Ambitionen auf den Touren voraussichtlich an den meisten Spieltagen beim Team aus der Bundeshauptstadt sein wird.
In der Saisonvorbereitung wurde vor allem individuell an der Performance gearbeitet. Nils Dobrunz und Max Wojciechowski sind im US-College-Golf unterwegs. Hannes Hilburger und Maik Süssbier sind regelmäßige Gäste der Pro Golf Tour. Dazu kommen noch Trainingswochenenden, die die Mannschaft gemeinsam intensiv genutzt hat.
Nicht ohne eine Portion berechtigten Stolz verweist Miriam Hiller, Sportdirektorin des GLC Berlin-Wannsee auf eine Besonderheit, die Berlin schon immer ausgezeichnet hat: „Unsere Neuzugänge kommen erneut aus unserer Nachwuchsarbeit!! Zum letzten Spieltag letztes Jahr haben gleich drei Jungs erstmalig in der Bundesliga aufgeteet: Morris Schiefner, Maik Süssbier und Finn Quade.“ Weitere Nachwuchsspieler, so Hiller, seien mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga unterwegs.
GC Hannover
Nachdem in der Landeshauptstadt von Niedersachsen der Leistungssport lange in einem Dornröschenschlaf gelegen hatte, konnte der GC Hannover in der Relegation gegen Dortmund den Aufstieg in die 1. Bundesliga Nord feiern und ist damit seit den 70er Jahren erstmals wieder erstklassig.
Alexander Schmitt, der 2013 als sportlicher Leiter und Trainer der Herrenmannschaft das Ruder an der Leine übernommen hatte, führte die Mannschaft aus der Oberliga bis in die 1. Bundesliga.
Die Premiere in der Beletage der Deutschen Golf Liga wird der Coach mit einem faktisch unveränderten Kader angehen, denn der einzige Neuzugang ist zwar prominent, wird aber aufgrund einer Verletzung auf unbestimmte Zeit ausfallen. Albert Hoxhaj kommt aus Niedersachsen und ist nach einem Gastspiel beim GC St. Leon-Rot wieder zurück.
Die Aufstiegsmannschaft ist komplett zusammen geblieben und so ist Alex Schmitt zuversichtlich: „Ich hatte große Hoffnungen auf Albert Hoxhaj gesetzt, weil er sich seit dem Herbst hier bei uns auch sehr gut entwickelt hat, aber nun müssen wir unsere Kräfte bündeln. Wir haben einen kleinen Kader und ich hoffe, dass ansonsten alle Spieler fit bleiben.“
Der Aufsteiger hat als einziges Team keinen Profi in seinen Reihen. Den letzten Schliff in der Vorbereitung hat sich das Team aber unter der Sonne Spaniens geholt.