Woods ist zurück – und unter Par

Tiger Woods meldet sich zurück auf der großen Bühne und bleibt beim Comeback unter Par. Trotz bescheidenem Einschlagen.

Es dauerte bis Loch 16, ehe Tiger Woods während seiner ersten Runde beim Masters Tournament 2022 zum ersten Mal die Faust ballte. Sein Putt aus gut sechs Metern fand den Weg ins Loch. Die logische Folge: Intensiver Jubel bei den Patrons auf dem spektakulären Par 3 mit dem Teich auf der linken Seite. Nicht zum ersten Mal in der Laufbahn des fünfmaligen Masters-Gewinner lieferte er den Zuschauern dort Grund zur Ekstase. Stichwort: Chip-In 2005. Wohl einer der spektakulärsten Momente der jüngeren Golf-Geschichte.

Woods, 46, ist 17 Jahre später nicht mehr der sportlich dominierende Superstar. Sondern versucht nach dutzenden Operationen und einem schweren Autounfall im vergangenen Jahr mal wieder einen Schwung zu finden, den sein Körper gut verkraftet. Die einstige Nummer eins muss sich zum wiederholten Mal neu erfinden. Lange war unklar, ob ihm dies nochmals gelingen kann. Noch muss man vorsichtig sein mit vorschnellen Bewertungen, aber es scheint, als wäre es ihm im Vorfeld seines ersten Starts bei einem offiziellen Turnier seit November 2020 erneut gelungen. 

Woods liegt unter den besten Zehn 

Um sein Spiel mache er sich weniger Sorgen, erklärte er im Vorfeld. Respekt hat er mehr vor den Wegen zwischen den Schlägen, den vielen Hügeln und Schrägen auf dem Gelände des Augusta Nationals. Er sei gespannt, wie sein beim Unfall schwer verletztes Bein die Belastung eines Major-Turniers verkraftet. Dazu hatte er sich extra noch passendes Schuhwerk besorgt. 

Woods schraubte sein Tagesergebnis mit dem Birdie auf der 16 wieder unter Par. Sein Spiel wirkte dabei stabil, was nach einer derart langen Wettkampfpause alles andere als selbstverständlich ist. Zwei Birdies, zwei Bogeys und elf Pars standen vor dem 16. Loch auf der Karte. Das Birdie und zwei weitere Pars sorgten am Ende für ein Tagesergebnis von 71 Schlägen und Position zehn auf dem Leaderboard. Nur vier Schläge hinter dem Führenden Sungjae Im.

„Werde in meine eigene kleine Welt eintauchen…“

„Klar, merke ich die Belastung“, erklärte Woods nach der der Runde. „Aber ich hatte es dem Team schon die ganze Woche gesagt: Wenn das Spiel beginnt, wird es ganz anders sein. Mein Adrenalinspiegel wird ansteigen. Ich werde in meine eigene kleine Welt eintauchen und in den Wettkampfmodus schalten. Wir haben uns durch das Training die nötige Ausdauer geholt.“

Dabei ging Woods auch auf ein eher bescheidenes Aufwärmen auf der Driving Range ein. „Ich habe den Ball furchtbar getroffen“, bemerkte er. „Aber mein Vater hat immer gesagt: ‚Hast du deine Aufgabe beim Aufwärmen erfüllt? Es ist ein Aufwärmtraining. Hast du dich aufgewärmt?‘ ‚Ja, das habe ich.‘ ‚Jetzt geh spielen.‘ Das ist genau das, was ich getan habe.

Die wichtigste Nachricht an diesem Tag war: Er ist zurück. Unter Par. Und liefert wieder diese Tiger-Momente.