Panorama

Die schlechtesten Schläge on Tour


4. März 2022 , Thomas Kirmaier


Golf kann gemein sein: So richtig schlechte Schläge machen hin und wieder sogar die Besten der Welt.
Golf kann gemein sein: So richtig schlechte Schläge machen hin und wieder sogar die Besten der Welt. | © Phil Walter/Getty Images

Jon Rahm lässt beim Arnold Palmer Invitational in Florida einen 20-Zentimeter-Putt zu kurz. Corey Conners toppt die Kugel nur 50 Meter mit dem Holz 3 ins Wasser. Warum soll es Tour-Pros hin und wieder anders gehen als uns? Sie sind eben auch nur Menschen. Oder?

Was war denn da los? Jon Rahm konnte es wohl selbst nicht glauben, was ihm da gerade passiert ist. Der Moment schien jedenfalls wie eingefroren. Was war passiert? Beim Arnold Palmer Invitational in Bay Hill südwestlich von Orlando hatte der Baske auf Bahn sieben, einem 180 Meter langen Par 3, diese Situation, die in amerikanischen Medien gerne mit „Nightmare“, also Albtraum, überschrieben ist. Der Putt zum Par war jedenfalls kürzer als das Lineal eines Grundschülers. Jeder, wirklich jeder hätte selbstredend erwartet, dass Rahm, immerhin Nummer eins der Welt, dieses Tap-in locker aus dem Ärmel schüttelt. Denkste!

Der Spanier ließ den Ball zu kurz. Zu kurz! Ein Putt aus weniger als 20 Zentimetern. Wie geht das denn? Der Mann, der in den vergangenen Monaten und Jahren das Tour-Geschehen dominiert hatte wie kaum ein Zweiter, schießt einen derart mächtigen Bock? Kurios. US-Medien berichteten darüber so: „Rahm vergibt den kürzesten Putt in der PGA-Tour-Geschichte“. Wie kann das sein? Was ist dem Weltranglisten-Ersten da durch den Kopf geschossen? Als der Ball aus knapp 20 Zentimetern eben nicht fiel, schien die Welt für eine Sekunde still zu stehen. Surreal.

Was uns das jetzt sagen soll? Golf-Profis, und selbst die besten der Welt, sind eben auch nur Menschen und keine Roboter, was Rahm, der mit seiner Gattin Kelley in diesem Sommer das zweite Kind erwartet, jetzt irgendwie noch sympathischer macht. Diesen Jungs, die Woche für Woche die tiefsten Scores auf die Karten zaubern, performen, Druck aushalten und Plätze beherrschen wie Einstein die Relativitätstheorie, geht es manchmal wie uns. Beruhigend, oder? Auch sie machen Fehler. Auch sie sind nicht vollkommen perfekt. Und das hat jetzt rein gar nichts mit Schadenfreude zu tun, ehrlich.


Wo wir aber schon dabei sind: In Durchgang eins des Arnold Palmer Invitational gab es einen weiteren dieser Momente, in dem ein Golf-Pro eine Kugel ähnlich nach vorne klopfte, wie der Mid-Handicapper beim Monatsbecher in Castrop-Rauxel: Der Mann heißt Cory Conners, ist Kanadier und hat auf der PGA Tour auch schon mal gewonnen. Er weiß genau, wie gutes Golf geht, war im Vorjahr starker Achter beim Masters in Augusta. Was Conners allerdings diesmal widerfuhr, wird er schnell wieder vergessen wollen. 

Auf Bahn sechs, einem knapp 520 Meter langen Par 5, fand Conners das Fairway vom Tee. So weit so gut. Schlag zwei allerdings erinnerte dann an Castrop-Rauxel – und flog kaum weiter als ein Top-Spin-Long-Line-Passierschlag à la Tennis-Ikone Jimmy Connors. Der Kanadier wollte eigentlich mit dem Holz 3 angreifen und das Wasser überqueren. Er toppte die Kugel aber fürchterlich und der Ball klatschte nach keinen 50 Metern in den Teich. Auch für ihn gilt: Das ist nur allzu menschlich und beweist einmal mehr: Gestandenen Profis geht es hin und wieder auch wie uns. Schön zu wissen.

Derlei Malheurs sind auch schon Tiger Woods und Phil Mickelson passiert. Die ganz Großen haben eben auch das Problem, dass ihre Fauxpas von zahlreichen Kameras eingefangen und aus allen Winkeln beleuchtet werden. So ist das halt, wenn man zu den besten der Welt gehört. Damit muss man Leben. Im Netz fasst die DP World Tour (früher European Tour) ihre miesesten Schläge nach einer Saison in einem kurzen Video zusammen. Und dann gibt es da noch den Clip „Top 5 Worst Golf Shots of all Time“. Wir legen uns fest: Rahms Putt 2022 wird es in die Charts solcher Sammlungen schaffen. Sorry, aber da muss er einfach durch.

Top 5 worst Golfshots