Golf&Natur

Die neuen Stars im Greenkeeping


29. Juli 2021 ,


Nolana Schafe im GLC Bad-Salzuflen (Bild: GLC Bad-Salzuflen)
Nolana Schafe im GLC Bad-Salzuflen (Bild: GLC Bad-Salzuflen)

„Eigentlich putzen die alles weg.“ Christian Büker, Head-Greenkeeper im Golf- und Landclub Bad Salzuflen ist höchst zufrieden mit seiner neuen Hilfstruppe, die aus 43 Schafen besteht. Seit diesem Frühjahr werden sie auf der 18-Löcher-Anlage in Nordrhein-Westfalen eingesetzt, um ein zirka sechs Hektar großes Areal an Extensivfläche zu beweiden.

Die neuen Stars im Greenkeeping - Schafe kommen zur Entbuschung auf Golfanlagen zunehmend zum Einsatz
Der Golf- und Landclub Bad Salzuflen ist kein Einzelfall. Die Nutzung von Schafweiden auf deutschen Golfplätzen liegt seit einigen Jahren voll im Trend und nimmt zunehmend an Fahrt auf. Wo früher eine Schafherde womöglich noch als Öko-Spinnerei abgetan worden sein mag, haben sich die Tiere inzwischen auch auf deutschen Turnier-Anlagen behauptet. Sowohl auf der Anlage der Green Eagle Golf Courses, Schauplatz der Porsche European Open, als auch im GC St. Leon-Rot, Schauplatz der German Boys & Girls Championship weiden die Nutztiere. 

Weniger Mähaufwand und Imagegewinn
Karsten List, im GC St. Leon-Rot hauptverantwortlich für das Thema Golf & Natur, hat wie sein Kollege Büker die Schafe erst seit diesem Jahr auf der Anlage. Auch sein Resümee fällt positiv aus: „Wir sparen uns dadurch das aufwändige Mähen der Roughflächen, und die Schafe kommen bei den Mitgliedern super an. „Bei uns redet jeder über die Schafe“, resümiert auch Clubmanager Markus Löffel vom GC Altötting-Burghausen, wo sich Quasenschafe um einen Hektar Fläche kümmern. „Sie sparen mir zirka 1000 Euro Personalkosten für Mäharbeiten“, resümiert er. „Und für unsere Reputation in der Region ist es großartig.“

Die Argumente für eine Schafbeweidung sind also vielfältig: Einsparung von Arbeitsaufwand beim Mähen, kein Anfall von Schnittgut, Zuwachs bei der Mitgliederzufriedenheit, Imagegewinn in der Region und Steigerung der Artenvielfalt sind die wesentlichsten. „Eine Beweidung und die damit einhergehende Offenhaltung von Flächen ist vielerorts Voraussetzung dafür, dass sich bestimmte Arten ansiedeln und überleben. Sie wiederum fördern die Qualität des Grünlandes,“ stellt zum Beispiel der NABU fest.

Kaum ökonomischer Gewinn
Gegen die Schafhaltung sprechen andere Faktoren: „Ein bißchen mehr Arbeit ist es schon“, stellt etwa Christian Büker fest. Schließlich muss ein Blick auf die Zäune geworfen werden, ab und zu büchst ein Tier aus. Außerdem müssen die Tiere auch zirka alle zwei Wochen auf neue Flächen umgesiedelt werden.

Am Ende aber überwiegen aber für die meisten Golfanlagen, die sich bereits mit dem Thema auseinandersetzen die Pluspunkte: „Wir sind aus ökologischen Gesichtspunkten vom Thema weiterhin mehr als begeistert, auch wenn es ökonomisch keinen Vorteil bringt“, resümiert Alexandra Schöning von Green Eagle Golf Courses. Hier sind immerhin 500 Schafe im Einsatz – und das schon seit 2019.

Im Golf- und Landclub Bad Salzuflen sind die Nolana-Schafe auf jeden Fall der Renner der Saison. „Demnächst gibt es sogar ein Turnier für unsere Schafe, den Nolana-Cup“, erklärt Büker lachend. Damit die Mitglieder noch mehr über die neuen Mitarbeiter im Greenkeeping erfahren.

 

Schafe auf dem Golfplatz: Fragen und Antworten

Wieviel Schafe benötigt man für einen 18-Löcher-Golfplatz?
Das hängt von der Fläche der Hard-Roughs ab, die beweidet werden sollen. Die Herden auf deutschen Golfanlagen reichen von 500 Schafen in Green Eagle bis zu kleineren Herden mit etwa 25 Tieren wie im GC Lauterhofen.

Brauche ich einen Schäfer?
Fast alle Clubs mit Schafen regeln dies über eine Kooperation mit einem Schäfer. In einigen Fällen verlangt dieser keine Gebühr für die Beweidung der Flächen, in anderen schon. Hier variieren die Gebühren. Ein Beispielwert sind 400 Euro pro Monat und pro Hektar. Der Schäfer kümmert sich dann auch um das Umstellen des Zauns, die Versorgung der Schafe und die Umsiedlung auf neue Flächen nach Absprache mit dem Greenkeeping.

Sind die Schafe ganzjährig vor Ort?
Das regeln die Golfanlagen unterschiedlich. Während einige Clubs eine große Schafherde nur kurzfristig für die Mahd der Flächen auf die Anlage holen, sind auf anderen Anlagen die Schafe meist vom Frühjahr bis zum Herbst vor Ort. Im GC Lauterhofen gehören die Schafe seit über 20 Jahren dem Club. Der Head-Greenkeeper, Ex-Landwirt, versorgt sie über den Winter im eigenen Stall. Die Bezahlung übernimmt der Club. Diese Variante empfiehlt Greenkeeper Ernstberger aber nur Kollegen, die wie er Erfahrung mit Nutztieren zum Beispiel aus der Landwirtschaft haben.

Welche Schafrassen sind geeignet?
Derzeit kommen zahlreiche unterschiedliche Schafrassen zum Einsatz, zum Beispiel Nolana, Quasenschafe, Heidschnucken, Bentheimer Landschafe, Coburger Fuchsschafe, Skudden-  oder Kamerunschafe.

Fressen Schafe alles?
Nein, viele Schafe fressen im Grünland keine Brennessel und Disteln. Diese müssen dann normal abgemäht werden. Zum Teil setzen Golfanlagen deshalb dazu wenige Ziegen ein, die dann auch diese Restbestände vertilgen.

Welche Versorgung benötigen die Schafe?
Nahezu alle Schafe müssen geschoren werden (Ausnahme Nolana-Schafe). Dies erfolgt in der Regel durch externe Anbieter. Daneben muss man die Entwurmung und Klauenpflege beachten.

Inwieweit wird Lammfleisch in der Gastronomie genutzt?
Sowohl im GC Lauterhofen als auch in Green Eagles Golf Courses wird das Lammfleisch zum Teil entweder verkauft oder in der Gastronomie genutzt.

Wie mobil sind Schafe?
Tatsächlich sind Schafe relativ flink, wenn sich die Gelegenheit bietet. Fällt der Strom eines Elektrozauns aus, suchen sie sich schnell einen Weg darunter. Generell machen sie Lücken schnell ausfindig und kreuzen dann eben auch mal ein Fairway oder die Driving Range.

Gibt es Zuschüsse für die Beweidung mit Schafen?
Nur, wenn die Golfanlage einen landwirtschaftlichen Betrieb anmeldet, wie es zum Beispiel der GC Lauterhofen getan hat. Dann bekommt man eine Prämie pro Mutterschaf, muss diese aber auch ganzjährig halten.

Wie wird Schafhaltung von den Behörden beurteilt?
Extrem gut, da nicht nur die Landschaftspflegeverbände versuchen, die Schafbeweidung wieder verstärkt zu reaktivieren und dafür Flächen suchen. Deshalb bewerten auch die Unteren Naturschutzbehörden den Einsatz von Schafherden in der Regel sehr positiv.

Kommen Schafherden auch international auf Golfplätzen zum Einsatz?
Ja, auf schottischen Linkskursen gehören sie seit Entstehung des Golfspiels zum normalen Bild. Ein prominentes Beispiel für Schafhaltung ist ansonsten noch der Ryder Cup-Schauplatz dieses Jahres, Whistling Straits in Kohler/Wisconsin. Hier hält man ganzjährig eine Herde Schottischer Blackface Schafe, die für die Entbuschung der Extensivflächen zuständig sind.

 

Links mit ersten Informationen

Schafhaltung in Deutschland

Tierwohl in der Schafhaltung

Schafhaltung kurz und knapp

 

Golfanlage mit Schafbeweidung in Deutschland:

  • GA Kirchheim-Wendlingen
  • Hamburger GC Falkenstein,
  • Golf Resort Wittenbeck,
  • GC Curau,
  • GC Chieming,
  • GC Altötting-Burghausen,
  • GLC Regensburg, GC St. Leon-Rot,
  • GC Lauterhofen,
  • GLC Bad Salzuflen,
  • Green Eagle Golf Courses,
  • Fürstliches GC Bad Waldsee,
  • GC Tuniberg, GC Rhein Wied,
  • GC Heilbronn-Hohenlohe

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Text: Petra Himmel