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150 Tage vor der 150. Open Championship
14. Februar 2022 , Felix Grewe
In genau 150 Tagen kehrt die Open Championship nach St. Andrews zurück. Über das älteste Major-Turnier, den noch älteren Old Course und viele unvergessene Momente.
Es gibt eine Reihe populärer Zitate von Nick Faldo. Wer nach der Runde im Clubhaus mit einem Spruch aus der Lamäng für Heiterkeit sorgen will, dem bietet der Engländer immer wieder beste Inspiration. Über den Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews sagte Faldo einmal: „Wenn dort der Wind weht, gehen sogar die Möwen zu Fuß.“ Er kann es zweifelsohne beurteilen, denn den zweiten seiner drei Open-Championship-Triumphe (1987, 1990, 1992) feierte Faldo auf jenem geschichtsträchtigen Old Course an der schottischen Küste, der als „Home of Golf“ bezeichnet wird, weil hier vor mehr als 600 Jahren angeblich die ersten Bälle geschlagen wurden.
St. Andrews – der Traum jedes Golfers
Noch genau 150 Tage sind es, bis das älteste noch ausgespielte Golfturnier der Welt (endlich) wieder einmal hierher zurückkehrt, in die „Heimat des Golfs“ also – und zwar passenderweise zur 150. Auflage des Turniers. Grundsätzlich wird „The Open“ alle fünf Jahre in St. Andrews gespielt, nirgendwo wurde das Turnier bis heute öfter ausgetragen als auf diesem einzigartigen Kurs, dessen Fairways und Grüns einer Mischung aus Samtteppich und Buckelpiste ähneln. In der Hauptsaison sind hier jeden Tag mehr als 70 Greenkeeper im Einsatz, die jeden Grashalm millimetergenau zu trimmen scheinen – ganz besonders die in den senkrecht aufragenden Wänden der zum Teil mehr als mannshohen Bunker. Einmal über diesen Platz zu marschieren, ist für den Golfer das, was für den Tennisspieler eine Trainingseinheit im All England Club von Wimbledon ist – ein Traum. Allerdings einer, der sich leichter erfüllen lässt als das Bälle schlagen an der Church Road in London, denn für Tee-Times kann man sich in St. Andrews tatsächlich bewerben. Wer am Ende abschlagen darf, wird täglich ausgelost. Die Greenfee-Preise liegen in der Hauptsaison bei rund 320 Euro. Pro Jahr werden auf dem Old Course etwa 40.000 Runden absolviert.
Im Video: 10 unvergessene Momente bei der Open in St. Andrews
Was "The Open" so besonders macht
Gründe für die Besonderheit der Open Championship gibt es viele, nicht nur die lange Historie seit der Premiere des Major-Events 1860 in Prestwick oder die geschichtsträchtige Bedeutung von St. Andrews. „The Open“ trägt ihren Namen nur deshalb und mit Stolz, weil neben Profis jedes Jahr auch Amateure an den Start gehen dürfen, sonst wären es keine offenen Meisterschaften. Das einzige Majorturnier auf europäischem Boden endet verlässlich am dritten Sonntag im Juli – kurz nach dem Afternoon-Tea der Queen am Nachmittag, wenn alles glatt läuft. Wer dann die Claret Jug in seinen Händen hält, die Trophäe für den Sieger, darf sich „Champion Golfer of the Year“ nennen.
Erinnerungen an Watson, Nicklaus, Ballesteros & Co.
Viele Highlights der Open Championship werden wohl nie verblassen. Das nervenaufreibende Duell von Tom Watson und Jack Nicklaus 1977 in Turnberry. Watson siegte in diesem später als „Duel in the Sun“ gefeierten Zweikampf in einem epischen Finish. Der erste von drei Triumphen des unvergessenen Severiano „Seve“ Ballesteros, 1979, als der Spanier auf 72 Bahnen nur neunmal das Fairway traf, in der Schlussrunde an Loch 16 seinen Ball nach einem verkorksten Abschlag von einem Parkplatz schlagen musste und doch noch das Birdie rettete. Der emotionale Sieg von Tiger Woods 2006, zwei Monate nach dem Tod seines Vaters Earl. Miguel Ángel Jiménez und sein Trickschlag 2010 an Bahn 17, als er den Ball gegen die Mauer am „Road Hole“ schlagen musste und ihn so tatsächlich aufs Grün beförderte. Oder der Traumlauf von Henrik Stenson 2016, erster schwedischer Majorsieger überhaupt, der in einer fantastischen Schlussrunde Phil Mickelson bezwang, in einem Zweikampf, der in Anlehnung an Nicklaus‘ und Watsons Krimi als „Duel of the Sons“ in die Geschichte einging.
Morikawas Traumlauf 2021
Vor einem Jahr, im Royal St. George Golf Club in der Grafschaft Kent, hieß der Sieger Collin Morikawa – es war die Open-Premiere des 24-jährigen Amerikaners. „Er hat so viel Qualität, ich glaube nicht, dass dies ein Strohfeuer ist“, adelte ihn damals Faldo. Wenn Morikawa in diesem Jahr, in genau 150 Tagen, mit dem Wind und den vielen Pot-Bunkern in St. Andrews zurechtkommen sollte, könnte er den nächsten Coup laden...