Vorbereitung
So trainiert Tiger Woods – seine Tipps im Video
15. Dezember 2021 , Felix Grewe
Tiger Woods erklärt im Video, wie er sich auf Wettkämpfe vorbereitet und welche Bedeutung das Training für ihn hat.
Es gibt ein bekanntes Zitat von Benjamin Franklin, das den meisten Spitzensportlern geläufig sein dürfte. Es lautet: „Failing to prepare is preparing to fail“, übersetzt also: „Wer sich nicht vorbereitet, bereitet sich auf das Scheitern vor.“ Viele Freizeitsportler mögen diese Erkenntnis für eine überflüssige Binsenweisheit halten, was jedoch grotesk ist, denn die erfolgreichsten Athleten aller Disziplinen eint, dass sie ihrem Training in der Vorbereitung auf einen Wettkampf stets die höchste Priorität einräumen. Angetrieben davon, sich jeden Tag zu verbessern, weiter zu wachsen, aus ihrer besten Version eine noch bessere zu kreieren. Grenzen immer ein Stückchen weiter zu verschieben. Weil Stillstand für sie Rückschritt bedeutet, weil sie detailverliebt sind, manche nennen es vielleicht besessen, irgendwie aber auch positiv verrückt. Weil sie Freude an dem haben, was sie machen. Und weil sie ihren Erfolg nicht dem Zufall überlassen wollen.
Training als Grundlage für das Selbstvertrauen
Tiger Woods ist so einer, was keineswegs verwundert. In einem Interview mit Golf Digest verriet der 15-malige Major-Champion nach seinem letzten großen Coup, dem Triumph in Augusta 2019, mit welcher Akribie er sich seit Jahrzehnten auf die wichtigsten Tour-Events vorbereite – und warum ausgerechnet sein Training die Grundlage für seinen Glauben an die eigene Stärke sei. „Ich ziehe mein Selbstvertrauen aus meinen Trainings-Sessions“, berichtet er und spricht über das für ihn so wichtige Gefühl der Gewissheit, sich perfekt vorbereitet zu haben. „Wenn ich rausgehe, dann weiß ich, dass ich es kann, weil ich es am Tag vorher trainiert habe. Ich habe alle Schläge zig Mal zuhause geübt. Kleine Dinge summieren sich, und ich beachte all diese kleinen Dinge.“
Die große Bedeutung der Vorbereitung
Woods gibt in diesem Video-Interview, das auch auf dem YouTube-Kanal der PGA veröffentlicht wurde und bis heute bereits rund 1,4 Millionen Aufrufe erzielte, seltene und begeisternde Einblicke in sein Denken, Fühlen und Handeln. Auch deshalb dürfte dieser Clip über Jahrzehnte eine Perle im Netz bleiben. Er vermittelt den Eindruck, die lebende Legende Woods tatsächlich ein kleines bisschen besser kennenzulernen, zu verstehen, wie ein Jahrhundertsportler wie er tickt. Der Zuschauer bekommt eine zaghafte Vorstellung davon, welchen Stellenwert das Training im Leben eines Profis einnimmt – automatisch muss er sich hinterfragen, wie es um die eigenen Vorbereitungen auf Clubmeisterschaft oder Monatsbecher bestellt ist und was wohl herauszuholen wäre aus seinem Freizeitsportler-Körper, würde er ihn gewissenhafter und professioneller schleifen.
Tipp von Woods: Auf das Gefühl achten...
Was Woods ebenfalls zu Protokoll gibt: Die Bedeutung des Gefühls beim Schlagen – das so viel wichtiger zu sein scheint, als sich mit technischen Vorgaben zu quälen. Woods erzählt: „Wenn ich an einem Schlag arbeite, fühlt er sich oft nicht exakt so an, wie er aussieht. Wenn sich aber Gefühl und Wirklichkeit überschneiden, dann passieren wunderbare Dinge, dann spiele ich mein bestes Golf.“
In den vergangenen Jahren hat sich die Priorität des Golfsports im Leben des amerikanischen Superstars verändert. „Es gibt wichtigere Dinge als Golf in meinem Leben“, sagt er und meint auch seine zwei Kinder. „Durch sie hat sich meine Trainingsroutine verändert“, berichtet er. „Früher war ich es gewohnt, jeden Tag an allem zu arbeiten. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Ich muss genauer auswählen, worauf ich mich konzentriere.“
Ein hohes Energielevel als Voraussetzung für Siege
Was für Woods heute zählt und künftig, wenn er nach seinem Autounfall zurückkehren wird, umso mehr zählen wird: Die richtigen Prioritäten zu setzen und sich auf die ganz großen Events, die Majors, zu fokussieren. „Es geht für mich darum, Körper, Geist und Seele viermal im Jahr zusammenzubringen“, sagt er. Darauf richtete er bereits in den vergangenen Jahren sein Training aus. „Wichtig ist mein Energielevel. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Tank voll ist, dann finde ich immer einen Weg.“ In Augusta 2019 war sein Tank voll und man traut ihm zu, ein solches Kunststück noch einmal zu wiederholen.
Kleine Details machen den Unterschied aus
Einer, der Woods bestens kennt und im Video ebenfalls wertvolle Einblicke in die Wettkampf-Vorbereitung des Superstars gewährt, ist Rob McNamara, langjähriger Freund, Trainingspartner und einer der wichtigsten Vertrauten von Woods. „Tiger ist ein Typ, der sich den ganzen Tag lang konzentriert, selbst wenn er schläft“, erzählt er. „Sobald er aufwacht, denkt er an Golf, an seine Strategie für den Tag“, so McNamara. „Wenn er eine Tee-Time um 8:20 Uhr hat und wir um 7:30 auf der Range stehen, geht Tiger im Kopf alle Par-3-Bahnen durch. Er führt sich vor Augen: Wo steht die Fahne? In welcher Entfernung? Er spielt alle wichtigen Schläge vorher auf der Range. Sehr intensiv – aber auf eine positive Art und Weise.“ Und weiter: „Tiger achtet bei seiner Vorbereitung auf jedes Detail. Im Turnier will er wissen, dass er sich auf sein Spiel verlassen kann. Er weiß dann, dass er alles aus seiner Vorbereitung herausgeholt hat – und deshalb bereit ist!“
Tigers Tipp für alle Freizeitspieler...
Was Sie als Freizeitspieler aus diesen Erkenntnissen mitnehmen können? Die Bedeutung einer professionellen Vorbereitung, natürlich. Aber auch die Erinnerung daran, dass die besten Sportler jeder Disziplin nur deshalb ganz oben stehen, weil sie auch intensiver und härter trainieren als fast alle anderen. Einen wertvollen Tipp für jeden Golfspieler gibt Woods am Ende des Videos: „Kümmere dich um die kleinen Dinge!“, sagt er und meint damit die Details im Spiel. „Es gibt nicht die schnelle Lösung, den schnellen Weg zum Erfolg, den jeder sucht“, fährt er fort. „Es geht darum, Zeit zu investieren, zu lernen und dabei den Weg zu genießen.“
Tiger Woods über sein Training - das Video