Horst Schubert
Nach mehr als 21 Jahren sagt Horst Schubert Tschüss
10. Dezember 2021 , Thomas Kirmaier
Im Golf- und Country Club Seddiner See geht eine Ära zu Ende: Nach mehr als 21 Jahren scheidet zum Jahreswechsel der Mann aus, der die Anlage in Brandenburg wie kaum ein anderer repräsentiert hat: Horst Schubert freut sich auf seinen Ruhestand, ein bisschen Wehmut sei aber auch dabei, wie er im Gespräch mit uns verrät.
Wie wäre das gewesen, wenn es eine Art Zapfenstreich à la Merkel für Horst Schubert gegeben hätte? Welchen Song hätte man für den 66-jährigen Hanseaten, der inzwischen zum Berliner geworden ist, gewählt? Vielleicht „I did it my way“ von Frank Sinatra? Hätte gepasst, denn mit Horst Schubert verlässt einer der letzten deutschen Golf-Gentleman die Bühne. Einer, der Rückgrat hat, den respektvollen Umgang miteinander pflegt und die Entwicklungen des Sports in der Region und darüber hinaus prägte. Mit Ideenreichtum, Mut, einem hervorragenden Netzwerk und einem stets perfekt sitzenden Krawattenknoten. Wer ist der Mann, der nach so vielen Jahren zu Protokoll gibt: „Es war mir stets eine Ehre, Vorstand der G&CC Seddiner See AG zu sein – und überwiegend hat es auch Spaß gemacht“?
Geboren wird Horst Schubert am 6. Mai 1955 in Hamburg, wo er aufwächst, zur Schule geht, sein Abitur macht, Sport und Geografie auf Lehramt am Gymnasium studiert. Unterrichten wird er später aber nicht, weil er zunächst in der Forschungsarbeit landet. Als sein Brötchengeber, ein Institut für Markt- und Meinungsforschung, eine Tochterfirma für computergestützte Telefoninterviews aufbauen will, schickt sie Schubert mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe nach Berlin. Später wechselt er zum Büroproduktspezialisten Herlitz, wo er für Marketing und Umweltmanagement zuständig ist.
Als Präsident des G&CC Seddiner See gelingt es dem Unternehmer Dr. Klaus Herlitz zusammen mit dem Vereinsvorstand, dass die seit 1994 von der HypoVereinsbank entwickelten, südwestlich von Berlin liegenden Golfanlagen im Dezember 2000 durch die Vereinsmitglieder und Aktionäre gekauft werden konnten. „Klaus Herlitz hat mir den Tipp gegeben, mich für den Posten als kaufmännischer Leiter zu bewerben“, erklärt Horst Schubert. Sein erster Arbeitstag war am 1. Juni 2000, ein Feiertag – Himmelfahrt. Ob das ein Omen war? „Das lassen wir mal dahingestellt“, sagt er schmunzelnd. „Die anfangs hoch defizitäre Eigentümer- und Betreibergesellschaft konnte mit viel Engagement in den folgenden Jahren saniert werden und weist heute eine Eigenkapitalquote von 95 Prozent auf.“
Weltstars des Sports zu Gast
Über die Jahre prägte Horst Schubert die Anlage, entwickelte sie, stieg 2001 zum Geschäftsführer und 2002 zum Vorstand der G&CC Seddiner See AG auf. Interessanterweise ist er selbst gar kein Golfer, sondern Leichtathlet. Als Mittel- und Langstreckenläufer ist er daran gewöhnt, einen langen Atem zu haben. Schubert erinnert sich gerne an prominente Besucher am Seddiner See wie US-Hürdenlauf-Hero Edwin Moses, Tennis-Star Boris Becker oder die Fußball-Legenden Bobby Charlton und Uwe Seeler. Er kann abendfüllende Anekdoten aus seiner Schaffenszeit erzählen. Beispielsweise, wie ein krimineller Hochstapler „seine“ AG hinters Licht führen wollte oder wie ein Clubmitglied nur in Begleitung von Personenschützern des Bundeskriminalamtes seine Golfrunden drehen konnte. In mehr als 20 Jahren erlebt man eben so einiges. In dieser Zeit hat er 43 Mitglieder-/Aktionärsversammlungen vorbereitet, organisiert und durchgeführt. Rekord.
Und jetzt? Was wird passieren mit Horst Schubert, wenn er zum 1. Januar die Geschäfte an Jochen Hornig abgibt, der aus dem Süden, genauer vom Golfpark München-Aschheim, in die Brandenburger Gemeinde Michendorf wechselt, auf deren Flur der G&CC Seddiner See liegt. „Ich werde Jochen Hornig anfangs beratend zur Seite stehen und ihn einarbeiten. Danach? Zu Hause wartet ein Stapel Bücher und vielleicht schwinge ich dann tatsächlich mal den Golfschläger.“ Eine Verbindung an die Wirkungsstätte Golf- und Country Club Seddiner See wird es auch weiterhin geben, denn Horst Schuberts zweite Ehefrau Manuela (aus erster Ehe hat er eine 24-jährige Tochter) arbeitet im Sekretariat der Golfanlage.
Was Horst Schubert immer bleibt, ist seine Vision, sein Traum. Wenn er davon erzählt, wird der sonst so rationale, kühle Hanseate fast romantisch. „Ich träume davon, dass der Golfsport eines Tages auch in Deutschland eine ganz normale Sportart sein wird wie Schwimmen, Turnen, Basketball oder Leichtathletik. Ich träume davon, dass die positiven Umweltauswirkungen der Golfanlagen allerseits anerkannt und vom Staat gefördert werden.“ Er träume davon, dass weniger geredet, sondern mehr gehandelt wird, dass mit mehr Respekt und Höflichkeit miteinander umgegangen wird. Und er träume davon, dass für alle die gleichen Regeln gelten, „nicht nur auf dem Golfplatz“.
So ganz wird Golf-Deutschland auf Horst Schubert nicht verzichten müssen. Und irgendwie schon gar nicht können. Oder wollen. Natürlich möchte sich so ein wohlverdienter Ruheständler nach so vielen Jahren der Gestaltung irgendwann aus der Verantwortung zurückziehen und mehr Zeit für jene Dinge finden, die ihm Spaß machen. „Alles hat seine Zeit“, sagt er. Er, der Hamburger aus Berlin. Stets aufrecht, kompetent, humorvoll - und immer stilvoll gewandet. Durch und durch Gentleman eben – so wie der große Sinatra.
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