LET-Rückblick

Deutsche Team-Erfolge überstrahlen die Saison 2021


2. Dezember 2021 , Daniel Dillenburg


Titel für deutsches Duo: Olivia Cowan (2.v.l.) und Sarina Schmidt (2.v.r.) gewannen 2021 mit ihren Spielpartnern die Aramco Team Series in London. © Tristan Jones/LET
Titel für deutsches Duo: Olivia Cowan (2.v.l.) und Sarina Schmidt (2.v.r.) gewannen 2021 mit ihren Spielpartnern die Aramco Team Series in London. © Tristan Jones/LET

Gleich vier deutsche Damen halten in der LET-Saison 2021 Team-Titel in den Händen. Die beste Deutsche des Jahres ist Olivia Cowan.

2021 war definitiv ein Jahr, an das man sich lange Zeit auf der Ladies European Tour (LET) erinnern wird. Nach einer von der Corona-Pandemie gebeutelten Saison kehrte man mit der höchstdotierten Spielzeit in der LET-Geschichte zurück und bereiste dabei 19 unterschiedliche Länder. Insgesamt wurden bei den 27 Turnieren zwischen Mai und November 19 Millionen Euro ausgeschüttet. Einen großen Anteil an dem neuen Höchstwert hatte die neu eingeführte Aramco Team Series, die mit jeweils einem Team- sowie Einzelevent in Großbritannien, Spanien, den USA und Saudi-Arabien stattfand. Und diese neue Serie war es auch, die einige deutsche Siegerinnen hervorbrachte: Mit Olivia Cowan, Sarina Schmidt und Karolin Lampert feierten gleich drei Deutsche ihren ersten Titelgewinn auf der Ladies European Tour.

Bei der Aramco Team Series in London ging Cowan mit Schmidt, Diksha Dagar sowie einem Amateur in der Teamwertung an den Start. Das Team um die zwei deutschen Athletinnen führte bereits nach zwei Runden und bot sich am Finaltag einen spannenden Titelkampf mit dem Team um Marianne Skarpnord, die sich letztlich in der Einzelwertung durchsetzen konnte. Der nötige Ruck ging durch die Mannschaft, als Cowan aus 73 Metern sensationell zum Eagle einlochte. „Dadurch haben wir an Momentum gewonnen“, so Schmidt über den Traumschlag ihrer Spielpartnerin. „Ich kann es nicht in Worte fassen, wie großartig es ist“, sagte Cowan über ihren ersten Sieg auf der Ladies European Tour. Der Erfolg war auch gleichbedeutend mit den größten Schecks in den jeweiligen Profikarrieren der beiden Deutschen. Knapp 43.000 Euro erhielten die drei Proetten jeweils.

Zweiter Teamerfolg für Deutschland

Ein weiterer Titel für Deutschland: Karolin Lampert (2.v.r.) holte an der Seite von Kapitänin Jessica Korda (l.) die Aramco Team Series in New York. © Tristan Jones/LET

Ein weiterer Titel für Deutschland: Karolin Lampert (2.v.r.) holte an der Seite von Kapitänin Jessica Korda (l.) die Aramco Team Series in New York. © Tristan Jones/LET

Den größten Preisscheck ihrer Karriere erhielt dann auch wenige Monate später Karolin Lampert, die in New York zum Team-Titel stürmte. An der Seite von Jessica Korda und Lina Boqvist musste ein Stechen gegen das Team um Sophia Popov entscheiden. Im Duell der beiden Kapitäninnen Korda und Popov setzte sich schließlich die US-Amerikanerin mit einem Par am zweiten Extra-Loch durch. Das erste Jahr der neuen Aramco Team Series verlief also äußerst erfolgreich aus deutscher Sicht. Im Fall von Schmidt reichte der Teamtitel jedoch nicht aus, um das Race to Costa del Sol (Saisonwertung) unter den Top 60 zu beenden. Den Erhalt der vollen Spielberechtigung auf der LET verpasste der 22-jährige Rookie daher.

Die beste deutsche Spielerin der Saison war Cowan als Gesamt-Fünfte der Order of Merit. Neben ihrem Teamerfolg beendete sie sieben von 19 Einzelevents unter den Top Ten. Besonders nah dran an ihrem ersten Einzeltitel auf der LET war die 25-Jährige bei der Aramco Team Series in Jeddah, wo sie Zweite wurde, nachdem sie auf der 18 ein Doppel-Bogey kassierte. Ein Par hätte zum knappen Sieg vor der Slowenin Pia Babnik ausgereicht. Auch bei der Jabra Ladies Open in Frankreich fehlte nicht viel zum großen Durchbruch. Als geteilte Führende ging Cowan dort in den Finaltag. Drei frühe Bogeys auf den Back Nine warfen die gebürtige Homburgerin jedoch zurück und so wurde sie geteilte Dritte. Trotz des ausbleibenden Einzeltitels konnte Cowan auf ihr bislang bestes Profijahr zurückblicken und belohnt wurde sie mit einem Platz bei der LPGA Q-Series, wo sie als eine von vier Deutschen um die Tourkarte auf der LPGA Tour kämpft.

Harm überzeugt in Rookie-Saison

Starker Saisonstart: Leo Harm wird zum LET-Auftakt Zweite in Südafrika. © Tristan Jones/LET

Starker Saisonstart: Leo Harm wird zum LET-Auftakt Zweite in Südafrika. © Tristan Jones/LET

Neben Cowan schnupperte auch Leonie Harm mehrmals an einem Einzeltitel. Gleich beim ersten Turnier der Saison fehlte nur ein Schlag auf die Siegerin Lee-Anne Pace, die in ihrer Heimat Südafrika den Titel holte. Gut einen Monat später beendete die Stuttgarterin die Czech Ladies Open zwei Zähler hinter der Siegerin Atthaya Thitikul. Noch höher als die beiden Top-Fünf-Ergebnisse war aber ihre Vorstellung bei der Women’s British Open einzuordnen: Dort wurde Harm geteilte Siebte und feierte damit die beste Major-Woche ihrer noch jungen Profikarriere. Die drei genannten Top-Resultate gaben letztlich auch den Ausschlag, dass die 24-Jährige die „Rookie of the Year“-Wertung auf dem siebten und das Race to Costa del Sol auf dem 20. Rang beendete. Harm war damit zweitbeste Deutsche der Saison.

Als drittbeste Deutsche überquerte Lampert die Ziellinie. Neben ihrem Sieg in der Teamkonkurrenz erreichte die gebürtige Sandhausenerin zwei Top-Drei-Finishes und damit sammelte sie ausreichend Punkte, um das Race to Costa del Sol ein drittes Mal in ihrer Karriere unter den Top 25 abzuschließen. Die beste Deutsche der Saison 2020 erlebte dagegen ein bitteres Jahr: Nachdem Laura Fünfstück das Corona-Jahr noch als Zehnte der Gesamtwertung abgeschlossen hatte, musste sie in dieser Saison nach zehn gespielten Events verletzungsbedingt kürzertreten. Demnach machten ihr seit Jahresbeginn Rückenbeschwerden zu schaffen und nach langer Überlegung sowie der Besprechung mit einem Arzt entschied sich Fünfstück zu dem schwierigen Schritt, die Saison frühzeitig zu beenden. Wann die 26-Jährige vom Golfclub Neuhof ihr Comeback geben wird, steht noch nicht fest.

Junge Gesamtsiegerin

Die überragende Spielerin des Jahres: Die Thailänderin Atthaya Thitikul gewann die Gesamtwertung, wurde Rookie und Player of the Year. © Tristan Jones/LET

Die überragende Spielerin des Jahres: Die Thailänderin Atthaya Thitikul gewann die Gesamtwertung, wurde Rookie und Player of the Year. © Tristan Jones/LET

Die überragende Spielerin der Saison 2021 war die Thailänderin Atthaya Thitikul, die nicht nur Rookie of the Year wurde, sondern auch die Gesamtwertung souverän gewann. Dieser Doppelerfolg gelang vor ihr nur drei anderen Spielerinnen – unter anderem auch Esther Henseleit 2019. Thitikul feierte in ihrer Rookie-Saison zwei Turniersiege und beendete nur drei Einzelturniere außerhalb der Top-Sechs. Die 18-Jährige löste zudem Charley Hull als jüngste Siegerin der LET Order of Merit ab. In der Weltrangliste verbesserte sich Thitikul in der vergangenen Saison um knapp 300 Plätze auf Rang 22. Genauso wie Cowan peilt auch sie nun den Sprung auf die LPGA Tour an und nimmt an der Q-Series teil.

Die beiden Major-Events des Jahres wurden von Allison Lee (Evian Championship) und Anna Nordqvist (Women’s British Open) gewonnen. Die Schwedin Nordqvist war wenige Wochen später auch Teil des europäischen Teams beim Solheim Cup im Inverness Club in Ohio. Hier konnte Europa zum zweiten Mal in der Geschichte des Kontinentalvergleichs auf US-amerikanischem Boden Team USA bezwingen. Für Popov, die ihr Solheim-Cup-Debüt gab, ging in der Woche ein Traum in Erfüllung. „Ich wollte schon immer ein Teil dieses Teams sein“, so die Major-Siegerin aus 2020. Popov reckte in der vergangenen Saison also als vierte deutsche Spielerin einen Teamtitel in die Höhe.