Wunderkind aus Bayern: Kleiner Star mit großen Zielen

Lena Geier schaffte etwas, das nicht einmal Tiger Woods oder Rory McIlroy gelang – sie schraubte ihr Handicap kurz nach ihrem 12. Geburtstag auf 0,0.

Wunderkinder im Golf hat es schon so einige gegeben. Was ist das überhaupt – ein Wunderkind? Mit dem Begriff sollte vorsichtig umgegangen werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Wort dann doch vor allem in den Medien inflationär gebraucht wird. Viele, die in den Schlagzeilen schon als „Wunderkind“ bezeichnet wurden, kamen irgendwie dann doch nicht ganz groß raus. Natürlich gibt es da aber auch Ausnahmen: Rory McIlroy zum Beispiel. Der Nordire schlug den Ball als Zweijähriger schon 40 Meter weit, avancierte zum besten Amateurgolfer der Welt, tauchte kurz nach seinem 16. Geburtstag erstmals auf der European Tour auf, gewann mit 22 Jahren sein erstes Major und kletterte auf Platz eins in der Weltrangliste. Im zarten Alter von 13 Jahren hatte McIlroy übrigens Handicap 0,0 erreicht.

0,0 mit 12 Jahren – niemand hat das je früher geschafft

Dass es auch früher geht, beweist Lena Geier. Die junge Dame aus dem Örtchen Ringelai im Bayerischen Wald schraubte ihre Spielvorgabe kurz nach ihrem zwölften Geburtstag im Sommer 2021 auf 0,0. Niemand hatte das je früher geschafft. Natürlich ist das nur eine Zahl. Die Erfolge der Gymnasiastin, die im Golf Resort Bad Griesbach bei Denis Prössel trainiert, sind dagegen noch beeindruckender.

Im Golfpark Rothenburg-Schönbronn in Mittelfranken wurde sie Bayerische Meisterin bei den Mädchen bis 12 Jahre – und das mit sage und schreibe 33 Schlägen Vorsprung. Außerdem triumphierte sie bei den Mädchen bis 14 Jahre mit sieben Schlägen Vorsprung – trotz extremer Wetterbedingungen mit starkem Wind. „Ich bin sehr glücklich, dass ich mich in diesem Jahr auch bei den älteren Mädchen durchsetzen konnte“, sagte Lena nach dem Turnier. In den Ranglisten gehört die Schülerin aus dem Bayerischen Wald zur europäischen Spitze.

Hattrick bei den Süddeutschen Meisterschaften

Mit einem Handicap von 4,5 war sie in die Saison 2021 gestartet. Im Sommer stand die gerade einmal 12-Jährige bei 0,0. „Das war eine geniale Saison, die Lena gespielt hat“, sagte Papa Christian Geier. Bei der Süddeutschen Meisterschaft im GC Waldegg-Wiggensbach im Allgäu machte die ehrgeizige Sportlerin den Doppel-Hattrick perfekt: Nach einer Even-Par-Runde am ersten Tag sowie einem Score von zwei unter Par am zweiten Tag siegte Lena Geier mit einem deutlichen Abstand von 18 Schlägen auf die Konkurrenz. Am Ende hatte Lena sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungs das beste Ergebnis. Damit holte sie sich nicht nur 2021 den Titel, sondern war sogar das dritte Jahr in Folge Süddeutsche Meisterin.

Internationale Tour im Blick

Für das Jahr 2022 erhofft sich Lena Geier wieder ein gutes Ergebnis bei der Bayerischen Meisterschaft und dass sie bei der Deutschen Meisterschaft vorne mitspielt. Zudem würde sich Lena gerne wieder international messen. Vor zwei Jahren war sie in Schottland bei den European Championships, die sie auch gewonnen hat. „Das wäre natürlich wieder toll, da mitzuspielen und zu sehen, wo ich im internationalen Vergleich stehe“, sagt das Ausnahmetalent aus Bayern.

Sie hat ihr Handicap noch vor ihren Teenager-Jahren auf 0,0 geschraubt. Das haben weder Tiger Woods noch Rory McIlroy oder Martin Kaymer geschafft. Europameisterin Paula Schulz-Hanßen aus St. Leon-Rot hatte mit 15 Spielvorgabe 0,0 in der Kartei. Wunderkind? Ausnahmetalent? Wie nennt man Lena Geier nun? Vielleicht ist sie einfach nur ein Mädchen, das für sein Alter ungewöhnlich gut Golf spielt und einen großen Traum hat: Turniere auf der Tour gewinnen. Was sonst?