Putt-Special
Die besten Profi-Tipps zum Putten – so klappt's auf dem Grün!
1. Juli 2024 , Sebastian Burow
Drills und Lesetechniken von Golflegenden wie Bernhard Langer, Gary Player oder Phil Mickelson, um Grüns verlässlicher einschätzen zu können und Putts besser zu lochen.
40 Prozent aller Schläge auf einer Runde sind Putts. Wer besser werden möchte, sollte sich also unbedingt mit den ganz kurzen Schlägen befassen. Denn das Putten ist der Teil des Spiels, von dem es abhängt, ob Sie einen Vorteil im Wettbewerb haben. Und wenn es darum geht, den Ball auf dem Grün möglichst schnell ins Loch zu bekommen, machen Amateure wie auch Profis niemals endende Doktorarbeiten daraus.
„Gute Nerven und Vertrauen machen einen guten Putter aus", sagt Golflegende Gary Player, der mit seinen Mitte 80 kaum mehr Putts pro Runde benötigt als die besten Spieler auf den großen Touren." Schauen Sie sich auf jedem Grün immer zuallererst die Lochkanten an und achten Sie auf eine beherzte Ballgeschwindigkeit", fügt der neunmalige Major-Sieger aus Südafrika an und weist darauf hin, dass man sich von Youngsters sehr gut abschauen kann, wie sie mutig und ohne zu zögern jedes Loch attackieren.
Gut zu wissen (apropos Doktorarbeit): Ideal dosiert ist ein Ball, der am Loch noch eine Geschwindigkeit hat, die ihn bis rund 30 Zentimeter über das Loch hinauslaufen lassen würde. Ein Ball, der so schnell rollt, dass er 1,20 Meter über das Loch hinauslaufen würde, verengt den Eintrittskorridor ins Loch auf 2,5 Zentimeter. Aus der Distanz von einem Meter lochen die weltbesten Spieler 97 Prozent aller Putts, bei zwei Metern verringert sich dieser Anteil schon drastisch auf 55 Prozent und aus vier Metern gelingt es ihnen nur noch, 22 Prozent ihrer Putts einzulochen.
Die deutsche Golflegende Bernhard Langer rät: „Rollen Sie auf Übungsgrüns öfter Bälle mit der Hand. Dadurch bekommen Sie mehr Gefühl für die ideale Linie und das Gefälle." Es gibt aber noch ein paar weitere Anhaltspunkte, wie Sie sich im Lesen der Grüns verbessern und das Gefühl für Break und Roll verfeinern können.
Wer lesen kann ist klar im Vorteil
- „Achten Sie darauf, ob Sie mit oder gegen den 'Grain', also die Graswuchsrichtung, putten", sagt Kurzspiel-Magier Phil Mickelson. Mit wird der Ball mehr Break annehmen als gegen.
- „Vergessen Sie das Loch", lautet die oberste Prämisse von Tour-Legende Miguel Angel Jiménez. „Wir wissen doch alle, wie weit es weg ist und haben automatisch die richtige Geschwindigkeit. Es geht dann nur um die Linie. Also bestimmen wir diese und spielen dann über einen Punkt auf ihr, der nahe beim Ball ist."
- Der achtmalige Gewinner der European-Tour-Saisonwertung Colin Montgomerie rät, 100 Putts in Folge aus unter einem Meter zu lochen – jeden Tag. Geht einer daneben, müssen Sie von Neuem beginnen. Nach eigenen Worten ist das das ganze Geheimnis seines Erfolgs auf den kurzgemähten Rasenflächen.
- „Seien Sie stolz auf Ihre Putt-Technik", fordert die zehnmalige Major-Siegerin Annika Sörenstam auf.
- Gary Players Pre-Putt-Routine: Stellen Sie sich zum Probeschwung hin, schauen Sie erst zum Ziel und dann zum Ball. Dann schauen Sie wieder zum Ziel und machen mit Blick auf dem Loch Probeschwünge, wobei Sie sich den bevorstehenden Putt vorstellen und antizipieren, wie stark Sie ihn spielen wollen. Nun sprechen Sie den Ball ohne Zeit zu verlieren an, schauen noch einmal kurz zum Loch, wieder zurück zum Ball und putten ihn dann mit vollem Vertrauen auf Ihr Gefühl.
- AimPoint-Instructor Rolf Kinkel rät, ein Zwischenziel auf der Ziellinie und ihrer Verlängerung anzupeilen. Das kann nahe beim Ball (30 cm), auf Höhe des Lochs (Zielpunkt) oder gar ein Baum hinter dem Grün sein, wobei bei Letzterem das Drehen des Kopfs das Zielen erschweren kann. „Schauen Sie unmittelbar vor dem Putt nur noch zum Zwischenziel und/oder Zielpunkt und nicht mehr zum Loch."
- Mental-Experte Walter Rotter sagt: „Sie treffen den Ball dann am besten und lochen ihn am häufigsten ein, wenn Sie nur an Ihr Ziel denken. Je kleiner Ihr Ziel ist, desto besser arbeiten Körper und Geist zusammen, um genau dorthin den Ball rollen zu lassen."
- „Die Umgebung eines Grüns ist entscheidend für die Geschwindigkeit", sagt PGA-Pro Christian Neumaier. Merkmale für schnelle Grüns sind: helle Oberfläche, exponierte Lage mit Wind und Sonne, hohe Temperaturen sowie die Tageszeit, da sie meist in der Frühe geschnitten werden. Merkmale eher langsamer Grüns: dunkles Gras, viel Schatten, Nässe und die Tageszeit – Gras wächst am Nachmittag.
- Stefan Quirmbach, 5-Sterne-Professional der PGA of Europe und langjähriger Präsident der PGA of Germany, sagt: „Es macht viel mehr Sinn, lange Putts zu trainieren. Für lange Putts sollten Sie üben, den Ball immer mittig zu treffen." Und für kurze Putts sollten Sie seiner Meinung nach ein paar Anpassungen vornehmen: „Stellen Sie den Putter deutlich steiler, greifen Sie mit den Händen kürzer, drehen Sie die Hände nach außen und erhöhen Sie den Griffdruck der linken Hand, damit dann im Pendeln die linke Hand verhindert, dass sich der Putterkopf verdreht."
Übungsvorschläge von unserer Seite
- Circle-Putting: Stecken Sie acht Tees im Kreis um ein Loch mit Break und Putten Sie nacheinander je einen Ball von jeder Position – Sie lernen das Gefälle und Rollverhalten des Balls ganz neu kennen.
- Nord-Ost-Süd-West-Prinzip: Stecken Sie vier Mal fünf Tees im Abstand von etwa 50 cm in alle Himmelsrichtungen auf vier Linien um das Loch herum. Spielen Sie je einen Ball vom kürzesten Tee jeder Linie und arbeiten Sie sich so nach außen zu den längsten Putts vor – jeder gelochte Putt gibt einen Punkt und Sie wollen die volle Punktzahl erreichen.