Start-Ziel-Siege für Witt und Schmidt


13. September 2020 ,


Die neuen Deutschen Meister in der AK 18: Sophie Witt aus dem GC Hubbelrath und Thomas Schmidt aus dem GC Bergisch Land.
Die neuen Deutschen Meister in der AK 18: Sophie Witt aus dem GC Hubbelrath und Thomas Schmidt aus dem GC Bergisch Land. | © (Foto: DGV/Kirmaier)

Die neuen Deutschen Meister der AK 18 stehen fest: Sophie Witt (Hubbelrath) und Thomas Schmidt (Bergisch Land) feiern im Waldsee Golf-Resort jeweils Start-Ziel-Siege. Während Witt cool und nervenstark wenig anbrennen lässt, kommt es bei den Jungen zu einem dramatischen Finale auf Bahn 18.

Es gibt so Tage, da gelingt dir eigentlich nicht viel, aber am Ende, im entscheidenden Moment, da haust du einen raus. Da gelingt dir der ganz große Coup, mit dem eigentlich keiner mehr rechnet. Thomas Schmidt weiß genau, wie das geht. "Ich bin echt richtig fertig. Das muss ich alles erst verdauen. Wahnsinn!" Noch nie hat Schmidt einen Cut bei einer Nachwuchs-DM geschafft, jetzt ist er der neue Deutsche Meister der AK 18. Und die Geschichte, wie es für den Athleten aus dem GC Bergisch Land dazu kam, ist fast schon Stoff für eine Verfilmung.

Schmidt war als Führender in den Finaltag der DM AK 18 gegangen. Aber gleich zu Beginn eines herrlichen Tages im Waldsee Golf-Resort im oberschwäbischen Landkreis Ravensburg leistete er sich ein paar Fehlerchen, die seinen Verfolgern die Tür öffneten. "Da ist mir nicht wirklich viel gelungen", so Schmidt. Vor allem Linus Lang (GC Bad Wörishofen) und Yannick Malik (Münchener GC) holten Schlag um Schlag auf, bis Schmidts Führung schließlich dahin war.

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Beeindruckend: Vor allem der Bayer Lang drückte aufs Tempo. Mit sechs Birdies auf den ersten zehn Löchern rückte er der Spitze gefährlich auf den Pelz. Nach seinem Triple-Bogey auf der 17 war er aber raus aus dem Rennen um die Medaillen. Und der Münchner Malik? Er übernahm das Kommando und ging mit einem Schlag Vorsprung auf Schmidt auf die 18. Bahn, wo das Drama seinen Lauf nahm.

Malik ließ seinen Abschlag etwas zu lang. Der Ball lag auf einem Gullydeckel. Und während der Münchener mit den Referees beschäftigt war und seine Kugel um eine Schlägerlänge besser legen durfte, lauerte Schmidt auf seine Chance. "Ich wusste, das ist mein Moment. Bis dahin ist mir nichts gelungen. Da hab ich mir gedacht, dass es jetzt soweit sein sollte." Aus gut zehn Metern lochte er seinen Putt, ballte die Faust und setzte sich im Endspurt mit Birdie gegen Maliks Bogey doch noch durch. Schmidt kam trotz eines gebrauchten Tages zu seinem Start-Ziel-Sieg. Dank eines Monster-Putts im entscheidenden Moment. Großes Kino.

Faires Duell bei den Mädchen

Bei den Mädchen AK 18 kam es exakt zu jenem Zweikampf, der sich bereits nach zwei Runden abgezeichnet hatte. Emelie Edinger aus dem GC St. Leon-Rot schrieb gleich auf Bahn eins ihr Birdie und erhöhte den Druck auf die führende Sophie Witt aus dem GC Hubbelrath. Die zeigte sich wenig beeindruckt, schlug mit Birdies auf den Bahnen zwei, drei und fünf eiskalt zurück und verschaffte sich wieder ein kleines Polster.

Überhaupt war es äußerst beeindruckend, wie sportlich-fair und freundschaftlich Edinger und Witt während der gesamten Veranstaltung miteinander umgingen. Klar sind sie Konkurrentinnen. Immerhin ging es um die Deutsche Meisterschaft. Aber ihr Spirit, ihre Leidenschaft für Sport und ihr Teamplay - das war Werbung für das deutsche Golf. "Ich kann das alles noch gar nicht richtig fassen. Es hat großen Spaß gemacht hier, vor allem mit Emelie zu spielen. Nach dem Birdie auf der 16 wusste ich tatsächlich, dass ich das Ding hier gewinnen werde, und das fühlt sich jetzt großartig an", so die stolze Siegerin, die seit 2019 dem Junior Team Germany angehört.

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Glücklich und zufrieden waren auch Veranstalter und Gastgeber. Kein Wunder, bis auf die Verzögerung wegen Nebels am Freitag präsentierte sich die Anlage des Fürstlichen GC Oberschwaben in einem nahezu perfekten Zustand. "Deutschlands Golfsport ist im Aufwind. Die Männer sind Europameister, die Damen EM-Zweiter, und wir sind stolz, bei uns den besten Nachwuchs des Landes gesehen zu haben. So viele junge Menschen und gute Golfer - das macht uns sehr glücklich", erklärte Waldsee-Golf-Resort-Geschäftsführer Sascha Binoth auf der Siegerehrung unter strahlend blauem Himmel.

Im Namen des Deutschen Golf-Verbandes bedankte sich DGV-Vorstand Eicko Schulz-Hanßen beim gastgebenden Club für eine gelungene Veranstaltung. "Wir sind sehr froh, dass wir in Zeiten der Pandemie die seit 1934 währende Tradition dieser Meisterschaften fortsetzen konnten. Das ist nicht selbstverständlich in diesen Tagen und ich bedanke mich bei Mitgliedern, Eltern und Zuschauern für das Verständnis, nicht nur auf den Platz verzichtet zu haben, sondern auch dafür, dass derzeit einfach gewisse Hygieneregeln eingehalten werden müssen."

Und die neuen Deutschen Meister? Sophie Witt hat ihr Abitur bereits in der Tasche. Und jetzt endlich den ersehnten DM-Titel. "Ich wollte nicht wieder Zweite werden wie zuletzt in St. Leon-Rot", so Witt. Thomas Schmidt konnte sein Glück derweil immer noch nicht fassen. "Ich habe eine Fünf-Stunden-Fahrt vor mir und sitze allein im Auto. Vielleicht kann ich das alles dann in Ruhe sacken lassen."