Regelfest

Die zehn kuriosesten Regelfälle des Jahres


25. Dezember 2024 , Daniel Dillenburg


Waren 2024 in kuriose Regelfälle involviert: Rory McIlroy, Bryson DeChambeau und Bernhard Langer.
Waren 2024 in kuriose Regelfälle involviert: Rory McIlroy, Bryson DeChambeau und Bernhard Langer. | © Getty Images

Das Jahr 2024 liefert unzählige interessante Regelfälle, aus denen wir Amateure lernen können. „Regelfest“ hält sie hier stets auf dem Laufenden – inklusive Expertenmeinung vom DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn. Wir blicken zurück auf die zehn kuriosesten Regelfälle des Jahres.

1) Rose und der falsche Ball

Das Jahr ging gut los: Beim ersten Event der neuen PGA-Tour-Saison unterlief dem erfahrenen Justin Rose ein ungewöhnlicher Fehler. Er spielte den Ball seines Mitspielers, der in diesem Fall eine Mitschuld trug.

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Wie sehr hätte sich Justin Rose wohl gewünscht, im Rough zu liegen, so dass er seinen Ball dort automatisch sorgfältiger identifiziert hätte und nach seinen individuellen Kennzeichnungen auf dem Ball gesucht hätte. Aber so war der Fehler vorprogrammiert, und wir haben einen der seltenen Fälle, bei denen ein Spieler eine Strafe erhält, obwohl er an der Situation keine Schuld trägt, außer dass er als gegeben angenommen hat, was er vom letzten Loch her noch sicher wusste (dass nur er einen Ball mit der Nummer „2“ hatte).

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2) Von dieser Regeländerung hat McIlroy nichts mitbekommen

Er ist einer der besten Spieler der Welt, aber wie man seinen Ball richtig droppt, hatte Rory McIlroy bis zu einer Situation beim AT&T Pebble Beach Pro-Am nicht gewusst. Der 34-Jährige erklärte seinen Abschlag auf dem Par 5, der unter einem Pinienbusch gelandet war, für unspielbar. Also droppte McIlroy seinen Ball auf der Linie zur Fahne plus eine Schlägerlänge zur Seite. Letzteres ist wegen einer Änderung im Regelwerk seit 2023 jedoch nicht mehr erlaubt; er hätte also auf der Linie bleiben müssen (Regel 19.2b).

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Manchmal geht es um komplexe Zusammenhänge bei einem Regelfall, und manchmal macht ein Spieler wie selbstverständlich etwas, bei dem man nur staunen kann. Dieser Fall hier war einfach zu einfach.

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3) Aufgesetzt oder gedrückt - wurde hier geschummelt?

Der ehemalige US-Open-Champion Wyndham Clark sorgte bei seiner Schlagvorbereitung für eine Regelsituation, die ordentlich Gesprächsstoff auslöste. Es galt die Frage zu klären: Setzte er seinen Schläger nur auf oder lag ein Drücken vor? In Clarks Fall sei es nicht mit bloßem Auge zu erkennen gewesen, ob der Ball seine ursprüngliche Lage verließ, und daher wurde der Videobeweis nicht berücksichtigt (Regel 20.2c).

Kam bei seiner Aktion im Rough ohne Strafe davon: Wyndham Clark.
Kam bei seiner Aktion im Rough ohne Strafe davon: Wyndham Clark. | © Getty Images / X


Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das ist einer von den Fällen, bei denen man [als Referee, Anm. d. Red.] froh ist, wenn man an einer anderen Stelle des Platzes eine Spielergruppe „auf der Uhr“ hat, wenn es geschieht.

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4) Selbst ist der DeChambeau

In Runde zwei des 88. Masters sorgte Bryson DeChambeau für eines der Bilder des Turniers – vielleicht sogar des Jahres: Nach einem verzogenen Drive räumte er ein großes Schild aus seiner Schusslinie. Es stellte sich die Frage: Was gilt als bewegliches Hemmnis? Die Antwort: „Ein Hemmnis, das ohne übermäßigen Aufwand und ohne das Hemmnis oder den Platz zu beschädigen, bewegt werden kann.“ So lautet die Definition für ein bewegliches Hemmnis. „Ohne übermäßigen Aufwand“ lässt wiederum Raum für Interpretation.

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Bryson DeChambeau kennt (wie ich aus eigener Erfahrung weiß) die Regeln ganz hervorragend. So gut, dass er es weder nötig hat, einen Referee zu rufen, und er macht auch keine Versuche, die Referees auf eine falsche Spur zu locken. Er hat mit Sicherheit die Platzregeln zum Masters gelesen und festgestellt, dass Wegweiser nicht als „unbeweglich“ definiert waren.

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5) War der nun drin?

Emma Spitz traf am Finaltag des Amundi German Masters powered by VcG mit ihrem Abschlag das Loch. Doch ihr Ball hüpfte wieder heraus. Wir nahmen uns der interessanten Thematik an: Wann gilt ein Ball als eingelocht?

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Voreilige und euphorische Mitspieler, die begeistert den Flaggenstock aus dem Loch gerissen haben und den Ball damit auch wieder aus seiner Lage entfernt haben, waren ein häufiges Problem bei Bällen, die im Loch geklemmt haben. Als Reaktion auf diese freundlichen Mitspieler ist die aktuelle Version der Regeln entstanden. Unabhängig davon gilt in Bezug auf den Ball immer das Motto „Lieber fast vorbei als beinahe drin!“.

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6) Zu lange gesucht: Kontroverse Disqualifikation nach Videobeweis

Nasa Hataoka wurde bei der ShopRite LPGA Classic in Atlantic City, New Jersey, nachträglich disqualifiziert, weil per Videobeweis ein „schwerer Verstoß“ festgestellt wurde. Die Japanerin hatte zu lange nach ihrem Ball gesucht.

Musste eine bittere Disqualifikation hinnehmen: Nasa Hataoka.
Musste eine bittere Disqualifikation hinnehmen: Nasa Hataoka. | © Mike Stobe/Getty Images


Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Hätte die Spielerin sich nach dem Finden des Balls bei dem Referee erkundigt, ob der Ball noch „im Spiel“ sei, hätte dieser sofort dazu tätig werden müssen und die Spielerin hätte sich später auf seine Entscheidung berufen können. Aber erst nicht selbst die Zeit messen und sich dann nicht danach zu erkundigen, fällt einfach in die Kategorie „selber Schuld“.

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7) Warum Langer in Carnoustie kein Cart nutzen durfte

Bernhard Langer gehörte zu vier Spielern, denen bei der Senior Open Championship die Nutzung eines Carts verwehrt blieb. Der Grund sorgte für Stirnrunzeln. Padraig Harrington forderte eine Änderung im Regelwerk.

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Wenn es um „Extras“ geht, kann man darauf wetten, dass ein Fall kontrovers diskutiert wird. Sicher macht es auch einen Unterschied, ob es sich um Professionals handelt, denen Einnahmen entgehen, wenn sie nicht spielen können und einen Amateur, der eben nicht an den Clubmeisterschaften teilnimmt (die er wohl sowieso nicht gewinnen würde), weil er diese Woche neben seinen anderen Schwungproblemen Fußschmerzen hat. In beiden Fällen gibt es jedoch auch Beispiele, bei denen man „Pech gehabt“ sagt.

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8) Im Loch, aber im falschen

Ein Gullydeckel mitten auf dem Fairway sorgte für eine kuriose Situation im Detroit Golf Club. Akshay Bhatia verlor seinen Ball im Abfluss, weil die Löcher in der Abdeckung zu groß waren, kam aber unbeschadet davon.

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das ist ein schöner Fall, der zeigt, dass man nicht gleich in Hektik verfallen muss und lieber erst einmal einen Referee fragt. Regel 16.1b befasst sich mit der Erleichterung von ungewöhnlichen Platzverhältnissen und erlaubt, einen anderen Ball zum Droppen zu nehmen. Es ist also unerheblich, ob der Spieler seinen ursprünglichen Ball wiedererlangen kann.

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9) Eine teure Selbstanzeige

Ein Regelverstoß, der niemandem auffiel, außer dem Spieler selbst und selbst dieser war sich nicht hundertprozentig sicher, führte zu einer letztlich teuren Strafe. Es siegte der Sportsgeist: Nach Regel 8.1a übte Sahith Theegala folgende unerlaubte Handlung aus: „Entfernen oder Niederdrücken von Sand oder losem Erdreich.“ Theegala war sich zwar nicht zu 100 Prozent sicher, „aber ich würde sagen, ich bin zu 98, 99 Prozent sicher, dass etwas Sand bewegt wurde“. Hätte er sich nicht beim Referee gemeldet, so hätte er, sagte er selbst, nicht schlafen können.

Spielten die dritte Runde der Tour Championship gemeinsam: Xander Schauffele und Sahith Theegala.
Spielten die dritte Runde der Tour Championship gemeinsam: Xander Schauffele und Sahith Theegala. | © Tracy Wilcox/PGA TOUR via Getty Images


Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Das sind die Fälle, die man als Referee nicht haben möchte. Der Spieler macht (bis auf den Regelverstoß) alles richtig und man darf ihm „zur Belohnung“ mitteilen, dass er sich eine Strafe aufschreiben muss. Aber Golf ist nun einmal, den Ball in Übereinstimmung mit den Regeln vom Abschlag ins Loch zu spielen. Daraus ergibt sich, dass man kein Golf spielt, wenn man nicht nach den Regeln spielt.

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10) 15. Schläger kostet Profi vier Schläge

Joel Dahmen fiel bei der Shriners Children’s Open am vierten Loch auf, dass er ein Eisen 4 zu viel in seinem Bag hatte. Die Folge: Vier Strafschläge, eine missglückte Runde und eine frühzeitige Aufgabe.

Das sagte DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:

Es sind immer ärgerliche Regelfälle, wenn ein Spieler schon selbst weiß, dass etwas „Dummes“ passiert ist und er noch nicht einmal einen Vorteil davon hatte. Die Höchstzahl von 14 Schlägern ist seit Jahrzehnten unverändert und wurde lange Zeit von der Schlägerindustrie dahingehend perfekt berücksichtigt, dass ein Satz Eisen 9 Schläger beinhaltete, ein Satz Hölzer 3 Schläger, was dann mit dem Putter zusammen 13 Schläger ergab, die durch ein Eisen 2 oder Holz 4 ergänzt werden konnten. Heute ist es etwas unübersichtlicher, da viele Spieler drei Wedges haben und die Hybrid-Schläger dazugekommen sind.

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