Mit Hund und Mentalcoach gegen die Dämonen im Kopf

Lydia Ko hat in diesem Jahr die Womens Open und Olympiagold gewonnen. Anteile daran hat nicht nur ihre Mentaltrainerin, sondern auch Hund Kai.

Vor einem Jahr sah die Welt von Lydia Ko deutlich weniger bunt aus als heute. Sie steckte in einer sportlichen Krise, hatte ihre Saison mit gerade einmal zwei Top-Ten-Platzierungen beendet. Viel zu wenig, vor allem für ihre eigenen Ansprüche. Zwölf Monate später ist sie eine der Spielerinnen des Jahres 2024: drei Turniersiege, Triumph bei der Womens Open, olympisches Gold in Paris und neues Mitglied in der LPGA Hall of Fame. Auch mit dem Heather Farr Perseverance Award der LPGA hat man sie dekoriert. Ein Preis für eine Tour-Spielerin, die „durch ihre harte Arbeit, ihre Hingabe und ihre Liebe zum Golfsport Entschlossenheit, Ausdauer und Kampfgeist bei der Verwirklichung ihrer Ziele als Spielerin bewiesen hat.“

Ko über Arbeit mit Mentaltrainerin

„Es ist eine große Ehre, für die Reise, die ich hinter mir habe, anerkannt zu werden“, gab Ko in ihrer Pressekonferenz am Rande der CME Group Tour Championship in Naples, Florida zu Protokoll. Man nimmt dieses erwartbare Statement ab, eben weil es längst nicht immer so gut lief für sie. „Ich habe vor ein paar Jahren angefangen, mit meiner Mentaltrainerin zu arbeiten, sie ist eine unglaubliche Hilfe“, erzählt Ko. „Manchmal sprechen wir über private Dinge, die nichts mit Golf zu tun haben. So sehr wir auch versuchen, zwischen dem Golfsport und den Dingen außerhalb des Platzes zu unterscheiden, so sehr verschmelzen sie doch alle miteinander. Wir sind menschliche Wesen mit einem Gehirn. Alles verbindet sich irgendwie.“ Ko sagt auch: „Leider wirkt sich meine Leistung auf dem Golfplatz auf meine Leistung außerhalb des Platzes aus und umgekehrt.“ Mit ihrer Mentaltrainerin spreche sie gerade über diese Zusammenhänge viel. „Sie hat mir geholfen, die Dämonen in meinem Kopf zu beseitigen.“
 

Major- und Olympiasiegerin: Lydia Ko. | © golfsupport.nl/Brian Spurlock, ism

Das neue Leben mit Kai

Nicht nur sie, die Mentaltrainerin, scheint als Vertrauensperson eine wichtige Rolle einzunehmen. Daneben gibt es natürlich ihren Ehemann Chung Jun – und seit Mai auch Hund Kai, ein Shiba Inu, der sie die Prioritäten in ihrem Leben neu sortieren lässt. „Er ist großartig“, sagt Ko. „Ich lerne viel von ihm, zum Beispiel Geduld. Es macht so viel Spaß und er hält uns aktiv.“ Und weiter: „Es ist fantastisch, noch ein weiteres Energiebündel zu haben, manchmal kann ich mit seinem Lauftempo nicht mithalten, wenn er vor mir wegläuft. Es war ein großer Schritt für uns. Ich habe das Gefühl, dass unsere Familie gerade größer geworden ist.“

Hund Kai ist es auch, der ihr hin und wieder dabei hilft, die Resultate einer Golfrunde entspannter zu betrachten. „Ich habe ihn gesehen und dachte: Weißt du was?! Es gibt so viel mehr im Leben als das, was ich da gerade gespielt habe“, erinnert sie sich die Neuseeländerin an die Canadian Womens Open, wo sie zwar immerhin geteilte Achte wurde, den Titel aber doch recht deutlich verpasste.  

Hund oder Major-Sieg?

Eines ist für Ko auch klar, seit Kai Teil ihres Lebens ist: Der Hund ist wichtiger als die Karriere. Ob sie lieber ein weiteres Major gewinnen und dafür in Kauf nehmen würde, Kai nicht mehr sehen zu können, oder aus Liebe zum neuen Familienmitglied auf jeden weiteren großen Triumph verzichten würde, habe ihr Ehemann wissen wollen, erzählt Ko. „Ich würde lieber kein Major gewinnen und Kai in meinem Leben behalten“, antwortete sie. 

Allerdings scheint sich Ko gar nicht entscheiden zu müssen, das hat sie mit ihrem Triumph bei der Womens Open bewiesen. „Ein neues Leben in meinem Leben und so viele andere tolle Dinge auf dem Golfplatz. Es war ein Jahr wie im Märchen. Ich bin so dankbar für diese Saison“, sagt sie. Es klingt nach einer guten Voraussetzung, um auch im nächsten Jahr erfolgreich zu spielen – und Zeit mit Kai zu genießen.