Menschen
Als Tiger das Jackett zu hoch hielt
23. September 2024 , Thomas Fischbacher
Mark O’Meara hat sich von der Tour verabschiedet. Ein Blick zurück auf eine Karriere, die späte Major-Titel bereithielt, aber auch von einem Schummelvorwurf geprägt war.
Er wäre emotionaler, als viele annehmen würden, kommentierte Mark O’Meara seine Abschiedstränen. Bei seinem letzten Auftritt auf der PGA Tour Champions bekam er auf dem 17. Loch in Pebble Beach feuchte Augen. Schluchzend stand er am Grünrand, nachdem er auf dem berühmten Par 3 einen langen Putt im Loch untergebracht hatte. Es war das letzte Birdie einer Karriere, die 44 Jahre, 674 Starts auf der PGA Tour, zahlreiche weitere weltweit sowie 284 auf der PGA Tour Champions umfasste.
Der Ort des Abschieds war dabei kein willkürlicher. Auf dem kalifornischen Küstenplatz erlebte der 67-Jährige einige der schönsten Momente. Zwischen 1985 und 1997 gewann er fünfmal das Pebble Beach Pro-Am, zuvor hatte er bereits die California State Amateur 1979 auf dem historischen Kurs auf der wunderschönen Monterey-Halbinsel für sich entschieden.
„Es ist ein wenig überwältigend, das letzte Loch hinunterzugehen“, verriet er. „Ich bin dankbar für jeden Moment, den ich hier verbringen kann, vor allem an diesem Ort. Es ist nicht so, dass ich nie wieder nach Pebble Beach zurückkommen werde, aber die Tatsache, dass ich meine 44-jährige Karriere in Pebble Beach beenden kann, ist speziell. Ich hätte ich mir keinen spezielleren Tag und keinen besseren Ort aussuchen können.“
Freundschaft zu Woods
Mit O'Meara, der 1957 in Goldsboro, North Carolina, geboren wurde, verabschiedet sich einer der beliebtesten Charaktere der vergangenen Jahrzehnte endgültig von der Tour. Auch für Tiger Woods spielte er eine wichtige Rolle. Der sympatische Routinier nahm das Top-Talent unter seine Fittiche, als dieser in den 1990er Jahren als Teenager die ersten Schlagzeilen produzierte. Die beiden trainierten oft zusammen. Woods bezeichnete ihn als einen seiner wichtigsten Ratgeber. 1999 sicherte sich das Duo den Sieg beim World Cup.
Woods war es auch, der O’Meara 1998 ins Grüne Jackett half. Im bereits fortgeschrittenen Profi-Alter gewann der Amerikaner in diesem Jahr sowohl das Masters (sein erster Major-Titel) als auch die Open Championship in Royal Birkdale. Mit 41 Jahren kletterte der Hall-of-Famer bis auf den zweiten Rang der Weltrangliste nach oben.
Bei der traditionellen Siegerzeremonie im Augusta National schlüpfte er nicht ohne Probleme in das Grüne Jackett. „Tiger Woods - der so etwas wie mein kleiner Bruder ist - hat mir das grüne Jackett übergestreift“, sagte O'Meara bei GOLF.com. „Tiger ist ein bisschen größer als ich, und er hatte es hochgehalten, und ich konnte meinen linken Arm nicht in die Jacke stecken. Es war eine ziemlich unangenehme Situation, und schließlich drehte ich mich um, schaute Tiger an und sagte: 'Hey, du musst die Jacke etwas senken'. Und das tat er dann auch, und ich bekam meine Arme hinein und er umarmte mich.”
Bitterer Sieg in Frankreich
Der Sieg in Augusta war vielleicht der größte Moment seiner Karriere. Einer der bittersten passierte nur ein Jahr zuvor. O’Meara hatte die Trophee Lancome auf der European Tour für sich entschieden, musste sich im Nachgang aber mit heftigen Vorwürfen auseinandersetzen. Es ging um die Integrität.
Der Grund: Ein TV-Zuschauer bemerkte, dass der Amerikaner auf dem Weg zum Titel seinen Ball auf einem Loch deutlich vor seiner Marke auf das Grün legte. Jarmo Sandelin, der das Turnier auf dem zweiten Rang beendete, forderte eine Erklärung. Der Turniersieger gab später zu, den Ball unbeabsichtigt etwas näher zum Loch auf das gelegt zu haben. Am Ausgang änderten die Organisatoren nichts mehr. Doch der Vorfall in Frankreich hing ihm einige Zeit nach.
Den Durchblick behalten
1999 fiel er beim legendären Ryder Cup in Brookline dadurch auf, dass er in der amerikanischen Ekstase den Durchblick behielt und seine tobenden Team-Kollegen dazu aufforderte, auf die Fairness zu achten und das Grün zu verlassen. Diese hatten nach einem versenkten Putt von Justin Leonard für kurze Zeit die guten Manieren abgelegt und vergessen, dass José Maria Olazábal noch einen Versuch zum Teilen des Matches hatte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der zwischenzeitlich etwas ramponierte Ruf wiederhergestellt.
Insgesamt 34 Mal nahm der Mann von der US-Ostküste weltweit einen Pokal in Empfang. 2010 holte er sich bei den Senioren bei der Senior Players Championship einen weiteren Major-Titel. Nach acht Jahren Durststrecke gelang ihm 2019 in Arizona ein letzter Triumph bei den Über-50-Jährigen. Bereits 2015 wurde er Mitglied der Hall of Fame.
Mit 67 Jahren tritt O'Meara nun endgültig von der Bühne des professionellen Golfsports ab. Seine Major-Siege, seine Rolle als Mentor und sein Beitrag zum Ryder Cup machen ihn zu einem der herausragendsten Golfer seiner Generation.
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